DOI Artikel:
Sillib, Rudolf: Über Verlegungspläne der Universität Heidelberg
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.29092#0007
Uber Verlegungspläne der Universität Heidelberg.
Von
Rudolf Sillib.
Wenn es die Aufgabe jeglicher historischen Darstellung ist, Ent-
wicklungen zu schildern, und wenn jede historische Erscheinung erst
durch ihren inneren Zusammenhang mit Anderem abscliliessende Beur-
teilung finden kann, dürfen auch beabsichtigte, jedoch niclit zur Aus-
führung gebrachte Handlungen insofern in den Bereich geschichtlicher
Untersuclmng gezogen werden, als sie wertvoll werden können zur
Charakteristik ihrer Urheber und der Zeitstimmung. Man kann den
Boden tatsächlichen Geschehens verlassen und sich gleichwohl fern halten
von der Betrachtung unbegrenzter Möglichkeiten, man wird jeweils nur
zu unterscheiden haben, ob Projekte rein privaten Ursprungs, uferlose
Phantasien Unberufener, vorliegen, oder ob sie von Persönlichkeiten aus-
gehen, die durch ihre Stellung und Bedeutung zur Beachtung nötigen.
Unter diesem Gesichtspunkt mögen hier einige Pläne zur Verlegung
der Universität Heidelberg dargelegt und erörtert werden.
Wie oft und schwer auch in ihrer mehr als fünfhundertjährigen
Geschichte die Universität von innerer Zersetzung wie von aussen kom-
mender Gefahr heimgesucht worden ist, niemals ist sie, wenigstens nie
dauernd, ihrem heimatlichen Boden entfremdet worden. Vorübergehend
war die Universität zwar mehr als einmal gezwungen Heidelbergs Mauern
zu verlassen, so im Jahr 1528, 1547 uud 1555, wo sie jedesmal an-
steckender Krankheiten wegen das nahe Eberbach aufgesucht hat; aus
demselben Grund musste sie 1563—64 in Oppenheim und 1564—65
in Eppingen Zuflucht nehmen. Kaum ein Menschenalter darauf war es
die Zerstörung Heidelbergs durch die Pranzosen, die 1693 fiir Lehrende
und Lernende Anlass gab, die Stadt zu verlassen und in Frankfurt a. M.
zur Wiedererrichtung der Universität sich zu sammeln. Während der
NEUE HEIDELB. JAHRBUEClIEll XIV. i
Von
Rudolf Sillib.
Wenn es die Aufgabe jeglicher historischen Darstellung ist, Ent-
wicklungen zu schildern, und wenn jede historische Erscheinung erst
durch ihren inneren Zusammenhang mit Anderem abscliliessende Beur-
teilung finden kann, dürfen auch beabsichtigte, jedoch niclit zur Aus-
führung gebrachte Handlungen insofern in den Bereich geschichtlicher
Untersuclmng gezogen werden, als sie wertvoll werden können zur
Charakteristik ihrer Urheber und der Zeitstimmung. Man kann den
Boden tatsächlichen Geschehens verlassen und sich gleichwohl fern halten
von der Betrachtung unbegrenzter Möglichkeiten, man wird jeweils nur
zu unterscheiden haben, ob Projekte rein privaten Ursprungs, uferlose
Phantasien Unberufener, vorliegen, oder ob sie von Persönlichkeiten aus-
gehen, die durch ihre Stellung und Bedeutung zur Beachtung nötigen.
Unter diesem Gesichtspunkt mögen hier einige Pläne zur Verlegung
der Universität Heidelberg dargelegt und erörtert werden.
Wie oft und schwer auch in ihrer mehr als fünfhundertjährigen
Geschichte die Universität von innerer Zersetzung wie von aussen kom-
mender Gefahr heimgesucht worden ist, niemals ist sie, wenigstens nie
dauernd, ihrem heimatlichen Boden entfremdet worden. Vorübergehend
war die Universität zwar mehr als einmal gezwungen Heidelbergs Mauern
zu verlassen, so im Jahr 1528, 1547 uud 1555, wo sie jedesmal an-
steckender Krankheiten wegen das nahe Eberbach aufgesucht hat; aus
demselben Grund musste sie 1563—64 in Oppenheim und 1564—65
in Eppingen Zuflucht nehmen. Kaum ein Menschenalter darauf war es
die Zerstörung Heidelbergs durch die Pranzosen, die 1693 fiir Lehrende
und Lernende Anlass gab, die Stadt zu verlassen und in Frankfurt a. M.
zur Wiedererrichtung der Universität sich zu sammeln. Während der
NEUE HEIDELB. JAHRBUEClIEll XIV. i