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Hartmann, Andreas [Hrsg.]; Malitz, Jürgen [Gefeierte Pers.]
Zwischen Antike und Moderne: Festschrift für Jürgen Malitz zum 65. Geburtstag, dargebracht von Kollegen, Freunden, Schülern und Weggefährten — Speyer, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.15012#0248
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Uwe Walter

Die stärkste Kontinuität herrschte - naheliegendem eise - in den Großunter-
nehmungen. zumal beim Corpus der lateinischen Inscliriften. in der Limesfor-
schung und bei der Prosopographia hnperii Rornani. Hier führten Mommsens
Schüler das Begonnene fort, allen voran Otto Hirschfeld. Hennann Dessau
und Alfred von Domaszewski. später dann v.a. Ulrich Wilcken im Bereich
der Papyrusforschung3.

Lange Zeit ziemlich brach lag der Acker des römischen Staatsrechts. Hier gab
es zwar immer wieder Einzelstudicn. zumal zur (ohnehin problematischen)
Frühzeit, aber weder einen Ansatz zur Kritik noch zur Weiterentwicklung.
Letzteres war wohl auch nicht möglich, da Mommsen auf dem von ihm ge-
zeichneten Grundriß das Erreichbare geleistet hatte1. Erhoben w urde hier und
da lediglich der Vorwurf, das 1887/88 vollendete Werk sei ahistorisch; für
ein System des Staatsrechts, so dozierte Eduard Meyer, sei in der Geschichte
kein Platz, seine Kenntnis für den Historiker lediglich Voraussetzung'. Aber
das mag - zumindest bei Meyer - auch ein Reflex gew esen sein, die Histo-
rie gegenüber den gerade aufkommenden, systematisch verfahrenden Kul-
turwissenschaften als überlegen zu erweisen. In den 1920er Jahren gab es
zwar Prätentionen zu einer über Mommsen hinausweisenden römischen Vcr-
fassungsgeschichte. doch daraus wurde nichts. Jochen Blcickcn formulierte
die wohl zutreffende Einschätzung. Mommsens Staatsrecht habe durch sein
ungeheures Gewicht alle Arbeiten zu diesem Thema blockiert und zumal die
jungen Althistoriker in einige Verlegenheit gebracht ".
Das Gesamtbild der Geschichte der Republik, mit der sich Mommsen in den
letzten Jahrzehnten seines Schaffens kaum mehr befaßt hatte, w urde sowohl
in einem wesentlichen Punkt angegriffen als auch methodisch w ie inhaltlich
neu akzentuiert. Der Angriff galt dem - von Anfang an umstrittenen - Cacsar-
bild: hier ist als Einzelw erk v. a. Eduard Me\ ers ('aesars Monarchie und das
Prinzipat des Pontpeius von 1918 zu nennen . Die wesentliche Ergänzung
und Neuakzentuierung bildeten dann die Forschungen zur republikanischen
Aristokratie. Matthias Geizer legte 1912 seine gesellschaftsgcschichllichc
(wie man heute sagen w ürde) Anah sc der Nobilität vor und fragte dabei nach
der inneren Kohärenz dieser politischen Klasse sowie nach den Gründen für

Vgl. Christ 1982. 66-75; speziell zu Dessau Wannaek 2007.

Dazu bündig Heuß 1956. 56-57. - Zu Eugen Täublers Arbeiten aui'diesem Gebiet s. Heuß 1989/1995,
v. a. 1911-1925; zu diesem Aufsatz Walter 2009. 71 -74.
Vgl. Nippel 2005. 44.

Vgl. I ileicken 1998. 14: ..Die Zeit u ar für eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit Mommsen noch
nicht reif."

„[...] ein zu Recht berühmtes Buch, weil es zum ersten Mal über das Mommsenepigonentum hinaus-
stieß": Heuß 1956 1995. 1191.
 
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