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Richard Graf Du Moulin Eckart

das Altenburgisehe eingewandert sein. Auf seinen Beisen nach Nürnberg
ging er wohl selbst in seiner freundlichen, humorvollen Weise den Spuren
ihrer Herkunft nach. Zeit seines Lebens hat er denn auch einen wahren,
treuen Familiensinn bewahrt. Durch die Mutter war er mit dem Histo-
riker Zinkeisen verwandt.

Nach Vollendung der Gymnasialstudien bezog er Ostern 1845 die
Universität Jena. Die Wahl dieser Hochschule mag ihm nicht leicht
geworden sein. War doch dort auf der Lobedaburg sein älterer Bruder
als Fürstenkellerianer auf der Mensur gefallen und der Schatten dieses
in jugendlicher Kraft so jäh geendeten Lebens konnte sich zwischen ihn
und die Freuden des Studentenlebens wohl stellen. Er hat selten, ja
fast nie von dem tragischen Ereignisse gesprochen. Aber es zeigte von
seiner Energie, dass er, freilich nach langem Schwanken, in die Burschen-
schaft Teutonia eintrat, der er Zeit seines Lebens ein treuer, warmblütiger
Anhänger geblieben ist. Das Schwanken hatte seine Ursache in den Familien-
verhältnissen, in „seiner Armut“, wie er selbst sagt, „die ihn ernst daran
mahnte, seine Zeit ernst zu benutzen, da er ohnehin ein weites Feld zu
durchlaufen hatte“. Aber die Poesie des Burschenlebens zog ihn unwider-
stehlich an. Mit jungen Augen erkannte er den Benaissancezug, der
durch dasselbe geht und allen, die es genossen, ein treuer, lieber Be-
gleiter bleibt. So schrieb er denn damals in sein Tagebuch ein: „Die
Poesie des Studentenlebens will ich in vollen Zügen aus dem Born des
jugendlich elastischen, frischen Lebens des Burschen schöpfen.“ Aber
seine Freude blieb auch jetzt mehr innerlich; er hat den Hieber ritter-
lich geschwungen, doch ein Führer im Streit ist er nie gewesen. Und
dennoch fand er an dem teutonischen Treiben in Jena warmes Gefallen
und gerne hat er davon in späteren Jahren geplaudert. Sonst sah er
ernst ins Leben und die Wissenschaft zog ihn von Anfang mächtig an.
Sie beschäftigte ihn sichtlich mehr als die engeren und weiteren Sorgen
der Burschenschaft, der er sich ihrer „republikanischen Gesinnung“
wegen angeschlossen. Er hatte sich der klassischen Philologie zugewen-
det: dabei war aber damals eine eingehendere Beschäftigung mit Ge-
schichte und Philosophie notwendig verbunden. Das ward sein Schicksal.
Sofort vertiefte er sich in die griechische Geschichte und fand den Lehrer,
der ihm bald das gesamte, vaste Gebiet derselben eröffnen sollte, um
ihn dann auf die deutschen und insbesondere auf die brandenburgischen
Dinge hinzulenken. Fast gleichmässig wandte er auch der Philosophie
seine Neigung zu. Es hat denn in der That wenig Historiker gegeben,
die über eine so tiefe und gründliche philosophische Bildung verfügten
 
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