eidelbkM ockuny
SriÄ-iM täglich
Sonntags ausgenommen.
Preis
mit Familienblättern
monatlich 50 Pf.
frei in's Haus gebracht.
Durch die Post bezogen
Vierteljahr!. 1.25
^schließlich Zustellgebühr.
Televkon-AuMutz Nr. 82.
JnzertionSgebüür:
15 Ps. für die IspaÄU
Pemzeile od. deren Ran«.
Für hiesige Geschäfts-
Prrvatanzeigen bedeuten»,,
ermäßigt.
GratiS-Aufchiag
der Jnierate aut oen PlaksZ«
d mfeln der Heidelb. ZetMW
und den Plakatsäulen,
Tcievdon-Anschluß Nr. 82.
UM).
Münch,
raße 33,
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ße MetäW,
Z" kaufen geht
Vrelsangabe«!
>ed. d. Bl.
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sind zu öerlchi,
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von 5 Zinn«
2 Mansarden«,
» zu vemieh».
gs und Freiitz
aittags. Uhus
nserstr. 31
». W0.
Auf die
HÄÄerzn Aiimg,
Kaupttokat- und Kreisverkündigungsölatt
für den Kreis Keidetöerg,
werden Bestellungen für das IV. Quartal
gM" October. November, December^WW
bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den Agenten, bei
den Trägern in der Stadt, sowie in der Expedition, Untere
Neckarstraße Nr. 21, angenommen.
Die Heidelberger Zeitung ist eines der billigsten
Tagesblätter Badens. Das Abonnement beträgt
monatlich frei ins Haus geliefert
MW- nur 50 Pfg., -W,
durch die Post bezogen vierteljährlich"
DM- nur Eine Mark 25 Pfg. -WU
ausschließlich Bestellgebühr.
IM" Neu eintretenden Abonnenten wird der Winter-
Fahrplan der Staats- und der Dampfstraßenbahnen un-
entgeltlich nach geliefert._
Wochenchronik der Weltbegebenheiten
(vom 22. bis zum 28. September.)
Sept. 22.: Die erste Division des deutschen Manövergeschwaders
fährt glatt und ohne Störung durch den Kaiser
Wilhelm-Kanal, wodurch dessen Brauchbarkeit
definitiv erwiesen ist.
23. : Gegen den Frhrn. v. Hammerstein ergeht ein
Haftbefehl.
24. : In Köln und mehreren anderen Orten haben Ver-
haftungen wegen Landesverraths stattgesunden.
Die Seele des Unternehmens scheint der in Köln
verhaftete Mann, ein Luxemburger, der in Paris
eine Jndnstriefirma vertritt, zu sein. Er hatte es
anscheinend auf die Konstruktion neuer Geschütze ab-
gesehen.
„ 25.: Der König von Belgien hält sich seit einigen
Tagen in Paris auf, wo er mit dem Minister des
Aeußern konferirt. Vermuthlich handelt es sich um
Angelegenheiten des Kongostaates.
26.: Bei der Neuwahl des Wiener Gemeinderaths
haben die Antisemiten in allen drei Wahlkörpern
große Erfolge erzielt, so daß nun in dem Gemeinde-
rath der Hauptstadt Oesterreichs die Antisemiten
eine Mehrheit von 90 gegen 48 Stimmen haben.
„ 28.: Der Großherzog von Baden beendet seine
diesjährigen ausgedehnten Jnspizirungsreisen im Be-
reich des 15. und des 16. Armeekorps.
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Deutsches Reich.
— Nachdem der Entwurf für ein neues Exercierregle-
ment für die Kav all er ie fast zwei Jahre lang für die
Ausbildung unserer Reiterei auf dem Exercierplatz und beim
Manöver erprobt worden ist, hat der Kaiser dieses Reglement
genehmigt und bestimmt, daß die damit gegebenen Festsetzungen
allein maßgebend sein sollen. Dabei ist gleichzeitig untersagt
worden, zur Erzielung gesteigerter äußerlicher Gleichmäßigkeit
oder in anderer Absicht mündliche oder schriftliche Zusätze zudem
Reglement zu erlassen oder den für die Ausbildung und die
Anwendung des Reglements gelassenen Spielraum zu beschränken.
Grade in diesem Verbot beruht die Stärke unserer sämmtlichen
Reglements, die für den höchsten Führer wie für den jüngsten
Soldaten in gleicher Weise bindend sind und in denen persön-
lichen Liebhabereien irgend welcher Art kein Platz eingeräumt ist.
— Herr v. Ham wer stein hat, wie die Kleine Presse
erfährt, die Beleidigungsklage gegen den früheren verant-
wortlichen Redakteur der Kleinen Presse, Herrn Dr. Zacher,
sowie gegen Herrn Leopold Sonnemann zurückgezogen.
Die erhobene Widerklage wird dadurch nicht berührt.
Stadttheater.
FZ Heidelberg, 1. October.
«Ein verarmter Edelman n", Schauspiel von Oktave
Feuillet.
Es ist erschreckend, wie rasch auch in der Kunst Altern und
Verblühen ihr Zerstörungswerk üben. Wie wenig weit liegt es
zurück, daß unzählige Thränen über den „Roman eines armen
Edelmanns" geflossen sind, daß manch vornehmes Publikum
mit aufrichtigem Behagen den Extract von Edelmuth schlürfte.
Seitdem ist der große Sturmwind des Realismus dahergebraust
und hat Blüthen, die einst des Blühens Werth erschienen, er-
barmungslos in den Staub geweht.
Sudermann hat kürzlich in einem Plaidoyer für den Realismus
sehr hübsch darauf hingewiesen, wie unmöglich es für unser Ohr
heute klingt, wenn im Roman von gestern, oder doch von vor-
gestern, der Autor sich an den „Lieben Leser" richtet oder eine
Wendung bringt wie: „Doch sehen wir, was aus unserem Helden
geworden ist". , ,
Genau wie mit der Form verhält es sich auch mit dem Inhalt
bei Roman und Schauspiel. Was dem Publikum von gestern
als Erforderniß erschien, gilt uns heute als störender Auswuchs.
Gestern noch verlangte man Helden, Helden der Tugend oder
des Lasters, mit den potenzirtesten Eigenschaften, heute den
Mensch in seiner ganzen Menschlichkeit, und wenn ein Edelmann
und Cavalier als wahrer Virtuose des Edelmuths sich präsentirt,
so erscheint uns diese von „Edelmuth triefende" Gestalt als ein
Abstractum, für das man ein mitleidiges Lächeln hat. Gestern
verlangte noch der Geschmack als Requisit der Spannung:
geheimnißvolle Verwicklungen, und Enthüllungen. Die alte
Mamsell oder der alte Marquis oder wer immer mußten eine
vergilbte Urkunde verborgen haben, die im richtigen Moment
Zu Tage kommt und zur Lösung des Knotens dient. Selbst
Gutzkow, der im Grunde in seinen „Rittern vom Geist" und im
»Zauberer von Rom" mit die gewaltigsten, heute leider kaum
mehr genügend gewürdigten realistischen Romane geschaffen hat,
Dienstag, den 1. Oktober
— Der Reichstagsabgeordnete Pflüger (Württem-
berg) hat sein Mandat niedergelegt.
— Ein bezeichnendes Vorkommniß wird aus dem
Städtchen Zörbig in der preuß. Provinz Sachsen gemel-
det. Dort sollte letzten Sonntag Herr Stöcker eine
Predigt halten und zu seinen Ehren der meist aus Arbei-
tern bestehende Kirchenchor Gesangvorträge zum Besten ge-
ben. Die Mehrzahl der Mitglieder aber hat, wie berich-
tet wird, dieses Anfinnen abgelehnt. Dem Christenthum
wie dem politischen Leben würde es nicht das Geringste
schaden, wenn Herr Stöcker sich aus der öffentlichen Arena
zurückziehen wollte.
Bade«, ff Mannheim, 36. Sept. Recht lustig
tobt jetzt in unserem Kreise der Wahlkampf. In
Mannheim hielten gestern die Sozialdemokraten zwei
Versammlungen in verschiedenen Stadttheilen ab. Als
Referenten traten die sozialdemokratischen Landtagskandidaten
Drcesbach und Geis auf. Für heute und morgen sind
vier sozialdemokratische Versammlungen angesetzt. Die
nativnalliberale Partei hielt am Samstag eine Wahl-
versammlung im Bezirksverein der Schwetzinger Vorstadt
ab, in der die beiden nationalliberalen Kandidaten
Heinrich Hartmann und Stadtrath Dr. Clemm sprachen.
Heute, Montag, findet eine Bezirksversammlung der Unter-
stadt I statt, hieran schließt sich am Mittwoch eine solche
auf Jungbusch-Mühlau und am Freitag in Unterstadt II.
Am Samstag Abend wird eine allgemeine große Partei-
versammlung in den Saalbau einberufen. In diesen
sämmtlichen Versammlungen sprechen die beiden national-
liberalen Kandidaten. Auch in den Mannheimer
Landbezirken wurde der gestrige Sonntag zu einer
größeren Anzahl Versammlungen benützt. In Ladenburg
und in Seckenheim tagten die Nationalliberalen, deren
Versammlungen gut besucht waren. Hauptredner waren
die Herren Landtagsabgeordneter Klein-Wertheim und
Professor Treiber, der Kandidat der nationalliberalen
Partei. Die Freisinnigen und Demokraten hielten Ver-
sammlungen ab in Oftersheim und Reilingen, in denen
der Kandidat der Linksliberalen und des Centrums, Herr
Ziegeleibesitzer Eder, „einige Aufschlüsse über seine politischen
Bestrebungen gab," wie der Mannheimer Anzeiger selbst
wörtlich mittheilt. . Ob dies eine Ironie des Mannheimer
Demokratenblattes auf den großen Politiker und Redner
Edner sein soll, wissen wir nicht. Jedenfalls scheinen die
Wahlreden des Herrn Eder keine hervorragenden oratori-
schen Leistungen zu sein, da sogar das eigene Partei-
blatt Eders ihnen eine so schöne Umschreibung geben muß,
wenn es der Wirklichkeit keine Gewalt anthun will.
Bayern. München, 30. Sept. Auf der Central-
versammlung des landwirthschaftlichen Vereins
in Bayern wurde einstimmig folgende Forderung bezüglich
des Vieh Handels auf dem städtischen Vieh- und
Schlachthofe beschlossen: 1. Der Bauer ist berechtigt, daß
man ihm den direkten Absatz auf dem Schlachthofe er-
möglicht. 2. Am Handel persönlich unbetheiligte, unter
amtlicher Kontrolle stehende Vermittler sollen den Land-
wirthen als Viehverkäufer zur Verfügung gestellt werden.
Es sollen 3. ein wirthschaftlich solider Geldverkehr auf
den Schlacht- und Viehhöfen, 4. zuverlässige Preis-
uotirungen, dis ein klares Bild geben, 5. Handel nach
Lebensgewicht ausgesührt, 6. Seuchenhöfe und Fleisch-
märkte mit ausgedehnten Kühlanlagen zur möglichsten
Fernhaltung eines Seuchenausbruches in einem Schlacht-
und Viehhof errichtet werden. Die Schlachthofverwaltungen
sollen landwirthschaftliche Beiräthe zur Entscheidung über
auftauchende Fragen beiziehen. Angenommen wurde ferner
ein Antrag ans Einführung landwirtschaftlicher Schöffen-
' mußte mit den in Bilderrahmen und alten Schreinen versteckten
geheimnißvollen Urkunden dem Geschmack seines Publikums
entgegenkommen.
Heute erscheint uns jede solche wunderbare Lösung wie ein
Taschenspielerkunststück. Der Zufall und das Wunder haben auf
der Bühne ihre Rolle heute ausgespielt.
Der verarmte Edelmann als Roman und Drama ist ein
wahrer Markstein für das Heldenstück mit der wunderbaren
Lösung. Wenn trotzdem die Bühnen, auch sehr vornehme Bühnen,
noch gerne nach ihm greifen, so geschieht das aus dem theater-
praktischen Grund, daß ein jugendlicher Liebhaber sich kaum
dankbarer und sympathischer als mit der Rolle des Odiot präsen-
tsten kann. Das hat wohl auch die Theaterleitung bestimmt,
das Stück, das, von obigen allgemeinen Bemerkungen abgesehen,
in der Ruinenscene und mancher anderen und in seiner geschickten
Anlage bühnenwirksam ist und, wie der stetige lebhafte Applaus
gestern bewies, sein Publikum interessirt, als erste Schauspiel-
probe zu wählen. Es galt, den jugendlichen Liebhaber, Herrn
Alten, vorzustellen, eine Vorstellung, die zu angenehmen Er-
wartungen berechtigt. Eine hübsche Erscheinung bringt er als
besten Empfehlungsbrief; ein nicht sehr metallisches aber gewin-
nendes Organ, und sehr viel Wärme traten gestern hervor. Er
hat aber vor allem den großen Vorzug einer frischen Natürlich-
keit, die sogar oft zu weit geht und den jungen Darsteller zu
einem zu leichten und oberflächlichen Sprechen verleitet. Hoffent-
lich wird man an Herrn Alten Freude erleben.
Die unglückliche Marguerite, Stiefschwester der Claire aus
dem „Hüttenbesitzer", die noch weit mehr moralische und physische
Taucherproben verlangt, als sie das Gedicht aufzählt, bis sie
endlich überzeugt ist, nicht um ihres Geldes willen begehrt zu
werden, war als erstes ernstes Debüt für Frl. Malva aus-
ersehen. Sie hat dabei nicht so erfreuliche Aussichten eröffnet
wie ihr Partner. Gewiß legt sie die Rolle gut und durchdacht
an und hat immer die richtigen Intentionen, aber wie in ihrer
gedeckten Stimme, die im Affekt nicht ausreicht, hat sie auch in
ihrem Wesen etwas Verhaltenes. Ihre Rede muß unmittelbarer, j
weniger erlernt klingen.
1895.
gerichte als Schiedsgerichte in landwirthschaftlichen Civil-
streitigkeiten.
Preußen. Nach den vorläufigen Ergebnissen der
Berufs- und Gewerbezählung vom - 14. Juni
1895 im Königreich Preußen bestanden 6 644 098 Haus-
haltungen mit 15 475 202 männlichen, 16 016 007 weibli-
chen anwesenden Personen, 3 531 659 Land wirth-
schaftsbetriebe, 7421 199 Gewerbebetriebe mit meh-
reren Inhabern, mit Gehülfen oder Motoren.
Aus der Karlsruher Zeitung.
Karlsruhe, 30. Sept. Der Großherzog hat
folgendes Telegramm erhalten:
Großherzog von Baden. Königliche Hoheit, Freiburg.
Jagdhaus Rominten, den 28. September 1895-
Eure Königliche Hoheit wollen dessen aufrichtig versichert
sein, daß Ich bei der 25. Wiederkehr des Tages von Straß-
burgs Fall in tiei empfundener Dankbarkeil der Lorbeeren
gedenke, welche sich die badischen Krieger unter den Augen
ihres geliebten Landesherrn bei der Einnahme dieser Vesre
erkämpften.
gez. Wilhelm R.
Der Großherzog hat darauf folgendes Antworttelegramm
an den Kaiser gesendet:
Seiner Majestät dem Kaiser und König. Jagdhaus
Rominten.
Wollen Eure Kaiserliche Majestät meinen aufrichtig ge-
fühlten Dank entgegennehmen für die überaus wohlthuende
Empfindung, womit Allerhöchstdieselben der 25 Wiederkehr
des von Tages Straßburg's Fall in so ehrender Weise des
Antheils der badischen Krieger an diesem Ereigniß gedenken.
Es wird diese Allerhöchste Anerkennung der Bedeutung dieses
Jahrestages von allen noch lebenden Kämpfern unter meinen
lieben Landsleuten dankbar erkannt werden und wird der
jüngeren Generation ein erneuter Antrieb werden, die Bahn
der Ehre der Väter stets würdig und wohl vorbereitet zu
betreten.
Freiburg, den 29. September 1895.
gez. Friedi ich, Großherzog von Baden.
— Der Groß Herzog ist, von Metz kommend,
Samstag früh nach 7 Uhr in Freiburg angekommen.
Derselbe brach nach kurzem Aufenthalt daselbst um 9 Uhr
10 Min. Vormittags wieder auf, um die jüngst vollendete
Kaiserstuhlbahn zu befahren. Seine Königliche
Hoheit reiste in Begleitung des Erbgroßherzogs und ge-
folgt von dem Minister von Brauer, dem Präsidenten des
Ministeriums des Innern, Geheimeraths Eisenlohr, dem
Flügeladjntanten Oberst Müller und dem Legations-
rath Dr. Freiherrn von Babo. In Gottenheim wurde
Seine Königliche Hoheit von den Vertretern des Konsortiums,
welches die Bahn erbaut hat, empfangen und auf der
ganzen Strecke geleitet. Außerdem wurde Seine Königliche
Hoheit von dem Großherzoglichen Landeskommissär Geheimen
Oberregiernngsrath Siegel und den Amtsvorständen der
betreffenden Bezirke geführt. In Gottenheim und in den
folgenden Gemeinden Bötzingen, Eichstetten, Nimburg,
Balingen und Riegel wurde kürzerer Aufenthalt genommen
und seine Königliche Hoheit, der Großherzog von den Ver-
tretern der Gemeinden, den Vereinen und der zahlreich
erschienenen Bevölkerung herzlich begrüßt. In Endingen
fand gleichfalls der wärmste Empfang statt. Ihre König-
lichen Hoheiten verließen hier den Zug und begaben sich
nach der Stadt, woselbst im Rathhaussaal von der Ge-
meinde ein Frühstück angeboten wurde. Bei der Fortsetzung
der Fahrt nahm Seine Königliche Hoheit in gleicher Weise
wie Vormittags Begrüßungen entgegen in Königschaffhausen,
Sasbach, Jechtingen, Burkheim. Rothweil, Achkarren und
Altbreisach. Die Rückkehr nach Freiburg erfolgte Abends
gegen 8 Uhr. Die Gro ßh erzogin begab sich Samstag
Vormittag 7 Uhr 30 Min. von Mainau nach Singen
und besuchte daselbst das Spital. Von hier fuhr dieselbe
nach Arlen zur Besichtigung der Einrichtung der Arbeiter-
Eine hübsche Talentprobe lieferte in seinen kurzen drastischen
Szenen, namentlich mit seiner wirkungvollen Mimik, Herr Diehl.
Fräulein Mestel lag die ernste, vornehme Mutter weit besser
als gestern die humoristisch-bürgerliche.
Das Pendant zu dem Heldenpaar: eine Salonschlange und
ein Parquet-Jntriguant, gaben recht harte Nüsse zu knacken.
Fräulein Baumer hat mit durchaus richtigem Gefühl die
bunt wechselnden Strömungen ihrer Rolle als böse Gouvernante
zum Ausdruck gebracht. Sie ist noch etwas schwer in Bewegung
und von ängstlicher Vorsicht im Spiel, aber sie vergreift sich
dabei auch nicht. Mit dem umgekehrten Edelmann hat Herr
Harnack auch heute bewiesen, daß er seit seiner Wiederkehr wie
umgewandelt. Ein niedriger Feigling, der noch dazu eine Dosis
Lächerlichkeit mitbekommen hat, das ist schwer zu verkörpern.
Herr Harnack hat, indem er all diese Seiten gleichmäßig hervor-
kehrte, so scharf und sicher charakterisirt, daß man über seine
rasche Reife nur staunen kann. Für Fräulein Meixner
(Madame Aubry) scheint das Parquett des Salons gerade nicht
der Lieblingsboden zu sein. Auch muß man sicher darauf gehen.
Daß schon bei der zweiten Vorstellung ein so erfreuliches
Zusammenspiel erzielt war, gab ein Zeugniß von dem bekannten
Vermögen der Regie.
Möchte nur recht bald die richtige Theaterlust im Publikum
erwachen! Wer rasch gibt, gibt auch hier doppelt. vr. 8.
Kleine Zeitung.
— Breslau, 30. Sept. Der Wurstfabrikant Karl Giesche
wurde heute im Wiederaufnahmeverfahren von der
Anklage eines wiederholten Sittlichkeitsverbrechens, begangen
an der unverehelichten Marie Schneider, freigesprochen
Giesche war am 18. December 1893 zu fünfjährigem Zuchthaus
verurtheilt worden.
— Zwickau, 30. Sept. Der hier versammelte Gesammtvor-
stand des evangelischen Bundes bewilligte 20 000^L
zum Baue eines evangelischen Bundesdiakonissenhauses in
Freiburg i. Br- für Baden und Elsaß-Lothringen.
SriÄ-iM täglich
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mit Familienblättern
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Tagesblätter Badens. Das Abonnement beträgt
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Fahrplan der Staats- und der Dampfstraßenbahnen un-
entgeltlich nach geliefert._
Wochenchronik der Weltbegebenheiten
(vom 22. bis zum 28. September.)
Sept. 22.: Die erste Division des deutschen Manövergeschwaders
fährt glatt und ohne Störung durch den Kaiser
Wilhelm-Kanal, wodurch dessen Brauchbarkeit
definitiv erwiesen ist.
23. : Gegen den Frhrn. v. Hammerstein ergeht ein
Haftbefehl.
24. : In Köln und mehreren anderen Orten haben Ver-
haftungen wegen Landesverraths stattgesunden.
Die Seele des Unternehmens scheint der in Köln
verhaftete Mann, ein Luxemburger, der in Paris
eine Jndnstriefirma vertritt, zu sein. Er hatte es
anscheinend auf die Konstruktion neuer Geschütze ab-
gesehen.
„ 25.: Der König von Belgien hält sich seit einigen
Tagen in Paris auf, wo er mit dem Minister des
Aeußern konferirt. Vermuthlich handelt es sich um
Angelegenheiten des Kongostaates.
26.: Bei der Neuwahl des Wiener Gemeinderaths
haben die Antisemiten in allen drei Wahlkörpern
große Erfolge erzielt, so daß nun in dem Gemeinde-
rath der Hauptstadt Oesterreichs die Antisemiten
eine Mehrheit von 90 gegen 48 Stimmen haben.
„ 28.: Der Großherzog von Baden beendet seine
diesjährigen ausgedehnten Jnspizirungsreisen im Be-
reich des 15. und des 16. Armeekorps.
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Deutsches Reich.
— Nachdem der Entwurf für ein neues Exercierregle-
ment für die Kav all er ie fast zwei Jahre lang für die
Ausbildung unserer Reiterei auf dem Exercierplatz und beim
Manöver erprobt worden ist, hat der Kaiser dieses Reglement
genehmigt und bestimmt, daß die damit gegebenen Festsetzungen
allein maßgebend sein sollen. Dabei ist gleichzeitig untersagt
worden, zur Erzielung gesteigerter äußerlicher Gleichmäßigkeit
oder in anderer Absicht mündliche oder schriftliche Zusätze zudem
Reglement zu erlassen oder den für die Ausbildung und die
Anwendung des Reglements gelassenen Spielraum zu beschränken.
Grade in diesem Verbot beruht die Stärke unserer sämmtlichen
Reglements, die für den höchsten Führer wie für den jüngsten
Soldaten in gleicher Weise bindend sind und in denen persön-
lichen Liebhabereien irgend welcher Art kein Platz eingeräumt ist.
— Herr v. Ham wer stein hat, wie die Kleine Presse
erfährt, die Beleidigungsklage gegen den früheren verant-
wortlichen Redakteur der Kleinen Presse, Herrn Dr. Zacher,
sowie gegen Herrn Leopold Sonnemann zurückgezogen.
Die erhobene Widerklage wird dadurch nicht berührt.
Stadttheater.
FZ Heidelberg, 1. October.
«Ein verarmter Edelman n", Schauspiel von Oktave
Feuillet.
Es ist erschreckend, wie rasch auch in der Kunst Altern und
Verblühen ihr Zerstörungswerk üben. Wie wenig weit liegt es
zurück, daß unzählige Thränen über den „Roman eines armen
Edelmanns" geflossen sind, daß manch vornehmes Publikum
mit aufrichtigem Behagen den Extract von Edelmuth schlürfte.
Seitdem ist der große Sturmwind des Realismus dahergebraust
und hat Blüthen, die einst des Blühens Werth erschienen, er-
barmungslos in den Staub geweht.
Sudermann hat kürzlich in einem Plaidoyer für den Realismus
sehr hübsch darauf hingewiesen, wie unmöglich es für unser Ohr
heute klingt, wenn im Roman von gestern, oder doch von vor-
gestern, der Autor sich an den „Lieben Leser" richtet oder eine
Wendung bringt wie: „Doch sehen wir, was aus unserem Helden
geworden ist". , ,
Genau wie mit der Form verhält es sich auch mit dem Inhalt
bei Roman und Schauspiel. Was dem Publikum von gestern
als Erforderniß erschien, gilt uns heute als störender Auswuchs.
Gestern noch verlangte man Helden, Helden der Tugend oder
des Lasters, mit den potenzirtesten Eigenschaften, heute den
Mensch in seiner ganzen Menschlichkeit, und wenn ein Edelmann
und Cavalier als wahrer Virtuose des Edelmuths sich präsentirt,
so erscheint uns diese von „Edelmuth triefende" Gestalt als ein
Abstractum, für das man ein mitleidiges Lächeln hat. Gestern
verlangte noch der Geschmack als Requisit der Spannung:
geheimnißvolle Verwicklungen, und Enthüllungen. Die alte
Mamsell oder der alte Marquis oder wer immer mußten eine
vergilbte Urkunde verborgen haben, die im richtigen Moment
Zu Tage kommt und zur Lösung des Knotens dient. Selbst
Gutzkow, der im Grunde in seinen „Rittern vom Geist" und im
»Zauberer von Rom" mit die gewaltigsten, heute leider kaum
mehr genügend gewürdigten realistischen Romane geschaffen hat,
Dienstag, den 1. Oktober
— Der Reichstagsabgeordnete Pflüger (Württem-
berg) hat sein Mandat niedergelegt.
— Ein bezeichnendes Vorkommniß wird aus dem
Städtchen Zörbig in der preuß. Provinz Sachsen gemel-
det. Dort sollte letzten Sonntag Herr Stöcker eine
Predigt halten und zu seinen Ehren der meist aus Arbei-
tern bestehende Kirchenchor Gesangvorträge zum Besten ge-
ben. Die Mehrzahl der Mitglieder aber hat, wie berich-
tet wird, dieses Anfinnen abgelehnt. Dem Christenthum
wie dem politischen Leben würde es nicht das Geringste
schaden, wenn Herr Stöcker sich aus der öffentlichen Arena
zurückziehen wollte.
Bade«, ff Mannheim, 36. Sept. Recht lustig
tobt jetzt in unserem Kreise der Wahlkampf. In
Mannheim hielten gestern die Sozialdemokraten zwei
Versammlungen in verschiedenen Stadttheilen ab. Als
Referenten traten die sozialdemokratischen Landtagskandidaten
Drcesbach und Geis auf. Für heute und morgen sind
vier sozialdemokratische Versammlungen angesetzt. Die
nativnalliberale Partei hielt am Samstag eine Wahl-
versammlung im Bezirksverein der Schwetzinger Vorstadt
ab, in der die beiden nationalliberalen Kandidaten
Heinrich Hartmann und Stadtrath Dr. Clemm sprachen.
Heute, Montag, findet eine Bezirksversammlung der Unter-
stadt I statt, hieran schließt sich am Mittwoch eine solche
auf Jungbusch-Mühlau und am Freitag in Unterstadt II.
Am Samstag Abend wird eine allgemeine große Partei-
versammlung in den Saalbau einberufen. In diesen
sämmtlichen Versammlungen sprechen die beiden national-
liberalen Kandidaten. Auch in den Mannheimer
Landbezirken wurde der gestrige Sonntag zu einer
größeren Anzahl Versammlungen benützt. In Ladenburg
und in Seckenheim tagten die Nationalliberalen, deren
Versammlungen gut besucht waren. Hauptredner waren
die Herren Landtagsabgeordneter Klein-Wertheim und
Professor Treiber, der Kandidat der nationalliberalen
Partei. Die Freisinnigen und Demokraten hielten Ver-
sammlungen ab in Oftersheim und Reilingen, in denen
der Kandidat der Linksliberalen und des Centrums, Herr
Ziegeleibesitzer Eder, „einige Aufschlüsse über seine politischen
Bestrebungen gab," wie der Mannheimer Anzeiger selbst
wörtlich mittheilt. . Ob dies eine Ironie des Mannheimer
Demokratenblattes auf den großen Politiker und Redner
Edner sein soll, wissen wir nicht. Jedenfalls scheinen die
Wahlreden des Herrn Eder keine hervorragenden oratori-
schen Leistungen zu sein, da sogar das eigene Partei-
blatt Eders ihnen eine so schöne Umschreibung geben muß,
wenn es der Wirklichkeit keine Gewalt anthun will.
Bayern. München, 30. Sept. Auf der Central-
versammlung des landwirthschaftlichen Vereins
in Bayern wurde einstimmig folgende Forderung bezüglich
des Vieh Handels auf dem städtischen Vieh- und
Schlachthofe beschlossen: 1. Der Bauer ist berechtigt, daß
man ihm den direkten Absatz auf dem Schlachthofe er-
möglicht. 2. Am Handel persönlich unbetheiligte, unter
amtlicher Kontrolle stehende Vermittler sollen den Land-
wirthen als Viehverkäufer zur Verfügung gestellt werden.
Es sollen 3. ein wirthschaftlich solider Geldverkehr auf
den Schlacht- und Viehhöfen, 4. zuverlässige Preis-
uotirungen, dis ein klares Bild geben, 5. Handel nach
Lebensgewicht ausgesührt, 6. Seuchenhöfe und Fleisch-
märkte mit ausgedehnten Kühlanlagen zur möglichsten
Fernhaltung eines Seuchenausbruches in einem Schlacht-
und Viehhof errichtet werden. Die Schlachthofverwaltungen
sollen landwirthschaftliche Beiräthe zur Entscheidung über
auftauchende Fragen beiziehen. Angenommen wurde ferner
ein Antrag ans Einführung landwirtschaftlicher Schöffen-
' mußte mit den in Bilderrahmen und alten Schreinen versteckten
geheimnißvollen Urkunden dem Geschmack seines Publikums
entgegenkommen.
Heute erscheint uns jede solche wunderbare Lösung wie ein
Taschenspielerkunststück. Der Zufall und das Wunder haben auf
der Bühne ihre Rolle heute ausgespielt.
Der verarmte Edelmann als Roman und Drama ist ein
wahrer Markstein für das Heldenstück mit der wunderbaren
Lösung. Wenn trotzdem die Bühnen, auch sehr vornehme Bühnen,
noch gerne nach ihm greifen, so geschieht das aus dem theater-
praktischen Grund, daß ein jugendlicher Liebhaber sich kaum
dankbarer und sympathischer als mit der Rolle des Odiot präsen-
tsten kann. Das hat wohl auch die Theaterleitung bestimmt,
das Stück, das, von obigen allgemeinen Bemerkungen abgesehen,
in der Ruinenscene und mancher anderen und in seiner geschickten
Anlage bühnenwirksam ist und, wie der stetige lebhafte Applaus
gestern bewies, sein Publikum interessirt, als erste Schauspiel-
probe zu wählen. Es galt, den jugendlichen Liebhaber, Herrn
Alten, vorzustellen, eine Vorstellung, die zu angenehmen Er-
wartungen berechtigt. Eine hübsche Erscheinung bringt er als
besten Empfehlungsbrief; ein nicht sehr metallisches aber gewin-
nendes Organ, und sehr viel Wärme traten gestern hervor. Er
hat aber vor allem den großen Vorzug einer frischen Natürlich-
keit, die sogar oft zu weit geht und den jungen Darsteller zu
einem zu leichten und oberflächlichen Sprechen verleitet. Hoffent-
lich wird man an Herrn Alten Freude erleben.
Die unglückliche Marguerite, Stiefschwester der Claire aus
dem „Hüttenbesitzer", die noch weit mehr moralische und physische
Taucherproben verlangt, als sie das Gedicht aufzählt, bis sie
endlich überzeugt ist, nicht um ihres Geldes willen begehrt zu
werden, war als erstes ernstes Debüt für Frl. Malva aus-
ersehen. Sie hat dabei nicht so erfreuliche Aussichten eröffnet
wie ihr Partner. Gewiß legt sie die Rolle gut und durchdacht
an und hat immer die richtigen Intentionen, aber wie in ihrer
gedeckten Stimme, die im Affekt nicht ausreicht, hat sie auch in
ihrem Wesen etwas Verhaltenes. Ihre Rede muß unmittelbarer, j
weniger erlernt klingen.
1895.
gerichte als Schiedsgerichte in landwirthschaftlichen Civil-
streitigkeiten.
Preußen. Nach den vorläufigen Ergebnissen der
Berufs- und Gewerbezählung vom - 14. Juni
1895 im Königreich Preußen bestanden 6 644 098 Haus-
haltungen mit 15 475 202 männlichen, 16 016 007 weibli-
chen anwesenden Personen, 3 531 659 Land wirth-
schaftsbetriebe, 7421 199 Gewerbebetriebe mit meh-
reren Inhabern, mit Gehülfen oder Motoren.
Aus der Karlsruher Zeitung.
Karlsruhe, 30. Sept. Der Großherzog hat
folgendes Telegramm erhalten:
Großherzog von Baden. Königliche Hoheit, Freiburg.
Jagdhaus Rominten, den 28. September 1895-
Eure Königliche Hoheit wollen dessen aufrichtig versichert
sein, daß Ich bei der 25. Wiederkehr des Tages von Straß-
burgs Fall in tiei empfundener Dankbarkeil der Lorbeeren
gedenke, welche sich die badischen Krieger unter den Augen
ihres geliebten Landesherrn bei der Einnahme dieser Vesre
erkämpften.
gez. Wilhelm R.
Der Großherzog hat darauf folgendes Antworttelegramm
an den Kaiser gesendet:
Seiner Majestät dem Kaiser und König. Jagdhaus
Rominten.
Wollen Eure Kaiserliche Majestät meinen aufrichtig ge-
fühlten Dank entgegennehmen für die überaus wohlthuende
Empfindung, womit Allerhöchstdieselben der 25 Wiederkehr
des von Tages Straßburg's Fall in so ehrender Weise des
Antheils der badischen Krieger an diesem Ereigniß gedenken.
Es wird diese Allerhöchste Anerkennung der Bedeutung dieses
Jahrestages von allen noch lebenden Kämpfern unter meinen
lieben Landsleuten dankbar erkannt werden und wird der
jüngeren Generation ein erneuter Antrieb werden, die Bahn
der Ehre der Väter stets würdig und wohl vorbereitet zu
betreten.
Freiburg, den 29. September 1895.
gez. Friedi ich, Großherzog von Baden.
— Der Groß Herzog ist, von Metz kommend,
Samstag früh nach 7 Uhr in Freiburg angekommen.
Derselbe brach nach kurzem Aufenthalt daselbst um 9 Uhr
10 Min. Vormittags wieder auf, um die jüngst vollendete
Kaiserstuhlbahn zu befahren. Seine Königliche
Hoheit reiste in Begleitung des Erbgroßherzogs und ge-
folgt von dem Minister von Brauer, dem Präsidenten des
Ministeriums des Innern, Geheimeraths Eisenlohr, dem
Flügeladjntanten Oberst Müller und dem Legations-
rath Dr. Freiherrn von Babo. In Gottenheim wurde
Seine Königliche Hoheit von den Vertretern des Konsortiums,
welches die Bahn erbaut hat, empfangen und auf der
ganzen Strecke geleitet. Außerdem wurde Seine Königliche
Hoheit von dem Großherzoglichen Landeskommissär Geheimen
Oberregiernngsrath Siegel und den Amtsvorständen der
betreffenden Bezirke geführt. In Gottenheim und in den
folgenden Gemeinden Bötzingen, Eichstetten, Nimburg,
Balingen und Riegel wurde kürzerer Aufenthalt genommen
und seine Königliche Hoheit, der Großherzog von den Ver-
tretern der Gemeinden, den Vereinen und der zahlreich
erschienenen Bevölkerung herzlich begrüßt. In Endingen
fand gleichfalls der wärmste Empfang statt. Ihre König-
lichen Hoheiten verließen hier den Zug und begaben sich
nach der Stadt, woselbst im Rathhaussaal von der Ge-
meinde ein Frühstück angeboten wurde. Bei der Fortsetzung
der Fahrt nahm Seine Königliche Hoheit in gleicher Weise
wie Vormittags Begrüßungen entgegen in Königschaffhausen,
Sasbach, Jechtingen, Burkheim. Rothweil, Achkarren und
Altbreisach. Die Rückkehr nach Freiburg erfolgte Abends
gegen 8 Uhr. Die Gro ßh erzogin begab sich Samstag
Vormittag 7 Uhr 30 Min. von Mainau nach Singen
und besuchte daselbst das Spital. Von hier fuhr dieselbe
nach Arlen zur Besichtigung der Einrichtung der Arbeiter-
Eine hübsche Talentprobe lieferte in seinen kurzen drastischen
Szenen, namentlich mit seiner wirkungvollen Mimik, Herr Diehl.
Fräulein Mestel lag die ernste, vornehme Mutter weit besser
als gestern die humoristisch-bürgerliche.
Das Pendant zu dem Heldenpaar: eine Salonschlange und
ein Parquet-Jntriguant, gaben recht harte Nüsse zu knacken.
Fräulein Baumer hat mit durchaus richtigem Gefühl die
bunt wechselnden Strömungen ihrer Rolle als böse Gouvernante
zum Ausdruck gebracht. Sie ist noch etwas schwer in Bewegung
und von ängstlicher Vorsicht im Spiel, aber sie vergreift sich
dabei auch nicht. Mit dem umgekehrten Edelmann hat Herr
Harnack auch heute bewiesen, daß er seit seiner Wiederkehr wie
umgewandelt. Ein niedriger Feigling, der noch dazu eine Dosis
Lächerlichkeit mitbekommen hat, das ist schwer zu verkörpern.
Herr Harnack hat, indem er all diese Seiten gleichmäßig hervor-
kehrte, so scharf und sicher charakterisirt, daß man über seine
rasche Reife nur staunen kann. Für Fräulein Meixner
(Madame Aubry) scheint das Parquett des Salons gerade nicht
der Lieblingsboden zu sein. Auch muß man sicher darauf gehen.
Daß schon bei der zweiten Vorstellung ein so erfreuliches
Zusammenspiel erzielt war, gab ein Zeugniß von dem bekannten
Vermögen der Regie.
Möchte nur recht bald die richtige Theaterlust im Publikum
erwachen! Wer rasch gibt, gibt auch hier doppelt. vr. 8.
Kleine Zeitung.
— Breslau, 30. Sept. Der Wurstfabrikant Karl Giesche
wurde heute im Wiederaufnahmeverfahren von der
Anklage eines wiederholten Sittlichkeitsverbrechens, begangen
an der unverehelichten Marie Schneider, freigesprochen
Giesche war am 18. December 1893 zu fünfjährigem Zuchthaus
verurtheilt worden.
— Zwickau, 30. Sept. Der hier versammelte Gesammtvor-
stand des evangelischen Bundes bewilligte 20 000^L
zum Baue eines evangelischen Bundesdiakonissenhauses in
Freiburg i. Br- für Baden und Elsaß-Lothringen.