Zur Einführung.
i.
VVer das vorliegende „Verzeichniss“ — für die Goetheforschung unzweifelhaft
ein sich unentbehrlich machendes Nachschlagewerk — nur flüchtig durchblättert, wird
staunen über die Fülle des Materials, das sich zu köstlichstem Schatze in der Hand
eines Mannes zusammengefunden hat; dem Staunen aber wird sich bei näherem Zusehen
Bewunderung für den unermüdlichen, kenntnissreichen, zielbewussten Sammler gesellen,
und damit auch der Wunsch, einige Kunde von dem Lebensgange des Mannes zu er-
halten, der nach dem Urtheile berufenster Gelehrten und Sammler, wie Wendelin von
Maltzahn, Gustav von Loeper, Michael Bernays, Hugo von Donop und anderer „den
Besten seiner Zeit genug gethan“; der Unterzeichnete las das aber nicht nur aus
Briefen der Genannten, ebenfalls schon Verewigten — er hörte es auch aus dem Munde
des verehrungswürdigen, trotz seiner 86 Jahre so geistesfrischen und gedächtnissstarken
Nestors der deutschen Goetheforscher Heinrich Dtintzer, wie es in dem Kataloge der
Rheinischen Goethe-Ausstellung zu Düsseldorf (Leipzig, Verlag von Ed. Wartig, Ernst
Hoppe, 1899) wiedergegeben ist:
„Als Prof. Dr. Heinr. Dtintzer angegangen wurde, die Rheinische Goethe-Ausstellung mit
Rath und That zu unterstützen, bemerkte er bei seiner Zusage in einem Gespräche mit dem
Ausstellungs-Bevollmächtigten: >Aber man vergesse nur nicht, sich an die Erben Lempertz zu
wenden und lasse dem verewigten Heinrich Lempertz senior die Ehre zu Tlieil
werden, die er in reichem Maasse verdient hat.«“
So ward dem Unterzeichneten die Freude, als Erster nach der Familie an „ein-
geweihter Stätte“ die in Betracht kommenden Theile der Sammlung zu durchmustern,
mit eigenen Augen zu sehen, was er von andern erfahren, aus den Händen des jetzigen
Inhabers der Firma „J. M. Heberle (H. Lempertz’ Söhne)“, Heinrich Lempertz junior, des
dem seligen Vater geistig so nahestehenden Sohnes, unter mancherlei mündlicher Ergänzung
ein nicht in den Handel gebrachtes, ebenfalls auf Familienmittheilung beruhendes Schrift-
chen: „Heinrich Lempertz. Ein Lebensbild von G. Hölscher. Sonderabdruck aus dem
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, 1898 No. 57 und 58“ entgegenzunehmen und
endlich hier als Wohl vertrauter einige Worte der Einführung sprechen zu dürfen, mit
denen sich ihm in Rückblick auf die Rheinische Goethe-Ausstellung zu Düsseldorf so
viel Dankgefühl für den grossen Sammler Lempertz verbindet.
Heinrich Kaspar Joseph Lempertz, geboren am 2. October 1816, entstammt
einer alten Kölner Bürgerfamilie. Schon im Jahre 1830 verlor er seine Mutter, und
vielleicht stand es damit im Zusammenhang, dass er nach mittlerer Gymnasialbildung
in demselben Jahre das Studium aufgab und als Lehrling in J. M. Heberle’s Druckofficin
eintrat, welche im Jahre 1802 von diesem mit dem Buchdrucker F. H. Mennig begründet
und 1811 mit einem Antiquargeschüft nebst Auctionsanstalt verbunden worden war.
Nach seines, allzeit aufrichtig verehrten Lehrherrn Tode leitete Lempertz 1840 mit dessen
Schwiegersohn Wilh. Osterwald gemeinsam das Geschäft, bis er es 1845, als der weitaus
Talentvollere, dem gegenüber der Compagnon wohl seine Bedeutungslosigkeit erkennen
musste, für eigene Rechnung übernahm.
i.
VVer das vorliegende „Verzeichniss“ — für die Goetheforschung unzweifelhaft
ein sich unentbehrlich machendes Nachschlagewerk — nur flüchtig durchblättert, wird
staunen über die Fülle des Materials, das sich zu köstlichstem Schatze in der Hand
eines Mannes zusammengefunden hat; dem Staunen aber wird sich bei näherem Zusehen
Bewunderung für den unermüdlichen, kenntnissreichen, zielbewussten Sammler gesellen,
und damit auch der Wunsch, einige Kunde von dem Lebensgange des Mannes zu er-
halten, der nach dem Urtheile berufenster Gelehrten und Sammler, wie Wendelin von
Maltzahn, Gustav von Loeper, Michael Bernays, Hugo von Donop und anderer „den
Besten seiner Zeit genug gethan“; der Unterzeichnete las das aber nicht nur aus
Briefen der Genannten, ebenfalls schon Verewigten — er hörte es auch aus dem Munde
des verehrungswürdigen, trotz seiner 86 Jahre so geistesfrischen und gedächtnissstarken
Nestors der deutschen Goetheforscher Heinrich Dtintzer, wie es in dem Kataloge der
Rheinischen Goethe-Ausstellung zu Düsseldorf (Leipzig, Verlag von Ed. Wartig, Ernst
Hoppe, 1899) wiedergegeben ist:
„Als Prof. Dr. Heinr. Dtintzer angegangen wurde, die Rheinische Goethe-Ausstellung mit
Rath und That zu unterstützen, bemerkte er bei seiner Zusage in einem Gespräche mit dem
Ausstellungs-Bevollmächtigten: >Aber man vergesse nur nicht, sich an die Erben Lempertz zu
wenden und lasse dem verewigten Heinrich Lempertz senior die Ehre zu Tlieil
werden, die er in reichem Maasse verdient hat.«“
So ward dem Unterzeichneten die Freude, als Erster nach der Familie an „ein-
geweihter Stätte“ die in Betracht kommenden Theile der Sammlung zu durchmustern,
mit eigenen Augen zu sehen, was er von andern erfahren, aus den Händen des jetzigen
Inhabers der Firma „J. M. Heberle (H. Lempertz’ Söhne)“, Heinrich Lempertz junior, des
dem seligen Vater geistig so nahestehenden Sohnes, unter mancherlei mündlicher Ergänzung
ein nicht in den Handel gebrachtes, ebenfalls auf Familienmittheilung beruhendes Schrift-
chen: „Heinrich Lempertz. Ein Lebensbild von G. Hölscher. Sonderabdruck aus dem
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, 1898 No. 57 und 58“ entgegenzunehmen und
endlich hier als Wohl vertrauter einige Worte der Einführung sprechen zu dürfen, mit
denen sich ihm in Rückblick auf die Rheinische Goethe-Ausstellung zu Düsseldorf so
viel Dankgefühl für den grossen Sammler Lempertz verbindet.
Heinrich Kaspar Joseph Lempertz, geboren am 2. October 1816, entstammt
einer alten Kölner Bürgerfamilie. Schon im Jahre 1830 verlor er seine Mutter, und
vielleicht stand es damit im Zusammenhang, dass er nach mittlerer Gymnasialbildung
in demselben Jahre das Studium aufgab und als Lehrling in J. M. Heberle’s Druckofficin
eintrat, welche im Jahre 1802 von diesem mit dem Buchdrucker F. H. Mennig begründet
und 1811 mit einem Antiquargeschüft nebst Auctionsanstalt verbunden worden war.
Nach seines, allzeit aufrichtig verehrten Lehrherrn Tode leitete Lempertz 1840 mit dessen
Schwiegersohn Wilh. Osterwald gemeinsam das Geschäft, bis er es 1845, als der weitaus
Talentvollere, dem gegenüber der Compagnon wohl seine Bedeutungslosigkeit erkennen
musste, für eigene Rechnung übernahm.