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Säulenschäften uncl dergleichen bei der Architektur zu besprech-
enden Dingen kommen Ornamente fast gar nicht vor (vgl. die
Abb.). Ich habe betont, dass diese Einfachheit eine ganz auffällige
Erscheinung ist.
VII.
Stilistische Charakteristik.
Ich fasse unter der Ueberschrift „Stilistische Charakteristik“
eine Reihe von Abschnitten zusammen, obwohl ich mir bewusst
bin, dass Ueberschrift und Inhalt sich nicht völlig decken. Vöge
(a. a. O. S. 284 f.) hat ausgeführt, dass es ganz unmöglich ist,
„bestimmte Dinge eines Bildes der monographischen Forschung
und Betrachtungsweise zu vindicieren, andere als nur künstlerischer
Würdigung und Kritik zugänglich zu betrachten.“ „Künstlerisch
ist Alles, soweit der Grad des Interesses an der Natur daran ge-
messen werden kann. So ist ein Gewandstück, Gestus, ein Gesicht
sowohl Gegenstand künstlerischer wie monographischer Betrach-
tungsweise ; ohne weiteres ist klar, warum die letztere da un-
bedingt überwiegen muss, wo ein persönliches Verhältnis zur
Natur nicht oder so gut wie nicht vorhanden ist.“ Mit diesen
Worten ist der Kern der Sache getroffen. Es ist die Frage nach
dem Verhältnis zur Natur, welche, je nachdem die Antwort aus-
fällt, der Untersuchung einen vorwiegend monographischen oder
stilistischen Stempel aufdrückt.
Vöge bestreitet ein Verhältnis seiner Künstler zur Natur
fast ganz, und gewiss mit Recht. Trifft dies harte Urteil auch
auf unsere Gruppe zu ? Ja und nein, im Grossen und Ganzen
zweifellos, im Einzelnen zuweilen gewiss nicht. Vöge hat gerade
für die Miniaturmalerei des hohen Mittelalters eine noch stärkere
Entfremdung vor der Natur behauptet, wenigstens in seinem schon
berührten treffenden Ueberblick über die technische Entwicklung
und die Zusammenhänge von Bild und Ornamentik darauf hin-
gewiesen, dass die Malerei des hohen Mittelalters einen durchaus
ornamentalen Charakter trägt.
Wäre somit der Prozess der, dass die Malerei des Mittel-
alters, anstatt mehr und mehr die Natur zu bewältigen, in orna-
Säulenschäften uncl dergleichen bei der Architektur zu besprech-
enden Dingen kommen Ornamente fast gar nicht vor (vgl. die
Abb.). Ich habe betont, dass diese Einfachheit eine ganz auffällige
Erscheinung ist.
VII.
Stilistische Charakteristik.
Ich fasse unter der Ueberschrift „Stilistische Charakteristik“
eine Reihe von Abschnitten zusammen, obwohl ich mir bewusst
bin, dass Ueberschrift und Inhalt sich nicht völlig decken. Vöge
(a. a. O. S. 284 f.) hat ausgeführt, dass es ganz unmöglich ist,
„bestimmte Dinge eines Bildes der monographischen Forschung
und Betrachtungsweise zu vindicieren, andere als nur künstlerischer
Würdigung und Kritik zugänglich zu betrachten.“ „Künstlerisch
ist Alles, soweit der Grad des Interesses an der Natur daran ge-
messen werden kann. So ist ein Gewandstück, Gestus, ein Gesicht
sowohl Gegenstand künstlerischer wie monographischer Betrach-
tungsweise ; ohne weiteres ist klar, warum die letztere da un-
bedingt überwiegen muss, wo ein persönliches Verhältnis zur
Natur nicht oder so gut wie nicht vorhanden ist.“ Mit diesen
Worten ist der Kern der Sache getroffen. Es ist die Frage nach
dem Verhältnis zur Natur, welche, je nachdem die Antwort aus-
fällt, der Untersuchung einen vorwiegend monographischen oder
stilistischen Stempel aufdrückt.
Vöge bestreitet ein Verhältnis seiner Künstler zur Natur
fast ganz, und gewiss mit Recht. Trifft dies harte Urteil auch
auf unsere Gruppe zu ? Ja und nein, im Grossen und Ganzen
zweifellos, im Einzelnen zuweilen gewiss nicht. Vöge hat gerade
für die Miniaturmalerei des hohen Mittelalters eine noch stärkere
Entfremdung vor der Natur behauptet, wenigstens in seinem schon
berührten treffenden Ueberblick über die technische Entwicklung
und die Zusammenhänge von Bild und Ornamentik darauf hin-
gewiesen, dass die Malerei des hohen Mittelalters einen durchaus
ornamentalen Charakter trägt.
Wäre somit der Prozess der, dass die Malerei des Mittel-
alters, anstatt mehr und mehr die Natur zu bewältigen, in orna-