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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Winter-Halbjahr 1901/02 — 1901/​1902

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1901/02

Heidelberger Akademische Mitteilungen

Nr. 12

Hochschuliiaclirichten.
Heidelberg, 24. Januar 1902.
Todesfall. Einem langjährigen Lungenleiden, von
welchem er früher längere Jahre hindurch in König-
stein im Taunus Genesung zu erlangen suchte, ist der
a. o. Professor an der hiesigen Universität und frühere
Assistent am hygienischen Institut, Dr. E. Cramer, der
in litterarisehen Kreisen besonders durch seine kurz-
gefasste Hygiene bekannt geworden ist, in Aachen, wo
er seit zwei Jahren im Luisenspital thätig war, gestor-
ben. Der Verblichene hat ein Alter von 39 Jahren er-
reicht. Die Beisetzung findet am 25. ds. M. in Marburg
statt.
Habilitation. In der Medizinischen Fakultät habi-
litiert sich Dr. med. Fr i e drieh Völcker. Die Probe-
vorlesung findet Samstag, den 25. Januar 1902, mittags
12 Uhr im Hörsaal der Chirurgischen Klinik statt und
handelt: »Lieber Pyämie und Septicämie“.
Der Studentische Verein für innere und äussere
Mission wird Montag, den 3. Februar einen Ausflug nach
Mosbach veranstalten zur Besichtigung der dortigen
Idiotenanstalt. Der Vorstand derselben wird die Freund-
lichkeit haben, die verehrlichen Herren Kommilitonen,
die sich daran beteiligen, in der Anstalt umherzuführen
und Aufschluss über ihre Einrichtungen und die Für-
sorge für diese bedauernswerten Geschöpfe zu geben.
Wir laden die Herren Kommilitonen ein, die gütigst ge-
währte Erlaubnis und Gelegenheit, einen Zweig heu-
tiger sozialer Arbeit persönlich kennen zu lernen, zu
benutzen (auch Nicht-Mitglieder sind freundlichst ein-
geladen) und bitten um möglichst baldige Angabe der
Adresse an den derzeitigen Vorsitzenden des Studen-
tischen Vereins für innere und äussere Mission, H. Schön-
thal, cand. theol., Nhm. Ladenburger Str. 22. Zusammen-
kunft und Abfahrt (mit Gesellschaftskarte) Montag, den
3. Februar, 12M Hauptbahnhof.
w
Von anderen Hochschulen.
Jena. Der weimarische Landtag hatte Ende vori-
gen Jahres eine allgemeine Erhöhung der Besoldungen
für diejenigen Lehrer und Beamten der Universität be-
schlossen, welche auf das bisher bestehende Privileg

der Steuerfreiheit verzichteten. Hierfür haben sich 120
Professoren und Beamte erklärt, während 40 auf die Be-
soldungserhöhung verzichten und an dem Steuerprivileg
festhalten.
München. In der Nacht vom 20. auf 21. ds. Mts.
starben hier der Kliniker Geh. Rat Dr. von Ziemssen
und der Professor der Zoologie Emil Selenka.
Frequenz der bayerischen Universitäten. An der
Universität München studieren im Wintersemester 1901/2
2182 Bayern und 2021 Nichtbayern, zusammen 4203 ; da-
zu kommen noch 227 Hörer und 28 Hörerinnen, so dass
sich die Gesamtfrequenz auf 4459 stellt. Die Univer-
sität Würzburg besuchen 725 Bayern und 459 Nichtbayern,
zusammen 1194, dazu 19 Hörer und 41 Hörerinnen, so-
mit beträgt die gesamte Frequenzziffer 1254. An der
Universität Erlangen sind immatrikuliert 646 Bayern
und 358 Nichtbayern, zusammen 1004 Studenten, zu denen
noch 13 Hörer und 4 Hörerinnen hinzutreten, Gesamt-
frequenz somit 1021. — Die Technische Hochschule in
München weist für das laufende Semester folgende Be-
suchsziffern auf: Bayern 1887, Angehörige anderer deut-
scher Bundesstaaten 420, Ausländer 497, zusammen 2804,
von denen 2358 eigentliche Studierende, 200 Zuhörer
und 246 Hospitanten sind. Von den Auländern stammen
206 aus Russland, 111 aus Oesterreich-Ungarn, 53 aus
der Schweiz, 32 aus Rumänien, 19 aus Bulgarien, 14 aus
Schweden und Norwegen, je 11 aus Italien und Serbien,
während sich die Uebrigen in kleineren Ziffergruppen
auf das sonstige Ausland verteilen. — Die Tierärztliche
Hochschule in München wird im laufenden Semester
von 306 Studierenden besucht, von denen 270 aus Bayern
stammen. — Die Forstliche Hochschule Aschaffenburg
hat eine Frequenzziffer von 57, darunter 44 Aspiranten
des bayerischen Staatsforstverwaltungsdienstes.

Veranstaltungen der Vereine.
Histor.-philos. Verein. Montag, den 3. Februar 1902,
abends 8*/2 Uhr, im Museum (roter Saal): Vortrag des
Herrn Schneegans: „Francois Villon“.
Akademische Photographische Gesellschaft. Mittwoch,
den 29. Januar, abends 8l/ä h. s. t. im Friedrichsbau:
Vortrag des Herrn Dr. Holzer: „Heber Filmsauf-
nahmen“.

Um jedoch wieder auf die Duelle der Heidelberger Studenten
zu kommen, so waren dieselben allerdings das A und das O des
ganzen Lebens derselben. 'Die beiden Parteien, Landsmann-
schaften und Burschenschaft lagen sich immer in den Haaren,
bald korporationsweise, bald einzelne; tagtäglich wurden Forder-
ungen ausgefochten, oft mehrere hintereinander; jeder wusste
es, und man ging, namentlich wenn berühmte Fechter auftraten,
prozessionsweise in die Hirschgasse um zuzusehen. (Doch er-
schienen zu unsrer Zeit noch keine englischen Damen auf der
Gallerie.) Es war ein grosser Saal mit Nebenzimmer dazu ein-
gerichtet; für Waffen und Schutzapparate waren Schränke vor-
handen; ein „Paukdoktor“, ein geschickter Wundarzt, welcher
von den Verbindungen 1200 Gulden Besoldung hatte, je die
Hälfte von beiden Seiten, musste anwesend sein und hatte sein
unheimliches Geräte aufgelegt. Die Gefahr einer Tötung oder
schweren Verwundung war freilich bei der sorgfältigen Ver-
mummung nicht gross; doch kamen immerhin zuweilen hübsche
Hiebe ins Gesicht oder, was am meisten gefürchtet wurde, Stiche
durch unrichtigen Gebrauch der Waffe vor, welche augenblick-
liche Hilfe erforderte. Nach Vollendung des Kampfes wurde,
wenn auch nicht immer, gezecht, bei Verwundeten der Reihe
nach Wache gehalten, überhaupt aber wichtig gethan und viel
Zeit verdorben. Der Senat aber, die Polizei, kurz die Obrig-
keit? Sie sahen durch die Finger; wussten nicht was die Jungen

aus der Schule mit zu Hause brachten; schickten zum .Scheine
dann und wann einen Pedellen, welcher, von weitem durch
regelmässige bezahlte Schildwachen angezeigt, nur den leeren
Saal, im Garten oder Hause aber friedlich. Zechende , fand.
Höchstens wenn einmal der Unfug gar zu gross Wurde, Schritt
man mit allgemeinem Zimmerarreste sämtlicher möglicherweise
Beteiligter und mit Nötigung eines jeden derselben zur schrift-
lichen Lossagung von, dem ganzen Handel ein-, worauf denn
auch alsbald vollständig Ruhe wurde, denn am Ende war man
ja selbst froh, aus einer verdriesslichen Sache in guter Art zu
kommen. — Das bezügliche Urteil über Studenten und über Be-
hörden kann ich mir Wohl ersparen; die allseitige. Verkehrtheit
liegt zu Tage.
Von besonderen Begebenheiten, welche in diese Zeit ge-
fallen wären, vermag ich nur folgende zu nennen! Zuerst die
Hinrichtung Sands in Mannheim. Ich kann mich nicht erinnern,
dass bei uns, selbst in der Burschenschaft, grosse Sympathie
gewesen wäre; allein es wurde doch allgemein für unschicklich
erachtet, der Hinrichtung eines Studenten anzuwohnen, und die
Wenigen, welche dieser Uebereiiikunft sich nicht fügten, meistens
Kurländer, hatten deshalb später manchen Strauss auszufechten.
An Ostern 1821 war meine Studienzeit zu Ende.
 
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