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Chaniotis, Angelos [Hrsg.]; Berg, Manfred [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Überzeugungsstrategien — Berlin, Heidelberg [u.a.], 52.2008 [erschienen 2009]

DOI Artikel:
Hirschmann, Juliane: Wie lässt sich ein weiser König überzeugen?
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https://doi.org/10.11588/diglit.11274#0136
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Wie lässt sich ein weiser König überzeugen?

Musikalische Strategien in der Geschichte vom Salomonischen Urteil
untersucht an zwei Oratorien von M. A. Ziani und G. F. Händel

JULIANE HIRSCHMANN *

i Einleitung

Was kann Musik leisten, wenn es um die Veränderung einer Einstellung oder
das Ausführen einer Handlung geht, wenn also mit den Mitteln der Musik
überzeugt werden soll? Die besondere Fähigkeit von Musik, vor allem durch
ihre emotionale Wirkungskraft auf menschliches Denken, Fühlen und Han-
deln Einfluss zu nehmen, wurde schon in der Antike beschrieben und von
jeher in unterschiedlichsten Kontexten genutzt, sei es für propagandistische
Zwecke zur Verherrlichung eines Regenten, für religiöse Ziele oder auch für die
Werbung in unserer heutigen Kultur (vgl. u.a. Prieberg 1991; Tauchnitz 2002,
168-174). Unmittelbar einsichtig wird der Zusammenhang von Ausdrucksmit-
tel und Wirkung in Oper, Oratorium und Ballett, den verschiedenen Formen
musikdramatischen Theaters, in denen die Figuren durch die Musik miteinan-
der kommunizieren und das heißt auch, sich gegenseitig zu überzeugen ver-
suchen. Musik transportiert dabei in der Regel den nonverbalen, insbesondere
den affektiven Anteil von Kommunikation.

In einem Vergleich zweier Oratorien, die von der biblischen Geschichte
des weisen Königs Salomo (AT 3 Könige 3,16-28) handeln, der im Streit zwei-
er Frauen um ein Kind die wahre von der falschen Mutter zu unterscheiden
vermag, sollen exemplarisch Strukturen musikalischer Überzeugungsstrate-
gien aufgezeigt werden. Untersucht wird zum einen II Giudizio di Salomone
(1698/1700) des italienischen Komponisten Marc Antonio Ziani sowie zum an-
deren Solomon (1749) von Georg Friedrich Händel. Mit welchen sprachlichen
und - vor allem - musikalischen Mitteln versucht jede Frau, den König in der
Gerichtsverhandlung davon zu überzeugen, dass sie selbst die wahre Mutter
des Kindes sei? Diese Frage beschäftigt sich mit den Strategien der Figuren in-
nerhalb des dramatischen Geschehens (im Folgenden auch: im Werkinneren).

* Dr. Juliane hirschmann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projektes „Überzeugungs-
strategien" am Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Heidelberg (2004-2006),ist
heute Dramaturgin für Konzert und Musiktheater an der Theater Nordhausen/Loh-Orchester
Sondershausen GmbH.
 
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