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Zeugnisse zur Pflege der deutschen Litteratur in den Heidelb. Jahrbüchern 189

wie gesagt, ohne, selten mit Verfassernamen, aber auch mit blossen
Anfangsbuchstaben, mit willkürlich gesetzten Buchstaben oder Chiffern.
Diese gilt es, zum Verständnis und zur Wertbestimmung des- Inhaltes,
aufzulösen. Eine anonyme Rezension ist eigentlich keine Rezension;
man will wissen, wer sie geschrieben hat; immer sehen wir daher, im
Bereiche unserer litterarischen Überlieferung, vorkommenden Palls die
Frage aufwerfen: wer ist der Verfasser? Fichte wie Treitschke wussten,
was sie wollten, als sie für jeden Zeitungsartikel die Unterschrift des
Verfassers forderten. Rezensionen haben eben einen subjektiven Wert,
der aber nicht allein beim Rezensenten anfängt. Die Auswahl des
Rezensenten für ein Buch, die wissenschaftliche Stellung die er einnimmt,
seine Zugehörigkeit zu oder Abneigung vor bestimmten Gruppen seiner
Wissenschaft, auch wohl menschlich für sich oder den Autor nebenher
laufende Wünsche und Zwecke, all das bedingt, ohne des Einzelnen
Schuld, den subjektiven Charakter einer Rezension. Dadurch gerade
erhöht sich für uns das Interesse, das wir, wenn die Dinge historisch
geworden sind, nun objektiv solchen Rezensionen entgegenbringen.
Historisch arbeitend habe ich wenigstens die eigentlich wichtigen Züge
einer anonymen Rezension und sie selbst erst dann zu verstehen ge-
glaubt, wenn ich den Verfasser kennen lernte und die übrigen Ver-
hältnisse übersehen konnte, unter denen sie entstanden war. Nun aber
sind in den Heidelberger Jahrbüchern die Unterfertigungen in und ausser
den Registern keine verlässlichen Wegweiser durch die Irre. Sie stimmen
nicht genau. Es kam daher, dass diese äusseren Dinge vielfach dem ange-
stellten Sekretär der Jahrbücher überlassen blieben, der seine Sache so gut,
als ihm beliebte, machte. Oft mag aber der Sekretär selber nicht gewusst
haben, wer der Verfasser einer anonymen Anzeige war, und daraus
flössen dann auch irrige und ungenaue Angaben. All dies muss auf-
geklärt werden, und dazu sollen die nachfolgenden Zeugnisse dienen,
die ich, nicht ohne freundlich teilnehmendes Entgegenkommen von
mancher Seite, allmählich aus privaten Nachlässen Arnims, Böckhs,
Creuzers, Grimms, oder aus dem Besitze der Königlichen Bibliotheken
zu Berlin und Dresden gesammelt habe; manche Nachforschung nach
einst Vorhandenem hat, wie es zu gehen pflegt, auch wohl zu keinem
Resultate mehr geführt. Die meisten Blätter gebe ich vollständig
wieder, in dem Glauben, dass auch die übrigen persönlichen oder all-
gemeinen Mitteilungen, die sie enthalten, der Geschichte der Heidel-
berger Romantik nützen werden ; aus den Briefen Windischmanns und
denen Creuzers an Böttiger allerdings schien es mir zu genügen nur die
 
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