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Hartmann, Andreas [Editor]; Malitz, Jürgen [Honoree]
Zwischen Antike und Moderne: Festschrift für Jürgen Malitz zum 65. Geburtstag, dargebracht von Kollegen, Freunden, Schülern und Weggefährten — Speyer, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.15012#0040
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Hans Jürgen Tschiedel

Versuch eines identifizierenden Zugriffs entzieht6. Von der Voraussetzung einer zwi-
schen ihm und Caesar bestehenden, w ie immer gearteten Beziehung auszugehen, die
den vom Bericht gelieferten Befund stützen, ergänzen oder erklären könnte, erweist
sich somit als unmöglich. Man bleibt, um die Konturen des dem Verfasser vor Augen
stehenden Caesarbildes zu gewinnen, allein auf die Analyse des Textes angewiesen.

Dieser setzt mit dem gegen Cn. Pompeius erhobenen Vorwurf ein. nach seiner
Flucht vom afrikanischen Kriegsschauplatz die spanische Provinz zu verwüsten und
skrupellos selbst gegen verdiente Bürger jener Städte vorzugehen, die ihm nicht von
sich aus hatten Gefolgschaft leisten w ollen. Diese civitates contrariae Pompeio (1,5)
schicken wiederholt und dringlich Hilfeersuchen nach Rom. denen Caesar schließlich
nachkommt. Mit der ihm eigenen Schnelligkeit (2.1: cum celeri festinatione)1 begibt
ersieh in die spanische Provinz, um die Kämpfe dort schleunigst zu beenden. Während
nun an dieser Stelle erklärt wird. Caesar habe die Reise imillis ... rebus confeclisH, also
nach Erledigung zahlreich anstehender Geschäfte, angetreten, liest es sich zu Anfang
des Werkes anders: Caesar sei. als Pompeius schon im jenseitigen Spanien Stellung
bezogen halle, in Rom festgehalten worden, weil er dort Spiele geben musstc (1.1): ...

Pompeius cum et aller iuris 11 ispaniae potitus esset, dum ("aesar muneribus dandis
in Italia c/elinelur. Das ist zw ar kein w irklicher Widerspruch: denn natürlich zählt für
den Triumphator auch das munera c/are zu den res conficienc/ae". Dennoch wirkt eine
derartige Gegenüberstellung der beiden Kontrahenten befremdlich, gibt sie doch zu-
mindest unterschwellig dem Gedanken Raum. Caesar wisse nichts Besseres zu tun.
als sich in Rom Volksbelustigungen zu widmen, w ohingegen er eigentlich umgehend

Ihe \ear45 B.C.". Dem Krgebnis liegen leider zu s iele Missverständnisse. Fehleinschätzungen und vor
allem Spekulationen zugrunde, als dass es überzeugen könnte.

Die bisher angestellten Vermutungen zur Diskussion standen die Namen Arguetius bzw. Clodius Ar-
quitius (so Kohl 1924 und 1 aller 1949. 166 188. der in dem Verfasser überdies einen „Ordonanzreiter"
Caesars zu erkennen glaubte). Fabius Maximus. Pedius (so van Hoof 1974, 137: „a man like Pedius or
Fabius Maximus"), L. Vibius Paciaeeus (so Stroeehi 1996) erweisen sich sämtlich als haltlos. Wenn
man hingegen das Bellum Alexandrmum oder Teile davon Caesar selbst oder Hirtius zuschreiben woll-
te, konnten sich diese Vorschläge jeweils auf gewichtige Indizien stützen, und durchaus bedenkens-
werte Überlegungen führten zu der Annahme, das Bellum A fncum könne von Sallust oder Munatius
Plancus stammen; ja die Verfasserschaft des Asinius Pollio glaubte man gar mit solcher Sicherheit
nachweisen zu können, dass fxluard Wölftlin seine Ausgabe von 1889 unter dem Titel erscheinen ließ:
C.Asini Pollionis de hello Africo commentarius.

Um den Lesern zu imponieren, hebt Caesar selbst wiederholt sein rasches und entschlossenes Handeln
hervor: Galt. 1,7,1; 1,10,3; 1.13.2: 1.37.4 5: 1.38.7: 2.3.1: 5,48.1; 6.1.4; 6.3.2; 6,3,6; 6,6,1; 7.9.3; civ.
1,37; 1,70.1-3: 3.2.2: 3.7.2. Die Verfasser der Fortsetzungsschriften folgen seinem Beispiel: Gall. 8,
praef. 6; 3.1; 3,4; 39.4: Bell. Alex. 66.3.5; 71.1-2; 78.5; Bell. Afr. 1.1-3; 26,4; 63,1-2; 73.1; 80.4.
Dies Oudendorps Kmendation: die Handschriften bieten: miiitis diebus coniectis.
Malitz 1987, 61ff. hebt die fülle der besonders seit dem Jahre 46 v.Chr. auf Caesar lastenden Arbeiten
hervor und erinnert in dem Zusammenhang daran, dass der Diktator den Unwillen der Bürger erregte,
weil er nicht einmal im Zirkus davon abließ. Bittschriften zu lesen und Korrespondenz zu erledigen
(vgl. Suet. Aug. 45.1).
 
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