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Reinhold Steig

schrieb aber Grenzer am 15. März 1807 an Böttiger, „officiell noch
nichts davon. Indessen würde ich mich dieser wichtigen Acquisition in
jedem Betracht freuen. Schütz kenne ich als meinen ehemaligen Lehrer
aus persönlicher Bekanntschaft und ein Literator wie Ersch wäre dem
Institut wie der Universität ein grosser Gewinn“. Dies alles blieb jedoch
ohne Folgen.

Um so ernster und gefährlicher für Creuzer aber erwies sich ein
dritter Versuch: nämlich die Jenaische Litteratur-Zeitung mit ihrem
Redakteur Eichstädt, der Voss ergeben war, nach Heidelberg zu ver-
pflanzen. Diese unverhältnismässige Verstärkung der gegnerischen und
Schwächung der eigenen Position konnte sich Creuzer nicht gefallen
lassen. Er erklärte sich bestimmt dawider, und durch die Begründung
der Heidelberger Jahrbücher wurde die Absicht der Gegenpartei zerstört.
Zwischen der Heidelberger und der Jenaer Redaktion herrschte fortan
eine Spannung, die ab und zu üble Zeichen ihres unvertilgbaren Vor-
handenseins gab: Creuzer, Böckh und wer sonst poetisch zu Heidelberg
hielt, bekam einer nach dem andern den Unmut der Jenaer zu kosten.
Heidelberg trat ferner damals in Rivalität mit Göttingen und ge-
dachte auch die in altem Geleise fortgehenden Gelehrten Anzeigen
zu überflügeln. Böckhs noch nicht gedruckte Korrespondenz mit dem
Minister von Reizenstein, die ich gelesen, enthält so manchen Beleg
dafür. Gut stand sich Creuzer dagegen auch weiterhin mit Schütz
in Halle, und in seinen Briefen an ihn von 1808 und 1809 erneuern
sich die Versuche, die von Schütz redigierte Hallische Litteratur-
Zeitung für Heidelberg und, was nicht so schwer war, gegen Jena
einzunehmen. Nicht als ob das alles allein aus niederen persönlichen
Beweggründen geschehen sei. Im Gegenteil, ein neuer, produktiver,
das „Vaterland“ (wie Creuzer einmal sagt) erfassender Geist sollte die
Heidelberger Jahrbücher erfüllen und wurde an den übrigen Instituten
vermisst. „Das Zeitalter warnt“, heisst es schon 1807 in der An-
kündigung, „und der Genius der Wissenschaften verbietet, die Kritik
zu einem Mittel der Gewinnsucht, der literarischen Partei- und Herrsch-
sucht herabzusetzen“.

Diejenigen Männer, die die Ankündigung unterschrieben und zuerst
die Geschäfte führten, waren Ackermann, Creuzer, Daub, Heise, Langs-
dorf, Loos, Schwarz, Thibaut, Wilken. Sie bildeten das Redaktions-
kollegium. Und ihren Fakultäten entsprechend, erschienen die Heidel-
berger Jahrbücher in fünf von einander gesonderten Abteilungen: 1) für
Theologie, Philosophie und Pädagogik, 2) für Jurisprudenz und Staats-
 
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