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Herfarth, Christian [Hrsg.]; Bartsch, Helmut [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Gesundheit — Berlin, Heidelberg, New York, 50.2006 [erschienen] 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.3464#0358

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352 Thomas Rabe und Thomas Strowitzki

durch multigenetisch bedingte Erkrankungen erschwert - während die Treff-
sicherheit bei monogenetischen Erkrankungen einfacher ist. Allerdings muss
auch hier das gesamte Gen (Promoter und Exons) sequenziert werden und
mit in der Literatur beschriebenen Genmutationen (siehe Gendatenbanken)
verglichen und hinsichtlich ihrer klinischen Aussage validiert werden.

Die Universitäts-Frauenklinik Heidelberg führt seit 1999 in jährlichen Ab-
ständen Tagungen zum Thema „Lifestyle- und Anti-Aging-Medizin" durch,
an der Mediziner vieler Fachrichtungen teilnehmen und über neue Entwick-
lungen auf diesem Gebiet diskutieren. Hintergrund der Kongresse ist, bei der
Fülle der angebotenen Methoden und Medikamente herauszufiltern, welche
Konzepte überhaupt sinnvoll eingesetzt werden können und einer kritischen
Überprüfung standhalten. Die Prophylaxe altersbedingter Erkrankungen hat
einen hohen Stellenwert. Wichtigste mit dem Alterungsprozess zusammenhän-
gende Erkrankungen werden nach Angaben der WHO in den nächsten Jahren
Verkehrsunfälle, Depressionen und kardiovaskuläre Erkrankungen sein [1].

Was ist nun Altern oder Alterung?

Altern ist eine komplexe Frage mit der sich zurzeit auch die Weltgesundheits-
organisation [2], aber auch die United Nations [3] und zahlreiche andere Or-
ganisationen [4] beschäftigen.

In diesem Zusammenhang sei auf hervorragende Übersichtsarbeiten hin-
gewiesen: Mayer und Baltes, Die Berliner Altersstudie (1999); Hans-Georg Ga-
damer,Über die Verborgenheit der Gesundheit (1993); sowie die Stellungnahme
des Sachverständigenrates für eine konzertierte Aktion im Gesundheitssystem
[5,6,7,8].

Im Hinblick auf die immer höhere Lebenserwartung spielt für jeden Ein-
zelnen von uns die Frage eine wichtige Rolle: Wie beschäftige ich mich die
nächsten 20-25 Jahre nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Arbeitsprozess
in einem mittleren Alter von 55 Jahren? Der Begriff „Aktives Altern" bedeutet -
trotz möglicher Handicaps durch chronische Erkrankungen - selbständig und
sinnerfüllt zu leben. Hierbei ist es wichtig, Risikofaktoren wie übermäßigen
Alkoholgenuss, Rauchen, Bewegungsarmut zu vermeiden - um in der Lage zu
sein, möglichst lange aktiv das Leben zu genießen. Dies bedeutet nicht, auf
das z. B. tägliche Glas Rotwein zu verzichten, wenn dies für die Lebensquali-
tät wichtig ist (s.u.). Da die Alterungsprozesse bei allen Menschen schon sehr
früh beginnen, sollte die Prävention schon im mittleren Erwachsenenalter ein-
setzen. Zu erhalten sind die Leistungskapazität (unter anderem physisch und
kognitiv, z. B. Kurzzeitgedächtnis), die Anpassungsfähigkeit des Organismus,
die Vermeidung von Erkrankungen (Prävention besser als Rehabilitation), Sta-
bilisierung der Widerstandsfähigkeit im Alter (z. B. Verluste und Krisen) [9].

Strategien des Gesundheitssystems müssen auf das System sozialer Unter-
stützung (Abnahme der familiären Unterstützung, die zurzeit in Deutschland
 
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