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Herfarth, Christian [Hrsg.]; Bartsch, Helmut [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Gesundheit — Berlin, Heidelberg, New York, 50.2006 [erschienen] 2007

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.3464#0365

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Anti-Aging-Medizin auf dem Weg zur Wissenschaft 359

zwischen 30 und 35 Jahren liegt. Allerdings besteht bei älteren Männern eine
gewisse Schwankung des freien Testosteronspiegels. Viele Studien mit einer
großen Anzahl an gesunden Männern zeigten, dass über 50 Prozent im Al-
ter von 70 bis 80 Jahren eine erektile Dysfunktion hatten und einen niedri-
gen freien Testosteronspiegel. Fraglich bleibt, ob ein Zusammenhang zwischen
dem niedrigen Testosteronspiegel und der Impotenz besteht. Eine Testosteron-
ersatztherapie bei alternden Männern allein ist in den meisten Fällen nicht
so wirkungsvoll zur Behandlung der erektilen Dysfunktion wie eine Kombi-
nationstherapie mit ausreichender Testosteronsubstitution und gleichzeitiger
Gabe von Phosphodiesteraseblockern (z. B.Viagra); andere Faktoren wie Arte-
riosklerose, Alkoholkonsum, Rauchen und Lebenswandel spielen ebenso eine
wichtige Rolle.

Es ist seit langem bekannt, dass Testosteron eine anabole Wirkung hat,
aber es ist fraglich, ob ein altersbedingter niedriger Testosteronspiegel für den
Muskelabbau verantwortlich ist. Unter einer Testosteronersatztherapie werden
Muskelschwäche, Anämie, geringe Muskelmasse und depressive Verstimmun-
gen bei Männern mit Hypogonadismus sehr schnell normalisiert.

Die Testosteronersatztherapie bei alternden Männern muss vor dem Hin-
tergrund der Nebenwirkungen auf die Prostata (Vergrößerung oder Mali-
gnom) gesehen werden. Im Alter von 50 Jahren kann man davon ausgehen,
dass bei jedem zweiten Mann ein Carcinoma in situ der Prostata vorliegt, das
sich bei den meisten bis zum Lebensende nicht zu einem Prostatakarzinom
weiterentwickelt. Dennoch ist eine Stimulation durch exogene Hormongaben
denkbar, auch wenn einige Studien ergaben, dass eine Substitution mit Testo-
steron keine Wirkung auf PSA-Spiegel, Prostatagröße und -funktion hat. Trotz-
dem wurde ein mäßiger, irreversibler Anstieg des PSA-Spiegels beobachtet.
Abschließend bleibt festzustellen, dass es keine Daten über wachstumsstimu-
lierende Wirkungen von Testosteron auf in situ Prostatakarzinome bei älteren
Männern gibt. Die regelmäßige Kontrolle der Prostatagröße und Bestimmung
des PSA-Spiegels ist heute Standard für Patienten unter Testosteronsubstitu-
tion.

Es gibt nur wenige Studien über die Wirkung der Testosteronersatztherapie
bei älteren Männern. Dosis, Behandlungsdauer, Prostatakarzinomrisiko sowie
positive Wirkung auf Arteriosklerose müssen noch erforscht werden.

Zukunftsperspektiven:

1. Verbesserung der Früherkennung des Prostatakarzinoms durch biochemi-
sche Marker und klinische Screening-Untersuchungen

2. Klärung, welche Bedeutung die Testosteronersatztherapie bei alternden
Männern zur Verbesserung der Lebensqualität hat, oder ob diese nur bei
strenger Indikationsstellung eingesetzt werden sollte

3. Hormonabhängigkeit der in situ Karzinome der Prostata hinsichtlich der
Diagnostik und Therapie
 
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