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Heidelberger Familienblätter — 1878

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No. 62 - No. 70 (3. August - 31. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43708#0262

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feſſelt an ceiner Stelle.
Mitbadenden, ob nicht eine derſelben die Liebenswürdigkeit
haben würde, unterzutauchen, indem ſie einen koſtbaren
Gegenſtand werloren, den ſie aber mit einem Fuße feſt-

halte. Vergzeblich bemühten ſich mehrere der Waſſernixen,

auf den Boden zu gelangen, wurden indeß durch die
luftdichten Badekappen immer wieder nach oben getrieben.
Endlich kam eine der Schönen, eine muthige junge Dame,

Sie erkundigte ſich bei ihren

auf den praktiſchen Vorſchlag, den koſtbaren Gegenſtand
zwiſchen ihre beide niedlichen Füßchen zu klemmen und

ſo zu Tage zu fördern. Mehrere der Badenden hielten

die junge Taucherin und in einer Minute war der Ge-

genſtand erfaßt und der Juno mit beiden Füßchen „prä-

ſentirtC. Schon unter der Waſſerfläche griff dieſe zu

und verſchwand mit einem innigen Dank in dem nächſten

Badekabinet. — „Aber was war es denn?“ fragten Alle
neugierig, „eine koſtbare Broche ?“ — Nein, meine Da-
men, es war ein koſtbares — Gebiß?

— (Triftiger Grund.) In der Kirche St.

Roche in Paris fand folgender peinliche Auftritt ſtatt.

Ein junges Brautpaar war am Tage vor der Trauung
hierher zur Beichte gegangen. Der Bräutigam war mit
dem Bekenntniſſe ſeiner Sünden bald fertig; dagegen
brachte die Braut wohl eine Stunde im Beichtſtuhle zu.
Als ſie nach erlangter Abſolution freudeſtrahlend in des
Geliebten Arme eilen will, weiſt ſie bieſer entrüſtet mit
den Worten zurück: „Nie, Madame, werde ich mich ent-
ſchließen, eine Frau zu nehmen, die eine volle Stunde
zum Bekennen ihrer Sünden braucht! — Und verließ
ſie zur ſelbigen Stunde.

— Folgenden Wahlzettel finden wir im „Oberrh.
Anzeiger“: ö
Zur Reichstagswahl (IV. Wahlkreis.)
Den „Stock“ der Junker wollen wir nicht!
In's „Horn“ der Schwarzen blaſen wir nicht!
Orum iſt's gewiß viel klüger,
Wir Bauern waͤhlen den Pflügerll
Ein Wähler vom Lande.

+ Schloß und Bochſchule Beidelberg.“

Laßt uns wieder einmal wandern
Durch die grüne, reiche Flur,
Wo ſich zwiſchen goldnen Garben
Hinzieht unſres Neckars Spur,
Wo von hohem Bergesrücken
Burgruinen niederſchau'n;
In der Ebne, auf den Höhen
egen lebt und Gottvertrau'n.

Auf denn! und des Weges kundig
u dem Heidelberger Schloß;
im uns ſpricht die Vorzeit oben
n Ruinen, rieſengroß.
ar das nicht die Pfälzer⸗Krone,
Wie's in alten Zeiten hieß;
Iſt das nicht in deutſchen Landen
Ein Juwel im Paradies!

Fern im Weſten ſieht man leuchten
Unſern Syeierer Kaiſer⸗Dom,
Tiefer drüben, dann am Rheine
Worms, genannt einſt deutſches Rom;

*) Der Verfa er hat uns auf ſeiner Durchreiſe dieſes Gedicht freundlichſt mit-
getheilt und mit Vergnügen öffnen wir ihm die Spalten unſeres Blattes.
* Die Redaction.

* — 254 —

Und im Norden d'ran die Grenze
Von dem alten Pfälzerland;
Dort durchſtrömt vom Vater Rheine,
Hier von Neckar's Silberband.

Wie viel Tage ſind entſchwunden
Als der lezte Pfalzgraf faß.
Mit auf ſeinem hohen Söller
it dem Blick die Grenzen maß;
Klein war dies, ſein Land, an Größe,
Klein iſt unſ're ſchöne Pfalz,
Schön und fromm iſt der Gedanke:
„Fröhlich Pfalz, ja Gott erhalts!“

Alles wechſelt ja hienieden,
Alles in dem Weltverband,
Doch das Große alter Zeiten
Wird noch als Ruin' erkannt;
Sinnend wir, die Enkel, ſchauen
1 och ſeſten Sal. gebaut,
Als noch feſtem oß und Zwin
Sich der Ritter angetraut, Wnnder

ene alten, fernen Zeiten
hren für uns nimmer wieder;
Geiſtes⸗Ritter unſ'rer Tage
Schließt nicht ein das Eiſenmieder.
Droh'n dem Fortſchritt auch Gefahren
In der lichten Gegenwart,
So ſiegt immer doch die W ahrheit,
Die nur ihres Rufes harrt. ö

Und die Furcht vor Rückſchritt ſchwindet,
Wo ſie fortwärts ſchwungvoll ſtrebet, ö
Unermüdet, unerſchrocken,
Kühn der Zeit das Banner hebet;
Wo des Fortſchritts lichte Fluthen
Wie des Rheines Wogen dort,
Von des Wiſſens hohen Bergen
Fließen majeſtätiſch fort.

Heidelberg ſchaut in die Ebne
Wie die fromme gute Fee
Kinder

Die das Glück ich ihrer
Unabläſſig ürhul ſeh';
Fünf Jahrhundert treu ſie wartet
An des Neckars Moosgeſtade,
Bildung gebend, Bildung ſchaffend
Und dem Wiſſen neue Pfade.

eidelberg, du haſt errungen
önigsmantel, Kron' und Stab,
Mehr errungen an Gebieten
Als dir einſt dein Churfürſt gab:
81 dem Reiche der Gedanken
ibt es and're Grenzen gleich,
Segen ſpendend wie die Sonne,
Unermeßlich iſt dein Reich!

Dr. med. Hegewald.

Bom Büchertiſch.

. — Mendelsſohn's Werke für Pianoforte. Herr Hofr
Ludwig Hartmann ſchreibt im Neuideton der Dresdner Rach⸗ ö
richten“ No. 136 vom 16, Mai: Mendelsſohn iſt ſeit dem
laufenden Jahre literariſches Gemeingut der den 9. Nation
wie Mozart und Beethoven es ſchon lange waren, d. h. die 30
Jahre geſetzlichen Eigenthumſchutzes für den Verleger find 1877
erloſchen (Mendelsſohn ſtarb in Leipzig am 4. Nov. 184/) und
Peters, Breitkopf, Simrock haben bereits billige Geſämmt-
ausgaben edirt. Das Billigſte dieſer Art iſt aber in Anſehung
der Güte von Druck, Papier und Correctheit eine neue Men-
delsſohn⸗Volksausgabe, bei Steingräber in ar1e er-
ſchienen. Sie umfaßt die ſämmtlichen Klavierwerke; Band 1—3:
Capriccios, Sonaten, Variationen ꝛc.; Bd.4: Lieder ohne Worte
und Kinderſtücke; Bd. 5: Concerte und Concertſtücke von Men-
delsſohn, und koſtet — pro Band (in groß Folio) 1 Mark. Wie
die Verlagshandlung, die noch dazu durch Profeſſor Mertke die
Werke mit Metronomiſation und Fingerſatz verſehen ließ, das
hat leiſten können, iſt uns ein Räthfel.

Diruck und Verlag von Adolypb Emmerling und Sohn in Heidelberg. Tür die Redaction verantwortlich Ad. Emmerling.
 
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