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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Winter-Halbjahr 1897/98 — Heidelberg, 1897-1898

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Nr. 7 (4. Dezember 1897)
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https://doi.org/10.11588/diglit.24657#0047
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Nr. 7

Heidelberger Akademische Mitteilungen

1897/98

Hoclisclmlnachricliten.

Heidolberg-, 3. Dezember 1897.

* Die akademische Rede, welche Se. Magnificenz, der
Prorektor Herr Geh. Hofrat Dr. Georg Meyer am 22. No-
vember bei der akademischen Feier gehalten hat und welche
über „Die Entstehung und Ausbildung des allgemeinen Stimm-
rechts“ handelt, ist nunmelir im Druck erschienen und kann
auf der Universitätskanzlei in Empfang genommen werden.

* Stiftuugsfest. Das Corps „Guestphalia“ begeht vom
3.—5. Dezember sein 79. Stiftungsfest.

* Stenographisches. Ausser dem vom hiesigen Gabels-
berger Stenographenverein veranstalteten Lehrgang, der bereits
begonnen hat, wird, wie aus dem Anzeigenteil hervorgeht,
nuu auch der Verein für Vereinfachte Deutsche Stenographie
(Einigungssystem Stolze-Schrey) einen 7 Stunden umfassen-
den Lehrgang in dieser Kurzschrift eröffnen.

Stiftungsfest der Universität.

(Scbluss.)

Nachdem Se. Magnificenz der Herr Prorektor sodann
Mitteilungen aus der Chronik der Universität gemacht,
des verstorbenen Prinzen Wilhelm von Baden sowie
der im Laufe des letzten Studienjahres dahingeschiede-
nen hervorragenden akademischen Lelirer, der Herren
Kirchenrat Holsten und Geh. Eat Dr. Victor Meyer
in warmen Worten gedacht hatte, berichtete er iiber
die Veränderungen im Lelirkörper, die Auszeichnungen,
die einer grösseren Reihe der Angehörigen unserer
Hochschule zu teil geworden, sowie die Schenkungen,
die auch im verflossenen Jahre der Hochschule und ein-
zelnen Instituten zugeflossen sind, und ging zu dem
letzten Akte der Feier iiber, der Verkündigung der Ur-
teile der Fakultäten liber die eingelaufenen Preisschriften
und der fiir das nächste Jahr gestellten Preisfragen.

Es lagen nur je eine Beantwortung der von der
medizinischen und der von der philosophischen Fakultät
aus dem Gebiete der Geschichte gestellten Preisfragen
vor; für die tibrigen Preisaufgaben sind keine Bewerber
aufgetreten.

Die medizinische Fakultät hat der mit dem Motto
„Veritas!“ eingereichten Arbeit über die morphologischen
Veränderungen der Blutkörper und des Fibrins bei der
vitalen Gerinnung den Preis zuerkannt mit folgendem
Schlussurtheil:

„Der Verfasser der mit dem Motto „Veritas!“ ver-
sehenen Bearbeitung wählte, um die Vorgänge der vi-
talen Gerinnung des Blutes zu untersuchen, den experi-
mentellen AVeg. Durch Ablösungen der Iris hat er Blut-
ungen in die vordere Augenkammer hervorgerufen und
von Zeit zu Zeit kleine Mengen dieses Extravasates
entnommen, um sie in frischem sowie in konserviertem Zu-
stande einer Untersuchung zu unterziehen. Die Abschei-
dungs- und Abschniirungsvorgänge an den roten Blut-
körpern werden ausführlich geschildert und deren Be-
ziehung zu der Entstehung von Blutplättchen eingehend
erörtert. An den weissen Blutkörpern liessen sich Ver-
änderungen erst in späteren Pliasen der Gerinnung nach-
weisen. Der Verfasser zieht aus seinen Beobachtungen
den Schluss, dass die zuerst erwähnten Prozesse bei
der Gerinnung die Hauptrolle spielen und begründet den-
selben durch eine Verwertung seiner Versuchsergebnisse.
Bei der Abschätzung der Bedeutung der eigenen Befunde
und der Kritik der Leistungen Anderer wird eine Zu-
rückhaltung geiibt, welche volle Anerkennung verdient.
Dass der Verfasser mit der Geschichte des Gegenstan-
des genügend vertraut ist, geht aus der Einleitung her-
vor. Obgleich in der Bearbeitung nur die vitale extra-
vasculäre Gerinnung berücksichtigt wird, erkennt die

Fakultät derselben dennoch den Preis zu, weil möglicher
AVeise die Beschränkung auf diesen Theil der Aufgabe
im Interesse der Lösung der ersteren geboten war“.

Dem Verfasser wird ausserdem das Zinserträgnis
der Otto Weber-Stiftung für das Jahr 1897 mit 300 Mk.
zugesprochen.

Nach Oeffnung des Umschlags ergiebt sich als Ver-
fasser:

Dr. Franz Müller, cand. med., aus Berlin.

Die von der philosophischen Fakultät aus dem Ge-
biete der Geschichte gestellte Preisaufgabe:

„Die Reichspolitik der beiden hohenzollernschen
Kurfürsten Joachims I. von Brandenburg und Albrechts
von Mainz in den Jahren 1518—1521 mit spezieller
Untersuchung ihrer Beziehungen zu der Kaiserwahl
von 1519“

hat eine Bearbeitung gefunden mit dem Motto „Suum
cuique“.

Das Urteil der Fakultät lautet:

„Die Arbeit mit dem Motto „Suum cuique“ ist als
ein fleissiger und geschickterVersuch anzuerkennen. Der
Verfasser zeigt ausreichende Kenntnis der allgemeinen
Reichsgeschichte sowie der einschlägigen Litteratur, und
hat sich auch namentlich in das weitschichtige Akten-
material für die politische Geschichte der behandelten
Jahre gut eingearbeitet. Die Darstellung ist zweckmässig
disponiert, klar geschrieben und legt die verwickelten
Verhältnisse, um die es sicli handelt, in der Hauptsache
richtig und mit verständigem Urteil dar; an einzelnen
Stellen hervortretende allzu enge, aucli formelle Anleh-
nung an gewisse Vorgänger wird man dem Anfänger
zu Gute halten müssen. Allerdings erschöpft die Ab-
handlung das Tliema nicht in jeder Hinsiclit. Das Ver-
ständnis und die Beurteilung der beiden im Mittelpunkt
stehenden brandenburgischen Kurfürsten könnte etwas
tiefer gefasst und begriindet werden, besonders auch da-
durch, dass zur Erläuterung ihrer reichsfürstlichen
Politik aucli die speziellen Verliältnisse ihrer landes-
herrlichen Stellung näher ins Auge gefasst würden.
Der letzte Abschnitt, iiber die Thätigkeit Albrechts von
Mainz und Joachims von Brandenburg auf dem Wormser
Reichstag von 1521, dürfte, nach Massgabe des vorhan-
denen reichlichen Materials, etwas weniger summarisch
bemessen sein. Bei all dem legt die Arbeit dennoch ein
giinstiges Zeugnis ab von der guten Begabung des Ver-
fassers und von dem hingebenden Fleiss, womit er die
gestellte Aufgabe ergriffen und behandelt hat. Die philo-
sophische Fakultät kann dem Verfasser den ausgesetz-
ten Preis zuerkennen“.

Nach Eröffnung des ümschlags mit dem angegebenen
Motto zeigt sich als Verfasser der Preisschrift:

Paul Pick, cand. iur. et hist. art., aus Aachen.

Die von den Fakultäten für das nächste Studien-
jahr gestellten Preisaufgaben teilen wir unter den „Amt-
lichen Bekanntmachungen“ dieser Nummer mit.

Herr Geh. Hofrat Meyer schloss seine Rede mit dem
Hinweis auf das leuchtende Vorbild treuer politischer
Pflichterfüllung, unseren erhabenen Grossherzog Fried-
rich, dem wir die Erneuerung unserer Hochschule ver-
danken und unter dessen segensreiclier Regierung das
badische Land und die Universität Heidelberg einen so
glänzenden Aufschwung genommen hat. „Mit erleich-
tertem Herzen“, endete Redner, „haben wir die Kunde
von seiner stetig fortschreitenden Genesung vernommen,
und mit hoher Freude hat es uns erfüllt, dass Seine
Königliche Hoheit vor kurzem wieder im Kreise seiner
getreuen Unterthanen erscheinen konnte. Mügen wir uns
noch lange seiner landesväterlichen Fürsorge zu erfreuen
 
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