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Herfarth, Christian [Hrsg.]; Bartsch, Helmut [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Gesundheit — Berlin, Heidelberg, New York, 50.2006 [erschienen] 2007

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.3464#0111

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Moderne Radioonkologie 101

ten Enddarm nicht zusätzlich gesteigert wird. Insbesondere bei Patienten mit
einem Prostatakarzinom mit erhöhtem Risikoprofil ist eine Dosiseskalation
mittels IMRT erfolgreich.

Adaptive Strahlentherapie

Eine zusätzliche Herausforderung für die Präzisionsstrahlentherapie sind Or-
gane, die sich physiologisch stark bewegen (intrafraktionär, d. h. während einer
Bestrahlungsapplikation) oder die sich im Verlauf einer Behandlung geome-
trisch verändern (interfraktionär, d.h. zwischen den einzelnen Bestrahlungs-
applikationen). Bei der intrafraktionären „Zielunschärfe" denkt man vor al-
lem an die durch die Atmung ständig in Bewegung befindliche Lunge. Aber
auch Organe wie die Speiseröhre, der Magen, der Darm und die Prostata un-
terliegen einer mehr oder weniger starken permanenten physiologischen Be-
wegung. Bei der interfraktionären „Zielunschärfe" sind Zielvolumengeome-
trieänderungen zu berücksichtigen, wie z. B. durch Schrumpfung eines Tu-
mors, durch Wiederbelüftung zuvor nicht-belüfteter Lungenabschnitte oder
durch unterschiedliche Füllung von Hohlorganen. Um diese intra- und inter-
fraktionären Veränderungen besser als bisher zu berücksichtigen ist es not-
wendig, neben der Dreidimensionalität in der Strahlentherapie eine vierte
Dimension, die Zeit, zu berücksichtigen. Die entscheidende Neuerung bei der
4D-Strahlentherapie besteht darin, dass kurzfristige Veränderungen der Posi-
tion des Tumors im Körper in dem individuellen Bestrahlungsplan berücksich-
tigt werden beziehungsweise ein Bestrahlungsplan kurzfristig den neuen Ge-
gebenheiten angepasst werden kann. Beispielsweise hängt die Position eines
Prostatatumors davon ab, wie stark Darm und Blase gefüllt sind. Die Lage eines
Lungentumors ändert sich mit jedem Ein- und Ausatmen des Patienten. Durch
die Entwicklung entsprechender Software wird es in naher Zukunft möglich,
diese kurzfristigen Verlagerungen von Organen mit einem CT der neuesten Ge-
neration zu erfassen und einen computergestützten Bestrahlungsplan für den
Tumor zu erstellen, der die zeitabhängige Position des Tumors berücksichtigt.
So wird das umliegende gesunde Gewebe besser geschont und eine Bestrahlung
von Krebszellen mit höherer Dosis möglich.

Erste klinische Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass die Durchfüh-
rung einer solchen 4D-Strahlentherapie möglich ist. Eine zusätzliche Röntgen-
röhre am Linearbeschleuniger kann z.B. als ein „cone-beam-CT" eingesetzt
werden. Hierbei kann direkt vor jeder Bestrahlung auf dem Bestrahlungstisch
ein CT Bildgebung durchgeführt und auf entsprechende Veränderungen di-
rekt reagiert werden (interfraktionäre Adaptation). Mit der Röntgenröhre kann
aber gegebenenfalls auch während der eigentlichen Bestrahlung überprüft wer-
den, ob sich der zu bestrahlende Tumor im „Zielkorridor" des Therapiestrahls
befindet (intrafraktionäre Adaptation). Hierdurch können in Zukunft dann die
Bestrahlungsvolumen kleiner gehalten werden (verbunden mit einer besseren
 
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