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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 14.1906

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Kentenich, Gottfried: Aus den nachgelassenen Papieren eines vergessenen Frankfurter Parlamentariers
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https://doi.org/10.11588/diglit.29092#0193
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Aus den nacligelassenen Papieren eines yergessenen
Frankfurter Parlamentariers.

Von

Goltfried Kentenicli.

An einer der scliönen Alleen, die lieute an Stelle des mittelalter-
lichen Pestungsgrabens die Altstadt der Moselmetropole Trier umziehen,
liegt ein stattliches Haus, an dem ich immer mit einer gewissen Hoch-
achtung vorübergehe, nicht wegen des feierlichen Charakters der Renais-
sancearchitektur, sondern des Mannes wegen, der hinter diesen Mauern
sein Leben beschloss. In diesem Hause wohnte Priedrich Zell, der
besten einer, die in den Jahren 48 und 49 sicli mühten, dem deutschen
Volke eine Verfassung und damit eine bessere Position im europäischen
Staatenleben zu geben.

Man hat seiner lange nicht mehr gedacht, und so kommt es, dass
die Nachrichten über seinen Lebensgang nur spärlich fliessen. Während
sein politischer Gegner Ludwig Simon aus 'Trier in der Allgemeinen
deutschen Biographie eine kurze Würdigung erfahren hat, 1) ist Zell
übergangen.

1) Das Geburtsdatum Simons gibt die A. D. ß. irrig. In einem Briefe des
Trierer Gymnasialdirektors Dr. Druckenmüller an Fr. Zell vom 29. Januar 1849 beisst
es, Simon könne nicht zur 2. preussiscken Kammer gewäblt werden, da er erst am
22. Februar 80 Jahre alt werde. Demnach ist er nicht 1810, sondern am 22. Februar
1819 geboren, ein Moment, das für die Beurteilung seines Auftretens in Frankfurt
von Belang ist. Sein Vater war tatsächliek Gymnasiallehrer in Trier. Die Familie
stammt nach glaubwürdiger Mitteilung aus Frankreich. Das wirft einiges Licht auf
die nicht zu verkennende Geistesverwandtschaft, die Simon mit Raveaux hat. —
H. v. Zwiedineck-Stidenkorst irrt, wenn er Deutsche Geschichte von der Auf-
lösung des alten bis zur Errichtung des netten Kaiserreiches Bd. III S. 88 „Simon
aus Trier“ zum Beichsregenten macht. Er verwechselt, wie es so oft geschehen
ist, Ludwig Simon aus Trier mit lleinrick Simon aus Breslau. Vgl. Jakoby, J.,
Heinrich Simon 2. wohlfeile Ausgabe. Berlin 1865, S. 294.
 
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