MU bjUj,
Mmitllg, den 2. Dklkmbkr
1895
Handlung einen Flecken auf Deinen Namen brmgen!" unter-
brach sie ihn schneidend und befreite ihre Hände. Alle bisher
durch ihn erduldete Qual stand plötzlich vor ihrem geistigen
Auge und machte sie hart. —
(Schluß folgt.)
: - ' "All
s - ' ''E
Stadttheater.
L^L Heidelberg, 2. Dezember.
„Ei nervonunsere Leut'",Gastspiel vonWilliam Büller.
Wer aus dem Titel etwa auf ein antisemitisches Stück ge-
schlossen haben sollte, ist gründlich fehl gegangen. Etwas Philo«
semitischeres läßt sich gar nicht denken, als die alte Posse von
Berg und Kalisch, der reine „Nathan" in Kalauern und Couplets.
Der Geschmack, der einst diesem Genre Berliner Posse huldigte,
die zu dem Hauptstoff Witz, einen Schuß ernste Handlung und
einen Schuß weichliche Sentimentalität aufweisen mußte, ist selbst
in Berlin verschwunden. Wenn nicht der Solowitzvirtuose, für
den die Posse noch immer hin und wieder hervorgesucht wird,
auf den Brettern steht, nimmt diese sich recht schaal und abge-
standen aus. Erst in der „zerstreuten Apotheke" wird auch das
Ding an sich lustiger.
Wer Sinn für Komik hat, muß sich auf Büller's Kommen
wie auf einen Festtag gefreut haben. In Erinnerung und Wieder-
erwartung seines Striese, zweifellos heute des besten der deutschen
Bühne, schmerzt das Zwerchfell. Unter den norddeutschen
Komikern leichteren Kalibers nimmt der Gast überhaupt ^eine
der ersten, vielleicht die erste Stelle ein. Seine von Humor über-
schäumenden und doch stets in den Grenzen der glaubhaften
Charakterisirung gehaltenen Lustspielleistungen werden zweifellos
auch dieses Mal dafür den Beweis liefern.
Gestern hat er mit dem Genre der Gesangsposse in der
Nebenbeschäftigung als Coupletsänger seine Antrittsverbeugung
gemacht, einem Genre und einer Nebenbeschäftigung, die ihm,
nach meinem Gefühl, nicht so gut.liegen, wie unvermischte Lust-
spielaufgsben.
«rncheuu mgttch
Hsanrags ausgenommen.
Preis
mit Familienblättern
monatlich 50 Pf.
frei in's Haus gebracht.
Durch die Post bezogen
vierteljährl. 1.25
insschließlich Zustellgebühr.
Lelevlum-Aufchluk Nr. 82.
conto - .
x-DiscoM.^.
M Um des Kindes willen.
Roman von M. Doberenz.
(Fortsetzung.)
Albrecht sah bei diesen Worten seine tief gekränkte Gattin
an, sie war sehr bleich, um ihren Mund hatte sich ein bitterer
Zug gegraben, jetzt hob sie das gesenkte Haupt und schaute
ihn an. Lange, lange ruhten die Blicke der Gatten ineinander.
Eine stumme Klage, ein Vorwurf sprach aus ihren feucht-
schimmernden Augen, die seinen schienen eine eigene Sprache
zu reden, der bittere Zug um den Mund der jungen Frau
verlor sich ganz und hold erröthend senkte sie endlich
den Blick.
Alix stahl sich an ihre Seite, zog ihre Hände stürmisch an
die Lippen und bat leise, halb scheu, halb zutraulich zu ihr
aufblickend:
„Kannst Du mir den bösen Verdacht verzeihen, Rose?'
Roialy sah mit plötzlichem Verständniß auf das junge
Mädchen nieder.
„Alix, Du konntest glauben? — auch.gestern Abend noch?"
„Verzeih mir!" bat Alix nochmals, statt aller Antwort.
„Und er," fuhr die junge Frau erregt fort, „glaubte auch
er, daß —
Alix sah sie erstaunt an.
„Aber freilich, Rose, darum war er doch nur so — so —
böse!" platzte sie endlich heraus. „Doch nun ist ja Alles
gut," es klang ein unterdrückter Jubel aus ihren Worten
„und nicht wahr," schmeichelte sie, „Du bist mir nicht
mehr böse?"
Rosaly stand da, wie betäubt. Also er hatte noch gestern
nicht gewußt, daß Hans ihr Bruder war? Er batte glauben
können, daß sie — der ganze Stolz der jungen Frau bäumte
sich auf bei dem Gedanken, daß Albrecht sie für untreu ge-
halten! Jetzt erklärte sie sich auch das räthselhafte Benehmen
ihres Mannes nach seiner Rückkehr, — Eftersucht war es
gewesen! O, Zornesthränen drängten sich in ihre Augen,
sie fühlte sich beleidigt, in tiefster Seele beleidigt — und
doch! — wie seltsam klopfte ihr Herz, wie heftig und be-
klommen zugleich, wenn sie daran dachte, daß es Eifersucht
gewesen, die ihn gestern so ungerecht gemacht hatte.
„Rose!" flüsterte Alix mahnend zu ihr empor. Verwirrt
sah sie das junge Mädchen an, aus dessen Augen noch immer
eine stumme Bitte sprach. Mechanisch fuhr sie ihr mit der
Hand über den dunklen Lockenkopf und sprach freundlich:
„Ich zürne Dir nicht!"
Alix griff stürmisch nach der sie liebkosenden Hand und
drückte die purpurnen Lippen darauf: „Dank!" — stammelte
sie, „innigen Dank!" dann eilte sie hinaus nach der Veranda,
Hans von Wehlen, der sie unausgesetzt beobachtet hatte,
folgte ihr.
„Die Reise hat Sie gewiß ermüdet, kommen Sie, lieber
Major, ich geleite Sie hinauf. Oben sollen Ihnen bequeme
Zimmer, in denen Sie sich behaglich ausruhen können, ange-
wiesen werden!"
Die Baronin nahm liebenswürdig den Arm des alten
Herrn und führte ihn hinaus, Ulrich sprang voran und
Rosaly wollte folgen.
„Rose!"
Albrecht stand vor ihr, es war das erste Mal, daß er sie
„Rose!" nannte. Wie oft hatte sie sich darnach gesehnt, von
ihm mit dem Kosenamen angeredet zu werden, jetzt fragte sie
möglichst kühl-'
„Du wünschest?"
Er schwieg, dann ergriff er ihre Hände und versuchte
es, in ihren Augen zu lesen, doch die Wimpern waren tief
gesenkt.
„Rose," seine Stimme bebte in verhaltener Leidenschaft,
„ich that Dir gestern unrecht. — furchtbar unrecht! — Doch
wenn Du wüßtest, was ich gelitten bei dem Gedanken —" —
„Die Baronin von Warneck könne durch eine unehrenhafte
such der t e ch n is ch eu H o ch s ch ule zuzulassen, wo bis-
her nur Artillerie- und Ingenieur-Offiziere dem Studium
der technischen Wissenschaften oblagen. Dieses Studium
soll ferner für die Offiziere der Eisenbahntruppen als ob-
ligatorisch eingeführt werden, soweit sie nicht aus dem
Jngenieurcorps hervorgegangen sind und ihre technischen
Studien auf der Ingenieur- nnd Artillerieschule durchge-
macht haben. Der Besuch der technischen Hochschule wird
aber den Jnfanterieoffizieren auch den Uebertritt zu den
Eisenbahntruppen erleichtern.
— Der Vorwärts bestätigt, daß im Ans chlusse an die
letzten Haussuchungen ein Gerichtsverfahren gegen Auer
und Genossen schwebe. Liebknecht, Auer und Braun seien
für den 29. Nov. vorgeladen gewesen. Auch habe am
27. Nov. eine erneute Haussuchung bei Singer statt-
gefunden.
— Das Deutsche Volks recht, das als Organ
der Antisemiten Ahlwardt und Böckel begründet wurde
und in das deren Blätter Bundschuh und Reichsherold
aufgingen, muß sein Erscheinen als Tageszeitung ein-
stellen und wird schon im December nur wöchentlich ein-
mal ausgegeben werden. Die Leitung des antisemitischen
Blättleins veröffentlicht über die Gründe dieses Zusammen-
bruchs Folgendes:
„Durch die Ungunst der Verhältnisse gezwungen, sehen wir
uns genöthigt, da uns bisher nicht die erhoffte und erwartete
Unterstützung zu Theil wurde, den aussichtslosen Kampf
für die Erhaltung eines Tageblattes aufzugeben. Die gehässigen
Verleumdungen unserer Gegner, die Lässigkeit der Gesinnungs-
genossen, zum größten Theile aber das persönlich e Streb er-
thum einzelner Führer, die, anstatt zu dem Kampfe die
Gesinnungsgenossen zu sammeln, ihre eigenen Wege gingen und
über den Glanz der eigenen Persönlichkeit das große Ziel, die
heilige Sache aus dem Auge verloren, sowie die oft nicht in
unserem Sinne geführte Redaktion trugen die Schuld daran."
Diese Erklärung richtet sich hauptsächlich gegen Dr.
Böckel.
— Das Colonialblatt veröffentlicht eine Allerhöchste
Verordnung über die Schaffung, Besitzergreifung und Ver-
äußerung von Kronland und über den Erwerb, sowie.die
Veräußerung von Grundstücken in D eut sch-O stasrika
im Allgemeinen. Die Verordnung erklärt vorbehaltlich
aller Eigenthumsrechte alles Land für herrenlos. Voran
steht das Eigenthnmsrecht dem Reiche zu. Die Verord-
nung setzt zur Regelung der Landfrage Landescommissionen
ein. Die Ueberlassung des Krottlandes geschieht durch den
Gouverneur. Erwerb oder Verpachtung von Grundstücken
von Nichteingeborenen erfordert keine Genehmigung. Das-
selbe Blatt meldet: Der von dem Landeshauptmann für
das südwestafrikanische Schutzgebiet, Major Leut-
wein, mit dem Capitän Hendrik Witbooi abgeschlossene
Schutzvertrag vom 15. September 1895 erhielt die Ge-
nehmigung des Kaisers.
— Aus Kamerun wird gemeldet: Die unter der
Führung des Premierlieutenants Besser errichtete Grenz-
commission, die mit den Abgesandten des englischen Oil-
River-Gebietes die Grenze zwischen den beiden Colonien
sestzulegen hatte, ist nach vollendeter Grenzvermessung hier-
her zurückgekehrt.
Kiel, 30. Nov. Das Panzerschiff „Hagen" erhielt
Befehl, nachher Türkei abzugehen. Es tritt seine Reise
voraussichtlich morgen an.
Hamburg, 30. Nov. Beim Empfang der Abord-
nung der Akademie der Künste zu Berlin antwortete Fürst
Bismarck auf eine Ansprache des Professors Ende bei
Ueberreichung einer Ehrenadresse: Er danke für die er-
wiesene Ehre, die er umso mehr empfinde, als er während
seiner Amtszeit sehr wenig für die Kunst habe thun können.
Aber er liebe und verehre die Kunst. In Bezug auf
Auf die
WelbtPr ZeitW,
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Frankes s-
s °us AunA
Carl.
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Hofen. KreßH
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JwerttonSkMrür t
15 Pf. für die IspalttM.
Pemzeile od. deren
Für hiesige Geschäfts-
Prwaranzeigcn bedeutet- .
ermäßigt.
Gratis-Auschlaa
der Jnserare aus oen Ple^L-i
tafeln der Hetdelb. Zeitu^
und den Plakatsäulen-
Tclevkon-Anschluk Nr «2.
sein kann. Das Walten des bösen Willens, der das
Reich, sei es, weil es ein Nationalstaat, sei es, weil es
überhaupt ein Staat ist, geflissentlich in der Entwickelung
zu schädigen sucht, bleibt bei dieser Anschauung der Dinge
nicht außer Betracht. Ebensowenig die Einwirkung von
Persönlichkeiten, die, zu begabt, um im Hintergründe ge-
halten werden zu können, und'nicht fähig genug, um sich
in nützlicher Arbeit auszuzeichnen, ihrem Geltungs-
bedürfniß durch laute Störungen genügen und sich den
Lorbeer auf die Stirne drücken zu dürfen glauben, wenn
sie der eine nothwendige Maßregel betreibenden Regierung
ein „Fiasco" bereiten. Aber alle diese Elemente der
Hinderung sind im Reichstage von jeher dagewesen. Wenn
sie jetzt oen Gang der Geschäfte bestimmen dürfen, sind
es die neuen Sitten anderer Parteien, die ihnen dies ge-
statten. Die Hoffnung, daß die kommende Tagung gründ-
lich Wandel schaffen werde, ist eitel und in ernst zu
nehmender Weise auch nicht zum Ausdruck gebracht worden.
Dieser Reichstag bleibt, wie er gewesen, und wie er,
ohne sich dadurch mit seinem politischen Thun im Ent-
ferntesten in Widerspruch zu setzen, sich am 23. März d.J.
demonstrativ gezeigt hat. Aus diesem Grund wird, bei-
läufig bemerkt, kaum an irgend einer Stelle ein dringendes
Verlangen bestehen, ihm durch Aenderungen im Präsidium
eine andere Spitze zu geben; für das deutsche Volk kann
es nur nützlich sein, wenn es schon an der Etiquette merkt,
was für ein Trunk ihm mit diesem Parlament vorgesetzt
ist. Die in einem Präsidium, wie dem der zweiten Hälfte
der letzten Tagung, zum Ausdruck kommende Mehrheit
wird sich in der bevorstehenden Session nicht immer zu-
sammeufinden. Deshalb muß au einer positiven Lösnng
der ungewöhnlich zahlreichen parlamentarischen Ausgaben
der Tagung nicht von vornherein verzweifelt werden. Es
wird geschehen, was sich schon oft ereignet, die drei stärk-
sten Parteien werden sich zu gewissen Arbeiten vereinigen.
Dazu bedarf es keiner allgemeinen Abmachung, die, mit
dem Centrum zu treffen, der nationalliberalen Partei
selbstverständlich unmöglich ist, und den Konservativen,
wenn anders sie ihre Auffassung von nationaler Politik
nicht geändert haben, gleichfalls unmöglich sein muß; denn
das Centrum hat sich nach dieser Richtung hin nicht ge-
ändert. Andererseits wird in den Angelegenheiten, die
diese Session beschäftigen werden, die Möglichkeit eines
Zusammenwirkens der drei Parteien vielleicht mehr von
der Haltung der Konservativen, als der des Centrums ab-
hängen; hinsichtlich der Hauptaufgabe der Tagung, der
Schaffung eines bürgerlichen Gesetzbuches, ist die Stellung
der beiden Parteien zur Zeit noch nicht erkennbar. Wie
immer die Parteien sich zu den einzelnen Vorlagen stellen
werden, die Regierung wird sich in keinem Falle für be-
rechtigt halten dürfen, zum Schaden einer künftigen Reichs-
politik zu verkaufen, was ihr die Fraktionspolitik um
der Sache willen zu geben sich weigert. Aus diese
Mindestforderung kann und darf selbst die Resignation,
mit der durch die System- und Haltlosigkeit des herrschen-
den Regiments die positiven Elemente erfüllt worden sind,
nicht Verzicht leisten.
Deut s chVs Reich.
— Die Fortschritte auf dem Gebiete des Waffen-
wesens und der Munitionsansertigung lassen es angezeigt
erscheinen, diejenigen Infanterie-Offiziere, welche
zur Sonderverwendung in den Gewehr- und Munitions-
fabriken bestimmt werden, in diese Stellung mit einer bes-
seren technischen Vorbildung eintreten zu lassen, als dies
bisher der Fall war. Es ist deshalb beabsichtigt, vom
neuen Etatsjahre ab auch Infanterie-Offiziere zum Be-
Kaupttokat- und Kreisverkündigungsötatt
für den Kreis Keidewerg,
werden Bestellungen für den Monat
SM" December "MU
bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den Agenten, bei
den Trägern in der Stadt, sowie in der Expedition, Untere
Neckarstraße Nr. 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen, wenn am Schalter abge-
holt, 42 Pfennig; bei Lieferung ins Haus 15 Pfennig
weiter für Zustellgebühr.
Zur Wiedereröffnung des Reichstags.
Dienstag tritt der Reichstag zusammen, der
„Jubiläumsreichstag." In seine Sitzungsdauer fällt der
Tag, an dem vor 25 Jahren zum ersten Male die Ver-
tretung des im neuen Reiche geeinten gesummten deutschen
Volkes sich versammelt hat. Mag und darf man nicht
außer Betracht lassen, was jene unter dem erhebenden
Eindruck herrlicher Thaten und Dinge schaffende Ver-
gangenheit vor der Gegenwart voraus hatte, der Vergleich
zwischen dem parlamentarischen Einst und Jetzt bleibt
dennoch tief betrübend und beschämend. Man hatte im
Reichstag die Einrichtung begrüßt, die allein in dem
föderativen Staatsgebilde die Einheit der Nation voll
und rein repräsentirte, und heute ist es diese Körperschaft,
die wie nichts anderes die Erinnerung an die durch
Zwietracht und Selbstsucht politisch unfähigen Jahrhunderte
der deutschen Geschichte hrraufbeschwört. Wie der Reichstag
des alten Reiches allmählich ein Organ, nicht der Ge-
sammtheit, sondern für die Vertretung der Sonderinteresseu
geworden war, so hält sich heute eine immer wachsende
Zahl von Abgeordneten berechtigt, vor allen Dingen das
wirkliche oder vermeintliche Interesse ihrer Mandatspen'der
gegenüber dem Reichsinteresse zu vertreten. Die
Richtschnur für das Verhalten im Parlament ist für nur
Zu Viele nicht mehr ihr bestes Wissen und Gewissen,
sondern die Regel: „Sprich und stimme, wie du, wenn
Neuwahlen ausgeschrieben werden, wünschen wirst,
gesprochen und gestimmt zu haben." Diese Art,
den Abgeordnetenberus aufzufassen, ist eine Fälschung
des Vertretungssystems, wie es Vernunft und Verfassung
erdacht und verwirklicht haben. Der Wähler, der sich nach
der Verfassung mit der Abgabe des Wahlzettels seines
Rechtes, auf die Gesetzgebung einzuwirken, zu Gunsten des
Gewählten begibt, behält eine thatsüchliche Mitwirkung bei
der Beschlußfassung des Reichstages.
In diesem Mißbrauch ist die Grundursache der Ver-
minderung des Ansehens der Volksvertretung zu suchen.
Indem der Abgeordnete vom Mandatar zum.Commis
herabsinkt, dessen Besorgniß vor Kündigung des Verhält-
nisses nur allzu deutlich hervortritt, hört er auf, den
Wählern als autoritative Persönlichkeit gegenüberzustehen,
andererseits ändert sich seine Auffassung des Mandats, bei
dessen Ausübung er nicht weiter im Gefühl ungeteilter
Verantwortlichkeit seine Persönlichkeit einzusetzen sich be-
wußt ist. Der eine Umstand beeinträchtigt die Würde,
der andere mindert das Pflichtgefühl; das Schwinden
beider bei einer großen Anzahl ihrer Mitglieder muß die
äußere Erscheinung und die Entschließung der Körperschaft
in einer Weise beeinflussen, die ihrem Ansehen nicht günstig i
per Hof.
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Mmitllg, den 2. Dklkmbkr
1895
Handlung einen Flecken auf Deinen Namen brmgen!" unter-
brach sie ihn schneidend und befreite ihre Hände. Alle bisher
durch ihn erduldete Qual stand plötzlich vor ihrem geistigen
Auge und machte sie hart. —
(Schluß folgt.)
: - ' "All
s - ' ''E
Stadttheater.
L^L Heidelberg, 2. Dezember.
„Ei nervonunsere Leut'",Gastspiel vonWilliam Büller.
Wer aus dem Titel etwa auf ein antisemitisches Stück ge-
schlossen haben sollte, ist gründlich fehl gegangen. Etwas Philo«
semitischeres läßt sich gar nicht denken, als die alte Posse von
Berg und Kalisch, der reine „Nathan" in Kalauern und Couplets.
Der Geschmack, der einst diesem Genre Berliner Posse huldigte,
die zu dem Hauptstoff Witz, einen Schuß ernste Handlung und
einen Schuß weichliche Sentimentalität aufweisen mußte, ist selbst
in Berlin verschwunden. Wenn nicht der Solowitzvirtuose, für
den die Posse noch immer hin und wieder hervorgesucht wird,
auf den Brettern steht, nimmt diese sich recht schaal und abge-
standen aus. Erst in der „zerstreuten Apotheke" wird auch das
Ding an sich lustiger.
Wer Sinn für Komik hat, muß sich auf Büller's Kommen
wie auf einen Festtag gefreut haben. In Erinnerung und Wieder-
erwartung seines Striese, zweifellos heute des besten der deutschen
Bühne, schmerzt das Zwerchfell. Unter den norddeutschen
Komikern leichteren Kalibers nimmt der Gast überhaupt ^eine
der ersten, vielleicht die erste Stelle ein. Seine von Humor über-
schäumenden und doch stets in den Grenzen der glaubhaften
Charakterisirung gehaltenen Lustspielleistungen werden zweifellos
auch dieses Mal dafür den Beweis liefern.
Gestern hat er mit dem Genre der Gesangsposse in der
Nebenbeschäftigung als Coupletsänger seine Antrittsverbeugung
gemacht, einem Genre und einer Nebenbeschäftigung, die ihm,
nach meinem Gefühl, nicht so gut.liegen, wie unvermischte Lust-
spielaufgsben.
«rncheuu mgttch
Hsanrags ausgenommen.
Preis
mit Familienblättern
monatlich 50 Pf.
frei in's Haus gebracht.
Durch die Post bezogen
vierteljährl. 1.25
insschließlich Zustellgebühr.
Lelevlum-Aufchluk Nr. 82.
conto - .
x-DiscoM.^.
M Um des Kindes willen.
Roman von M. Doberenz.
(Fortsetzung.)
Albrecht sah bei diesen Worten seine tief gekränkte Gattin
an, sie war sehr bleich, um ihren Mund hatte sich ein bitterer
Zug gegraben, jetzt hob sie das gesenkte Haupt und schaute
ihn an. Lange, lange ruhten die Blicke der Gatten ineinander.
Eine stumme Klage, ein Vorwurf sprach aus ihren feucht-
schimmernden Augen, die seinen schienen eine eigene Sprache
zu reden, der bittere Zug um den Mund der jungen Frau
verlor sich ganz und hold erröthend senkte sie endlich
den Blick.
Alix stahl sich an ihre Seite, zog ihre Hände stürmisch an
die Lippen und bat leise, halb scheu, halb zutraulich zu ihr
aufblickend:
„Kannst Du mir den bösen Verdacht verzeihen, Rose?'
Roialy sah mit plötzlichem Verständniß auf das junge
Mädchen nieder.
„Alix, Du konntest glauben? — auch.gestern Abend noch?"
„Verzeih mir!" bat Alix nochmals, statt aller Antwort.
„Und er," fuhr die junge Frau erregt fort, „glaubte auch
er, daß —
Alix sah sie erstaunt an.
„Aber freilich, Rose, darum war er doch nur so — so —
böse!" platzte sie endlich heraus. „Doch nun ist ja Alles
gut," es klang ein unterdrückter Jubel aus ihren Worten
„und nicht wahr," schmeichelte sie, „Du bist mir nicht
mehr böse?"
Rosaly stand da, wie betäubt. Also er hatte noch gestern
nicht gewußt, daß Hans ihr Bruder war? Er batte glauben
können, daß sie — der ganze Stolz der jungen Frau bäumte
sich auf bei dem Gedanken, daß Albrecht sie für untreu ge-
halten! Jetzt erklärte sie sich auch das räthselhafte Benehmen
ihres Mannes nach seiner Rückkehr, — Eftersucht war es
gewesen! O, Zornesthränen drängten sich in ihre Augen,
sie fühlte sich beleidigt, in tiefster Seele beleidigt — und
doch! — wie seltsam klopfte ihr Herz, wie heftig und be-
klommen zugleich, wenn sie daran dachte, daß es Eifersucht
gewesen, die ihn gestern so ungerecht gemacht hatte.
„Rose!" flüsterte Alix mahnend zu ihr empor. Verwirrt
sah sie das junge Mädchen an, aus dessen Augen noch immer
eine stumme Bitte sprach. Mechanisch fuhr sie ihr mit der
Hand über den dunklen Lockenkopf und sprach freundlich:
„Ich zürne Dir nicht!"
Alix griff stürmisch nach der sie liebkosenden Hand und
drückte die purpurnen Lippen darauf: „Dank!" — stammelte
sie, „innigen Dank!" dann eilte sie hinaus nach der Veranda,
Hans von Wehlen, der sie unausgesetzt beobachtet hatte,
folgte ihr.
„Die Reise hat Sie gewiß ermüdet, kommen Sie, lieber
Major, ich geleite Sie hinauf. Oben sollen Ihnen bequeme
Zimmer, in denen Sie sich behaglich ausruhen können, ange-
wiesen werden!"
Die Baronin nahm liebenswürdig den Arm des alten
Herrn und führte ihn hinaus, Ulrich sprang voran und
Rosaly wollte folgen.
„Rose!"
Albrecht stand vor ihr, es war das erste Mal, daß er sie
„Rose!" nannte. Wie oft hatte sie sich darnach gesehnt, von
ihm mit dem Kosenamen angeredet zu werden, jetzt fragte sie
möglichst kühl-'
„Du wünschest?"
Er schwieg, dann ergriff er ihre Hände und versuchte
es, in ihren Augen zu lesen, doch die Wimpern waren tief
gesenkt.
„Rose," seine Stimme bebte in verhaltener Leidenschaft,
„ich that Dir gestern unrecht. — furchtbar unrecht! — Doch
wenn Du wüßtest, was ich gelitten bei dem Gedanken —" —
„Die Baronin von Warneck könne durch eine unehrenhafte
such der t e ch n is ch eu H o ch s ch ule zuzulassen, wo bis-
her nur Artillerie- und Ingenieur-Offiziere dem Studium
der technischen Wissenschaften oblagen. Dieses Studium
soll ferner für die Offiziere der Eisenbahntruppen als ob-
ligatorisch eingeführt werden, soweit sie nicht aus dem
Jngenieurcorps hervorgegangen sind und ihre technischen
Studien auf der Ingenieur- nnd Artillerieschule durchge-
macht haben. Der Besuch der technischen Hochschule wird
aber den Jnfanterieoffizieren auch den Uebertritt zu den
Eisenbahntruppen erleichtern.
— Der Vorwärts bestätigt, daß im Ans chlusse an die
letzten Haussuchungen ein Gerichtsverfahren gegen Auer
und Genossen schwebe. Liebknecht, Auer und Braun seien
für den 29. Nov. vorgeladen gewesen. Auch habe am
27. Nov. eine erneute Haussuchung bei Singer statt-
gefunden.
— Das Deutsche Volks recht, das als Organ
der Antisemiten Ahlwardt und Böckel begründet wurde
und in das deren Blätter Bundschuh und Reichsherold
aufgingen, muß sein Erscheinen als Tageszeitung ein-
stellen und wird schon im December nur wöchentlich ein-
mal ausgegeben werden. Die Leitung des antisemitischen
Blättleins veröffentlicht über die Gründe dieses Zusammen-
bruchs Folgendes:
„Durch die Ungunst der Verhältnisse gezwungen, sehen wir
uns genöthigt, da uns bisher nicht die erhoffte und erwartete
Unterstützung zu Theil wurde, den aussichtslosen Kampf
für die Erhaltung eines Tageblattes aufzugeben. Die gehässigen
Verleumdungen unserer Gegner, die Lässigkeit der Gesinnungs-
genossen, zum größten Theile aber das persönlich e Streb er-
thum einzelner Führer, die, anstatt zu dem Kampfe die
Gesinnungsgenossen zu sammeln, ihre eigenen Wege gingen und
über den Glanz der eigenen Persönlichkeit das große Ziel, die
heilige Sache aus dem Auge verloren, sowie die oft nicht in
unserem Sinne geführte Redaktion trugen die Schuld daran."
Diese Erklärung richtet sich hauptsächlich gegen Dr.
Böckel.
— Das Colonialblatt veröffentlicht eine Allerhöchste
Verordnung über die Schaffung, Besitzergreifung und Ver-
äußerung von Kronland und über den Erwerb, sowie.die
Veräußerung von Grundstücken in D eut sch-O stasrika
im Allgemeinen. Die Verordnung erklärt vorbehaltlich
aller Eigenthumsrechte alles Land für herrenlos. Voran
steht das Eigenthnmsrecht dem Reiche zu. Die Verord-
nung setzt zur Regelung der Landfrage Landescommissionen
ein. Die Ueberlassung des Krottlandes geschieht durch den
Gouverneur. Erwerb oder Verpachtung von Grundstücken
von Nichteingeborenen erfordert keine Genehmigung. Das-
selbe Blatt meldet: Der von dem Landeshauptmann für
das südwestafrikanische Schutzgebiet, Major Leut-
wein, mit dem Capitän Hendrik Witbooi abgeschlossene
Schutzvertrag vom 15. September 1895 erhielt die Ge-
nehmigung des Kaisers.
— Aus Kamerun wird gemeldet: Die unter der
Führung des Premierlieutenants Besser errichtete Grenz-
commission, die mit den Abgesandten des englischen Oil-
River-Gebietes die Grenze zwischen den beiden Colonien
sestzulegen hatte, ist nach vollendeter Grenzvermessung hier-
her zurückgekehrt.
Kiel, 30. Nov. Das Panzerschiff „Hagen" erhielt
Befehl, nachher Türkei abzugehen. Es tritt seine Reise
voraussichtlich morgen an.
Hamburg, 30. Nov. Beim Empfang der Abord-
nung der Akademie der Künste zu Berlin antwortete Fürst
Bismarck auf eine Ansprache des Professors Ende bei
Ueberreichung einer Ehrenadresse: Er danke für die er-
wiesene Ehre, die er umso mehr empfinde, als er während
seiner Amtszeit sehr wenig für die Kunst habe thun können.
Aber er liebe und verehre die Kunst. In Bezug auf
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sein kann. Das Walten des bösen Willens, der das
Reich, sei es, weil es ein Nationalstaat, sei es, weil es
überhaupt ein Staat ist, geflissentlich in der Entwickelung
zu schädigen sucht, bleibt bei dieser Anschauung der Dinge
nicht außer Betracht. Ebensowenig die Einwirkung von
Persönlichkeiten, die, zu begabt, um im Hintergründe ge-
halten werden zu können, und'nicht fähig genug, um sich
in nützlicher Arbeit auszuzeichnen, ihrem Geltungs-
bedürfniß durch laute Störungen genügen und sich den
Lorbeer auf die Stirne drücken zu dürfen glauben, wenn
sie der eine nothwendige Maßregel betreibenden Regierung
ein „Fiasco" bereiten. Aber alle diese Elemente der
Hinderung sind im Reichstage von jeher dagewesen. Wenn
sie jetzt oen Gang der Geschäfte bestimmen dürfen, sind
es die neuen Sitten anderer Parteien, die ihnen dies ge-
statten. Die Hoffnung, daß die kommende Tagung gründ-
lich Wandel schaffen werde, ist eitel und in ernst zu
nehmender Weise auch nicht zum Ausdruck gebracht worden.
Dieser Reichstag bleibt, wie er gewesen, und wie er,
ohne sich dadurch mit seinem politischen Thun im Ent-
ferntesten in Widerspruch zu setzen, sich am 23. März d.J.
demonstrativ gezeigt hat. Aus diesem Grund wird, bei-
läufig bemerkt, kaum an irgend einer Stelle ein dringendes
Verlangen bestehen, ihm durch Aenderungen im Präsidium
eine andere Spitze zu geben; für das deutsche Volk kann
es nur nützlich sein, wenn es schon an der Etiquette merkt,
was für ein Trunk ihm mit diesem Parlament vorgesetzt
ist. Die in einem Präsidium, wie dem der zweiten Hälfte
der letzten Tagung, zum Ausdruck kommende Mehrheit
wird sich in der bevorstehenden Session nicht immer zu-
sammeufinden. Deshalb muß au einer positiven Lösnng
der ungewöhnlich zahlreichen parlamentarischen Ausgaben
der Tagung nicht von vornherein verzweifelt werden. Es
wird geschehen, was sich schon oft ereignet, die drei stärk-
sten Parteien werden sich zu gewissen Arbeiten vereinigen.
Dazu bedarf es keiner allgemeinen Abmachung, die, mit
dem Centrum zu treffen, der nationalliberalen Partei
selbstverständlich unmöglich ist, und den Konservativen,
wenn anders sie ihre Auffassung von nationaler Politik
nicht geändert haben, gleichfalls unmöglich sein muß; denn
das Centrum hat sich nach dieser Richtung hin nicht ge-
ändert. Andererseits wird in den Angelegenheiten, die
diese Session beschäftigen werden, die Möglichkeit eines
Zusammenwirkens der drei Parteien vielleicht mehr von
der Haltung der Konservativen, als der des Centrums ab-
hängen; hinsichtlich der Hauptaufgabe der Tagung, der
Schaffung eines bürgerlichen Gesetzbuches, ist die Stellung
der beiden Parteien zur Zeit noch nicht erkennbar. Wie
immer die Parteien sich zu den einzelnen Vorlagen stellen
werden, die Regierung wird sich in keinem Falle für be-
rechtigt halten dürfen, zum Schaden einer künftigen Reichs-
politik zu verkaufen, was ihr die Fraktionspolitik um
der Sache willen zu geben sich weigert. Aus diese
Mindestforderung kann und darf selbst die Resignation,
mit der durch die System- und Haltlosigkeit des herrschen-
den Regiments die positiven Elemente erfüllt worden sind,
nicht Verzicht leisten.
Deut s chVs Reich.
— Die Fortschritte auf dem Gebiete des Waffen-
wesens und der Munitionsansertigung lassen es angezeigt
erscheinen, diejenigen Infanterie-Offiziere, welche
zur Sonderverwendung in den Gewehr- und Munitions-
fabriken bestimmt werden, in diese Stellung mit einer bes-
seren technischen Vorbildung eintreten zu lassen, als dies
bisher der Fall war. Es ist deshalb beabsichtigt, vom
neuen Etatsjahre ab auch Infanterie-Offiziere zum Be-
Kaupttokat- und Kreisverkündigungsötatt
für den Kreis Keidewerg,
werden Bestellungen für den Monat
SM" December "MU
bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den Agenten, bei
den Trägern in der Stadt, sowie in der Expedition, Untere
Neckarstraße Nr. 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen, wenn am Schalter abge-
holt, 42 Pfennig; bei Lieferung ins Haus 15 Pfennig
weiter für Zustellgebühr.
Zur Wiedereröffnung des Reichstags.
Dienstag tritt der Reichstag zusammen, der
„Jubiläumsreichstag." In seine Sitzungsdauer fällt der
Tag, an dem vor 25 Jahren zum ersten Male die Ver-
tretung des im neuen Reiche geeinten gesummten deutschen
Volkes sich versammelt hat. Mag und darf man nicht
außer Betracht lassen, was jene unter dem erhebenden
Eindruck herrlicher Thaten und Dinge schaffende Ver-
gangenheit vor der Gegenwart voraus hatte, der Vergleich
zwischen dem parlamentarischen Einst und Jetzt bleibt
dennoch tief betrübend und beschämend. Man hatte im
Reichstag die Einrichtung begrüßt, die allein in dem
föderativen Staatsgebilde die Einheit der Nation voll
und rein repräsentirte, und heute ist es diese Körperschaft,
die wie nichts anderes die Erinnerung an die durch
Zwietracht und Selbstsucht politisch unfähigen Jahrhunderte
der deutschen Geschichte hrraufbeschwört. Wie der Reichstag
des alten Reiches allmählich ein Organ, nicht der Ge-
sammtheit, sondern für die Vertretung der Sonderinteresseu
geworden war, so hält sich heute eine immer wachsende
Zahl von Abgeordneten berechtigt, vor allen Dingen das
wirkliche oder vermeintliche Interesse ihrer Mandatspen'der
gegenüber dem Reichsinteresse zu vertreten. Die
Richtschnur für das Verhalten im Parlament ist für nur
Zu Viele nicht mehr ihr bestes Wissen und Gewissen,
sondern die Regel: „Sprich und stimme, wie du, wenn
Neuwahlen ausgeschrieben werden, wünschen wirst,
gesprochen und gestimmt zu haben." Diese Art,
den Abgeordnetenberus aufzufassen, ist eine Fälschung
des Vertretungssystems, wie es Vernunft und Verfassung
erdacht und verwirklicht haben. Der Wähler, der sich nach
der Verfassung mit der Abgabe des Wahlzettels seines
Rechtes, auf die Gesetzgebung einzuwirken, zu Gunsten des
Gewählten begibt, behält eine thatsüchliche Mitwirkung bei
der Beschlußfassung des Reichstages.
In diesem Mißbrauch ist die Grundursache der Ver-
minderung des Ansehens der Volksvertretung zu suchen.
Indem der Abgeordnete vom Mandatar zum.Commis
herabsinkt, dessen Besorgniß vor Kündigung des Verhält-
nisses nur allzu deutlich hervortritt, hört er auf, den
Wählern als autoritative Persönlichkeit gegenüberzustehen,
andererseits ändert sich seine Auffassung des Mandats, bei
dessen Ausübung er nicht weiter im Gefühl ungeteilter
Verantwortlichkeit seine Persönlichkeit einzusetzen sich be-
wußt ist. Der eine Umstand beeinträchtigt die Würde,
der andere mindert das Pflichtgefühl; das Schwinden
beider bei einer großen Anzahl ihrer Mitglieder muß die
äußere Erscheinung und die Entschließung der Körperschaft
in einer Weise beeinflussen, die ihrem Ansehen nicht günstig i
per Hof.
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