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Heerwagen, Heinrich
Die Lage der Bauern zur Zeit des Bauernkrieges in den Taubergegenden — Nürnberg: Mohr & Zimmer, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.53307#0099
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Pfarrer von Röttingen gewesen. Er hinterliess 700 Fuder Wein,
2000 Malter Getreide und 20000 fl. an barem Gelde“. (Wiel. a. a. 0. 34.)
Die Bauern wollten die überreichen Bezüge der Geistlichen möglichst
einschränken: „Item welicher alter, vertagter, verlebter priester
funfzig gulden jerlich fallen hat, die sollen ime zu erhaltung seines
stands folgen, welicher aber mer oder daruber hett, soll die uber-
maß, wes uber die gemelten funfzig guldin betrittt, in gemainen
nutz gewendt werden“ (Baum. 177). ; ;

Obenangefügte Rechnung Leigt die' ‘ der
Naturalbezüge unter den Pfarreinnahmen. Namentlich im folgenden
Jahrhundert führt das zu den heftigsten Auseinandersetzungen und
widerlichsten Szenen zwischen Pfarrherrn und Bauern. Beider-
seitige Klagen gehören sozusagen zum _ eisernen Bestand der
Landes- und Gutsherrschaften. Ablösungen, diese nicht immer
zum Vorteil der Pfarrer ausgerechnet, gehören erst_der neueren
Zeit an; vielfach stehen die Naturaleinnahmen auch heute noch zu
Recht. So bin ich in Wermutshausen selbst Zeuge gewesen, wie
eine stattliche Zahl -von Bauernweibern in ihren mit weissen
Tüchern verdeckten Körben je 35 Eier und 5 Ballen. Butter nach!
altem Rechtsherkommen in den Pfarrhof trugen. (Konfirmationsgabe.)

Oft genug mochte die damalige wissenschaftliche Ausbildung
der Pfarrer manches zu wünschen übrig lassen und der ländliche
Pfarrsitz auch zu einer gewissen Verbauerung bemagen Uum so.
mehr, als sie auch oft ökonomisch thätig Werden mussten. „Der
Pfarrherr soll einen Hertochsen und ‚einen Eber halten, dass die
Gemeinde damit versehen ist. Hingegen hat er die Kälberpfennig
Macht einzusammeln.“ (Art. 28 der Pfitzinger &. 0.) Vgl. Weist. von
Hausen (Grimm I, 572): „auch sprachen sie zum rechten, wer den
grossen zehenden habe, der solle der gemeynde einen ochsen halten
zu jhrem viehe, vnnd welcher den klein zehenden habe, der soll
ein eber halten zu jhren schweinen.“
 
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