Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1895 (Juli bis Dezember)

DOI chapter:
Nr. 229-255 (1. Oktober - 31. Oktober)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.66460#0340
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

küche in der Fabrik von ten Brink. Um 10 Uhr 22 Min. setzte
Ihre Königliche Hoheit die Reise von Singen nach Freiburg
fort und traf daselbst Nachmittags 3 Uhr 28 Min. ein.
Gestern, Sonntag, Vormittag 8 Uhr, besuchten der Groß-
herzog und die Großherzogin, der Erbgroßherzog und die
Erbgroßherzogin den Garnisonsgottesdienst in der Lud-
wigskirche. Von 10 Uhr ab bis gegen 1 Uhr besuchte
der Großherzog mit dem Erbgroßherzog die oberbadische
landwirthschaftliche Ausstellung. Nachmittags besichtigten
die Großherzoglichen und Erbgroßherzoglichen Herrschaften
gemeinsam den Trachtenfestzug hes Volkstrachtenvereins
Freiburg und Umgegend, zunächst von dem Erbgroßher-
zoglichen Palais aus, sodann auf dem Ausstellungsplatze,
wo viele Theilnehmer des Zuges die Ehre hatten, den
Höchsten Herrschaften vorgestellt zu werden. Die Abreise
Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der
Großherzogin von Freiburg nach Mainau erfolgte Abends
11 Uhr. Die Höchsten Herrschaften verbrachten die Nacht
im Salonwagen und kamen heute früh nach 7 Uhr auf
Schloß Mainau an.
Ausland
Frankreich. In seinem Aufsehen erregenden Bericht
über das Militärbud get zitirt der Abg. Cavaignac
als Beispiel eine vor Kurzem abgeurtheilte Betrugs-Affaire,
welche eine besonders reiche Mannigfaltigkeit von Schwin-
deleien aufweist. Folgendes waren die in diesem einzigen
Fall verübten Betrügereien: die Krregsverwaltung hatte
schlechtes Tuch anzunehmen verweigert; der Lieferant hatte
es mit einem gefälschten Annahme-Stempel versehen, und
so war es trotz der Ablehnung in den Gebrauch der Trup-
pen gekommen. Der Lieferant hatte die Staatsbeamten
bestochen und von ihnen gefälschte Bestellungen erlangt; er
hatte die Sachverständigen bestochen und von ihnen er-
langt, daß sie unannehmbare Waaren für brauchbar erklärten
rc. Die Betrügereien hatten sich auf Uniform-Tuch, Schuh-
werk, Pferde-Geschirr uud Kavallerie-Fußbekleidung erstreckt.
Cavignac konstatirt ferner, daß diese und andere Unter-
schleife zur Minderung der Armee-Vorräthe geführt haben.
Was z. B. das Schuhwerk betrifft, so wurde im Jahre
1893 festgestellt, daß etwa der fünfte Theil desselben —
im Werthe von 8 Millionen — unbrauchbar sei. Aehn-
liche Mankos wurden bei den Pferde-Geschirren entdeckt.
Cavaignac spricht weiterhin aus, daß diese betrügerischen
Lieferungen nur erklärbar werden durch eine Nachlässig-
keit seitens der Aufsichtsbehörden, die weit über das zu-
lässige Maß hinausgeht.
Marseille, 30. Sept. Von den mit dem ersten
Transport hier. eingetroffenen Kranken aus Mada-
gaskar sind 9 gestorben, 400 auf dem Wege der
Besserung, 3 noch gefährlich krank.
Rußland. Wilna, 30. Sept. Der Gemahlin des .
deutschen Reichskanzlers, der Frau Für st in Hohenlohe,
wurde die Frist für den Verkauf ihrer russischen Besitzungen,
außer Werki, das sie überhaupt behalten darf, auf fünf
Jahre verlängert.
Petersburg, 29. Sept. Der frühere Justizminister
Manass 8 in ist gestorben. Er hat s. Zt. als revidirender
Senator die Unterdrückung des Deutschthums in den
baltischen Provinzen in die Wege geleitet; sein Name wird
demgemäß bei den Deutschen immer einen schlechten Klang
behalten.
Der Trachtenfestzug in Freiburg.
Freiburg, 29. Septbr.
So mannigfaltig und interessant auch die landwirthschaftliche
Ausstellung sein mochte, das Schönste an derselben war doch —
so schreibt die Breisg. Ztg. —, was der „Volkstrachtenverein
Freiburg und Umgebung" erst mit ihr verknüpft hat: der
Trachtens estzug! Dort muß man schon mit den fach-
männischen Blicken des Landmanns sehen, wenn man von dem
Vielerlei des Ausgestellten nicht ermüdet werden will. Hier
braucht es nur ein wenig Herz und Auge für kernige, gesunde
Volksthümlichkeit, so verfolgt man ihre Entfaltung mit immer
neuer Lust und kann nicht so leicht satt werden, zu schauen und
zu genießen.
Und nun die Umrahmung zu dem Bilde: aus dem Festplatz
rings bunte Wimpel an hochragendem Mast und Kranzgewinde.
Der Münsterthurm schaut neugierig herein. Dahinter in kühner,
stolzer Formation die dunkeln Schwarzwaldberge, lieber allem
aber der wolkenloseste Himmel, den man sich denken kann. Und
auf den Tribünen und um den Pavillon für die Fürstlichkeiten
Kopf an Kopf die erwartende Menge. Der Souverän „Volk"
beginnt unruhig zu werden; sie Geschichte zieht sich ihm ein
wenig hinaus. Denn der Festzug ist noch aus dem weiten Wege
durch die Stadt, welche ihr schönstes Festkleid angezogen hat zu
seiner Begrüßung. Zum Glück ist immer ein Spaßmacher unterm
Spalier, der mit seinem verfrühten „sie kommen, sie kommen"
Ungeduldige an der Nase herumführt .... oder es bricht eine
Bank zur rechten Zeit. . . und schließlich kürzen auch Musik-
vorträge die Minuten etwas ab.
Unterdessen wird es 4 Uhr. Die Großherzogliche
Familie, die Gräfin von Flandern und andere Fürstlichkeiten
haben im Pavillon Platz genommen, empfangen von Sr. Exz.
Herrn Minister Eiftnlohr, Sr. Exz. Herrn Minister v. Brauer,
Herrn Staatsrath Dr. Buchenberger, sowie vom Komitee des
Trachtenvereins und verschiedenen Vertretern der Stadt und des
Staates. Gleich darauf begann auch schon der Trachtenzug vor
den Allerhöchsten Herrschaften seine Huldigung unter Hochruf
und Tüch erschweren.
Reiter aus dem Hanauerland eröffneten das Ganze.
Unter den Klängen der Musik (die, obschon mit dem Schirm
dirigirt, doch recht flott geht) präsentirt die Petersthaler
Miliz vor den Fürstlichkeiten. Eiüem vom Gewerbeverein
Freiburg ausgerüsteten, mit Trachtenmädchen aus Schutterwald,
Altenheim, Gutach besetzten Gartenbauwagen entsteigen drei
Mädchen und reichen den hohen Herrschaften Blumensträuße.
Dre Sexauer repräsentiren die Wiesenkultur und bringen Honig
dar. Die von Frei amt und Otto sch wan den illustriren die
Weidewrrthschaft und leisten sich in ihrer Herzensfreude ein
Tänzchen. Die Mundinger führen Kraut und Gemüse mit
fich, umen folgen Ernte- und Garbenwagen und ein
reizender Obst wag en gleich mit einem ganzen Apfelbäumchen.
Auch aus diesen bringen die Mädchen Gruß und Gabe. Die
Suggenthaler stellen Weinlese und Weinkelterei dar und
kredenzen der Großherzoglichen Familie von „ihrem Besten".
Utllerliebste Bilder entfalten die singenden Mädchen von Langen-
n^?F„"fi en "fit ihren Blumenwagen, die Winzerinnen aus
Müllheim und Umgegend, die Huldigungsgruppen vom
Karserstuhl und aus dem Markgräflerland. Von den
Theningern, welche vornehmlich den Tabakbau pflegen, erhält
der Erbgroßherzog em Kistchen Eigarren. Die Köndring er

senden feinen Hanf aus ihrer Spinnstube, die vom Simous-
wälderthal bringen Kirschwasser dar. Man begegnet wirklich
lieblichen Mädchen gerade aus dieser letztgenannten Gegend und
der Chronist hat recht, der schot vor vielen Jahren von ihnen
schrieb: „Ein gesunder Menschenschlag und schön; viel frische,
niedliche Meuschengesichter mit rothen Wangen und freundlichen
Augen." — Ober- und Niederwinden nun vertreten ihre
Butterbereitung, Nordrach und Weisweil ihre Fischerei und
Waldwirthschafr. Wagen mit Mädchen in Wäldertracht aus
unserer nächsten Umgebung und eine Abtheilung Miliz schließen
die erste Abtheilung.
Wieder leiten Reiter an- dem Hanauerland, Petersthaler
Musik und Miliz die zweite Abtheilung ein. Wie hübsch ist hier
namentlich die Spinnstube eingerichtet und besetzt! Die
heitersten Spinnstubengeschichten kommen Einem in den Sinn
bei diesem Anblick. Auch die übrige Industrie und Kultur des
Schwarzwalds ist charakteristisch vertreten: so Wollb ere itun g,
Strohflechterei, Schildmalerei, Uhrenfertigung.
Intimeres Volksleben enthüllt ein Elzacher Hochzeitszug,
von der Siegelauer Musik geleitet, und ein solcher aus dem
Hanauerland. Dem aufmerksamen Beschauer entgeht keineswegs
das sichere Auftreten gerade der Hanauer vor den Fürstlich-
keiten, gegenüber dem etwas zaghaften anderer Stammesgenossen.
Sie haben noch von jenen Zeiten, wo ihre Vorfahren freies
Recht und eigene Verfassung gehabt, das Feste, Selbstbewußte,
ihrer Eigenart Getreue. Aber wie die Tannen wurzeln auch sie,
welche am Trutzigsten ihr Haupt erheben, just am Treusten in
der Heimatherde. Wohl die größte Freude bereitete den Zu-
schauern der Taufzug von Amt Wolf ach und ein Fest-
wagen im zierlichen Stil eines Schwarzwälderhäuschens, welcher
eine grüne, silberne und goldene Hochzeit führte,
letzteres umsomehr, als das Ganze durch drei Ehepaare aus
einer Familie in Neustadt dargestellt wurde: und zwar die
grüne Hochzeit durch den Sohn und seine Braut, die silberne
durch dessen Eltern und die goldene von den Schwiegereltern.
Es war eine Gruppe von Stimmung und innerer Bewegung;
was Wunder, daß sie in besonderem Maße sich der fürstlichen
Huld erfreuen dursie.
Voll duftiger Poesie, schön und vielgestaltig wie die Natur
selber, war in der 3. Abtheilung vornehmlich die Darstellung der
vier Jahreszeiten, und die Huldigungswagen
für I. K. Hoheit die Erbgroßherzogin und S. K. Hoheit den
Großherzog schlossen in sinniger Gruppirung, umgeben von
Trachtenvolk ans allen Gauen, das farbenreiche Ganze ab.
Sichtlich großen Eindruck hat die bei dieser Gelegenheit
wieder bezeugte Anhänglichkeit der Landbevölkerung an die groß-
herzogliche Familie auf diese hervorg bracht. Anf's Herzlichste
drückte sie den Hauptdarstellern in den Gruppen und den
Bürgermeistern der theilnehmenden Ortschaften Dank und Freude
aus. Auch dein Vorstande des Volkstrachtenvereins, den Leitern
und Jnscenirern des Zugs wurde reiche Anerkennung und mancher
Glückwunsch zu diesem schönen Erfolg zu Theil. Dann be-
gaben sich die Fürstlichkeiten, unter dem Hochrufen allgemeiner
Begeisterung, gegen 7 Uhr zu Wagen zurück nach dem Erbgroß-
herzoglichen Palais.
Die Ordnung des Zuges war eine musterhafte, unvermeid-
liche Stockungen traten erst ein, als die Spitze den Ausstellungs-
platz erreicht hatte.
Lange nach Beendigung des Festzuges wogte noch feierliche
Stimmung durch die Straßen der Stadt und die wohlgelungene
Münsterbeleuchtung war ganz dazu angethan, sie zu heben. Man
begegnete noch spät den Trachten aus Nah und Fern, und Singen
und Lachen scholl von allen Seiten. Lebhaft ging es am Bahn-
hof zu. Als mit dem Schnellzug 11.04 Uhr S. K. H. der Groß-
herzog und die Großherzogin abreisten, scholl brausender Hochruf
aus mehr deun taufend Kehlen. _
Aus Stadt und Land.
O Heidelberg, 1. Oct. Seine kaiserl. Hoheit Großfürst
Sergius von Rußland (Bruderdes verstorbenen Kaisers) kam
gestern Vormittag 11 Uhr hier an, begab sich in's Viktoriahotel,
frühstückte daselbst mit einer hohen russischen Familie und reiste
um 3 Uhr nach Darmstadt.
* Heidelberg, 30. Sept. (Aus dem stadträthl. Jahres-
bericht pro 1894. ^l.) Die Zahl der im Jahre 1894 von
der hiesigen Armen pflege Unterstützten (wobei mitunter-
stützte Angehörige und Empfänger von Leseholzscheinen nicht be-
sonders gezählt sind) betrug insgesammt ca. 1651 Personen, da-
von hatten den Unterstützungswohnsitz nicht in hiesiger Stadt ca.
666 Personen, bleibt Rest 985 Perfonen. Es entfallen demnach
auf 100 Einwohner unserer Gemeinde 2,8 Arme (Familien).
Von den hier Unterstützungswohnberechtigten waren männlichen
Geschlechts 530, weiblichen Geschlechts 455 Personen; ledig 302,
verheirathet 373, verwittwet 284, geschieden oder getrennt lebend
26 Personen. Der Grund der Hilfsbedürftigkeit war: Tod des
Ernährers in 65, Krankheit in 260, körperliche oder geistige Ge-
brechen in 164, uneheliche Geburt in 42, Verlasfen der Eltern in
5, große Kinderzahl in 24, geringer Verdienst und Arbeitslosig-
keit in 289, Trunk und Arbeitsscheu in 17, Haft- bezw. Gefäng-
nißstrafe in 17, Altersschwäche in 76, Unterbringung in einer
Besserungsanstalt in 9 und sonstige Ursachen in 17, zuf. in
985 Fällen. Sämmtliche Ausgaben der Armenpflege betrugen
145 638 Mk. 1 Pfg. Hievon wurden durch Einnahmen gedeckt
76538 Mk. 1 Pf., so daß aus der Stadtkasse ein Zuschuß von
69100 Mk. zu leisten war. Im Vergleich mit dem Vorjahr (1893)
betrug der von der Stadtkasse an die Armenverwaltung zu
leistende Zuschuß etwa 4000 Mark mehr. Der Grund dieser
Steigerung ist nicht etwa in der Zunahme der Ausgaben in
einzelnen Rubriken zu finden, sondern es zeigten die Ablieferungen
aus den Armenstiftungen an die allgemeine Armenkaffe einen
Ausfall von mehr als 4000 Mark. Diesem Ausfälle entspricht
der Betrag, um welchen der städtische Zuschuß sich gesteigert. Zu
dem in früheren Berichten hinsichtlich der Einwirkung der Sozial-
gesetzgebung bereits mehrfach Gesagten wird hinzugefügt, daß im
Berichtsjahre Invaliden- oder Altersrente im Ganzen 90 Per-
sonen bezogen. Davon erhielten 10, deren Verhältnisse besonders
ungünstige waren, dauernd Armenuuterstützung (bis zu 120 Mk.
im Jahr), zwei Rentenempfänger wurden mit kleinen Beträgen
vorübergehend unterstützt.
** Heidelberg, 1. Oct. In der auf gestern Abend in den
kleinen Saal der Harmonie anberaumten Sitzung des großen
Ausschusses der nationalliberalen Partei bildeten
die auch in hiesiger Stadt bevorstehenden Landtagswahlen
den Gegenstand der Verhandlungen. Zunächst brachte der Vor-
sitzende, Herr Geh. Hofrath Meyer, die Kandidatenfrage zur
Erörterung, wennschon es auch von vornherein feststand, daß Hr.
Oberbürgermeister Dr. Wilckens, dessen Mandat als Abge-
ordneter zur zweiten Kammer erloschen ist, wieder gewählt wer-
den solle. Wie der Vorsitzende mittheilte, habe sich Herr Dr.
Wilckens bereit erklärt, eine Wiederwahl anzunehmen. Die Ver-
sammlung erklärte sich ohne weitere Diskussion ausdrücklich mit
der Kandidatur des Herrn Oberbürgermeisters einverstanden; es
soll ihm durch einstimmige Wiederwahl ein Zeichen des Dankes
und der Anerkennung für sein Wirken im Landtag gegeben wer-
den. Die von einer Kommission aufgestellte Liste der zu wählen-
den Wahlmänner wurde ebenfalls ohne Weiteres genehmigt.
Sie wird rechtzeitig veröffentlicht werden. Auch der verlesene
Entwurf eines Wahlaufrufs fand allseitige Zustimmung. Nach-
dem noch einige Organisationsangelegenheiten besprochen waren,
theilte der Vorsitzende mit, daß Hr. Oberförster v. Stetten in
Eberbach als weiterer Delegirter aus dem 12. Reichstagswahl-
kreis in den engeren Landesansschuß der Partei berufen worden
sei. Mit dem Wunsche, daß sich bei den Wahlen eine recht leb-
hafte Betheiligung ergeben möge, schloß der Vorsitzende die Ver-
sammlung.
/X Heidelberg, 1. October. In Folge des niederen Wasser-
standes des Neckars ist unterhalb der alten Brücke die Insel
wieder zu Tage getreten, die sich nur zur Zeit andauernder

Trockenheit zeigt. Man nennt sie jetzt die Roberts^Jnsel. Auf
Anregung des Herrn Robert Anhegger war das durch einen Steg
zugänglich gemachte Eiland gestern mit Fahnen geschmückt, Bänke
luden zum Sitzen, zahlreiche gefüllte Bierfässer zum Trinken und
die Klänge eines fleißigen Orchesters zum gemüthlichen Verweilen
ein. Zahlreiche Böllerschüsse kündeten mit dröhnendem Krachen
den Beginn und den Schluß des Jnselfestes an. Während des
Nachmittags war die Insel ziemlich stark besucht, namentlich von
der lieben Jugend, die bei solchen Anlässen nicht fehlen darf.
Abends aber war es zum Verweilen auf der Insel doch etwas
zu kühl und so zog man etwa um 8 Uhr, nachdem in mehreren
Ansprachen das Ereigniß des Jnselbesuchs gewürdigt worden
war, zum „Reichsapfel", wo die Insulaner noch lange fröhlich
beisammen blieben.
O Heidelberg, 1. Oct. Vergangenen Sonntag machte der
hiesige Gesangverein L i e d erh alle einen Familienausflug
nach Walldorf, um die gelegentlich der Fahnenweihe des
Walldorfer Gesangvereins Eintracht dort angeknüpften
Freundschaftsbande zu erneuern und zu befestigen. Am
Bahnhofe vom Gemngverein Eintracht empfangen, begab
man sich alsbald nach dem Gasthaus zum Stern. Nach
einer kurzen Begrüßung durch den Vorstand der Eintracht
überreichte der Vorstand der Liederhalle dem befreundeten
Verein einen silberbeschlagenen gläsernen Pokal als sichtbares
Zeichen der Freundschaft. Nun entfaltete sich alsbald ein
reges Leben, indem abwechselnd von der Eintracht und der
Liederhalle Lieder vorgetragen wurden, die von dem Können
Beider beredtes Zeuqniß ablegten; ebenso mögen die Solo-
vorträge, Klavierstücke und komischen Vorträgen nicht uner-
wähnt bleiben. So verlebte man. einen wirklich gemüthlichen
Nachmittag und nur zu schnell nahte die Stunde der
Trennung. Gewiß wird die so schön verlaufene Zusammen-
kunft lange den Mitgliedern beider Vereine in Erinnerung
bleiben und die freundschaftlichen Bande noch befestigt haben.
** Heidelberg, 1. October. Der heutigen Nummer liegt der
mit dem Heutigen in Kraft tretende Winter-Fahrplan
der Staats- und der Dampfstraßenbahnen bei. Neu eintretenden
Abonnenten wird derselbe nachgeliefert.
EI Heidelberg, 1. Octbr. (Schöffengerichtssitzung vom
30. Sept.) 1) Karl Winter, Buchhändler hier, wurde von der
Anklage wegen Ruhestörung freigesprochen. 2) Friedrich Meisel,
Taglöhner hier, erhielt wegen Ruhestörung und Thätlichkeiten
14 Tage Haft, 3) Jakob Sommer, Viehtreiber hier, wegen
Ruhestörung eine Geldstrafe von 3 4) Elisabeth Scherer
geb. Sauer dahier wurde von der Anklage wegen Ruhestörung
freigesprochen. 5) Kath. Lenz geb. Haas und August Knott,
Taglöhner hier, erhielten wegen Thätlichkeiten 5 bezw. 3 Tage
Haft, 6) Karl Hutzenlaub, Taglöhner hier, erhielt wegen Thät-
lichkeiten eine Geldstrafe von 5 7) Magdalena Sauter in
Rohrbach wegen Beleidigung der Rathschreiber Peter Mosetter
Wittwe eine Geldstrafe von 5 ^L, 8) Peter Mosetter, Rath-
schreiber, Wittwe in Rohrbach wegen Beleidigung des Georg
Sauter eine Geldstrafe von 25 9) Die Verhandlung
«egen Friedrich Fein II., Landwirth, Wittwe, in Kirchheim wegen
Beleidigung des Georg Weber, Küfer daselbst, wurde vertagt.
----- Heidelberg, 1. Oct. In verwichener Nacht kamen ver-
schiedene Arbeiter wegen Thätlichkeiten zur Anzeige. —
Ein schon wegen Diebstahls vorbestraftes Individuum wurde
gestern verhaftet; es sieht un Verdacht, ein Paar Zugsiiete!
aus einem unverschlossenen Raume an einem Neubau ent-
wend e t zu haben. - Am Güterbahnhof geriethen gestern
zwei Arbeiter mit einander in Streit, wobei der Eine
den Andern verletzte, indem er ihm mit einer Etzenstange
auf den Kopf schlug. Die Verletzung soll jedoch nicht ge-
fährlich sein.
Neckarsteinach, 30. Sept. Gestern wurde unsere bisherige
Kleinkinderschullehrerin, Frl. Dahlinger, durch eine kirchliche
Feierlichkeit verabschiedet, lieber 33 Jahre lang hat die allgemein
geliebte uud verehrte „Schultante" der hiesigen Kleinkinder-
bewahranstalt mit steter Treue ihre Kräfte gewidmet. Möge sie
sich in ihrem neuen Heim, im Feierabendhaus zu Neuenheim,
recht bald und gründlich erholen und möge ihr dortselbst noch
ein ruhiger und heiterer Lebensabend beschieden sein. — An der
Straße von hier nach Neckarhausen kann man einen Apfelbaum
mit Blüthen und Aepfeln wahrnehmen. Gewiß eine
y Von der badischen Bergstraße, 30. Sept. Verschiedene
Etablissements unserer Geiend haben die gewöhnlichen Za hl-
tage von Samstag auf Dienstag verlegt, welche Thatsache
besonders von den Arbeiterfrauen als nachahmungswerlh be-
zeichnet wird ; deun die Männer kämen neuerdings Samstags
viel eher nach Haus, bewnders aber seien seit der bezeichneten
Neuerung die „blauen Montage" viel seltener geworden.
ck- Schwetzingen, 29. Sept. Heute Nachmittag fand in dem
neuen Gasthofe zum „Falken" eine Versammlung des Bezirks-
Gartenbauvereins statt. Es wurden zwei Vorträge ge-
halten über die Behandlung der Topfpflanzen, besonders während
des Winters, und über das Einpflanzen der Blumenzwiebeln.
Sodann kamen Topfpflanzen zur Verloosung. — Die anhaltende
Trockenheit fängt nun wirklich an, einen sehr nachthemgen
Einfluß auf die Feldgewächse auszuübeu. Alles steht verwelkt
und verdorrt draußen; kein Wachsthnm ist sichtbar. «aM
müssen die Leute von ihrem Heu füttern, und es ist deshalb em
wiederkehrender Futtermangel unvermeidlich. Auch kann die
Wintersaat unmöglich bestellt werden. ,
Mannheim, 30. Sept. In Folge eines faschen Signals fuhr
gestern früh — kurz vor 2 Uhr — ein von Bretten kommender
Güterzug am Neckarauer Uebergang auf einen im Geleise halten-
den Güterzug der Hessischen Ludwigsbahn von hinten auf. Der
Materialschaden ist bedeutend. Menschen sind nicht verletzt. Von
dem angefahrenen Zug wurde ein Wagen völlig zertrümmert.
Mehrere andere Wagen, darunter ein Personenwagen, wurden
schwer beschädigt. Die Schuld an dem Unfall trägt der Bahn-
assistent Juncker, der dem einfahrenden Zug irrthümlicher Wetze
„Bahn frei" signalisirt hatte. ,
Freiburg, 30. Sept. Heute Morgen vollzog sich der feierliche
Umzug des 1. Bataillons der 113er von der alten Rempan-
Kaserne in die neue Erbgroßherzog Friedrich-Kaserne. Beim Uv-
marsch aus der alten Kaserne hielt der Bataillons-Commandeur,
Herr Major v. Regenauer, eine Abschiedsrede.
— Der Staatsanzeiger Nr. 81. veröffentlicht Folgen-
des : S K. H. der Großherzog haben mit Allerhöchster Staats-
ministeralentschließung ä. ä. Metz, den 11. September Ivuo
gnädigst anzuordnen geruht, daß im 35. Wahlbezirk (Stadl
Karlsruhe) für den mit Tod abgegangenen Abgeordneten zur
Zweiten Kammer der Ständeversammlung, Landgerichtsprasi-
denten Dr. Friedrich Kiefer in Freiburg, eine Ersatzwahl vorge-
genommen und mit deren Leitung der Großh. Geh. Oberr^ie-
rungsrath Bechert in Karlsruhe beauftragt werde. — Dem Ver-
waltungsausschuß des Central-Dombau-Vereins zu Köln rst der
Vertrieb der Loose der von dem Verein in den Jahren 1895 uno
1896 zu veranstaltenden Dom-Prämien-Kollekte, bei welcher
350 000 Loose zum Preis von 3 Mk. ausgespielt werden sollen,
im Großherzogthum gestattet worden. — S. K. H. der Groß-
herzog haben mit Allerhöchster Staatsministerialentschließung a. a.
Saarburg, den 19. September 1895 gnädigst geruht, zum landes-
herrlichen Wahlkommissär für die Wahl eines Abgeordneten zur
zweiten Kammer der Ständeversammlung im 12. Wahlbezirk au
Stelle des durch Krankheit verhinderten Großh. Oberamtmanns
Becker in Lörrach den Großh. Oberamtmann Dr. Turban rn
Ettenheim zu bestimmen. — Die Stelle des Bezirksarztes w
Adelsheim ist erledigt. Bewerbungen find binnen 8 Tagendem
Großh. Ministerium des Innern einzureichen. .
(Dieustnachrichten.) Aus dem Bereiche der
Großh. Bad. Staatseisenbahnen. Ernannt: zu
Stationsverwaltern: Jakob Stephan, Betriebsassistent tn
Seckach; Matthias Hafner, Betriebsassistent in GottenheM'
zum Güterexpeditor: Jakob Sebold, Expeditionsassistent nl

KBhei«!
in E ü
E^Etatu
ßieiber Emu
MenBident.
Mackmer m
BerM- anla
'» deu Du
M bestätigt:
tz Rechnung^
D. BertraM
Wer rn Witt
!"""> Schatz
Ml W Gauselft
MM Koni
kö Otto Ros
Kicheimrter vl
Meisen, s
Digen, treuen
Br Anerkenn»
Ztigler, SH
Erkennung ,ser
NÜe: Ferdina

-Paris, 29
iiil beträchtlicher
B mehrere Etat
Hr als Trin
Katzen ist stark
Hr gespart tve
-London, 2
«iis eine ganze
R hört sich eic
Wand weilende
W klagt. Er nu
«il das Klima l

'^erg, 25. §

^stnbericktz
., «mt

- (D ii r k h e
Uerung letzten
Mt; der And
jiein so großer,
Mier solchen Umsi
ckinen, braucht §
Mwiese spielte
Wischen Volksle
Iorschtniarkt" eh
schein, der sich'
ß längere Zeit i
Champagnerh
^besucht, daß <
Oeiisog. „Schi
ff» Md wieder
Jahr die I
Wr Tand ein
Theal
Heidelberg, 1.
Wellung des h
Mosen debu
Ms, welch
«um rn dan
Mn Parnos, 8
Wen Rollen bi
§ Sander und d
JMltadt. o

Aiez S,
LE-«-««
Gericht

äa!?' L
Sr M Mn
M '^ide ledic
tzhi/°cker W
S« h achgesuck
hlbz ^Webeu

iE
MEZr.
5' un'
Mui. i^erver
hRuÄ Uhr.-.
Ah. m
rK«
rKsi
 
Annotationen