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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1888

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Nr. 1-26 (1. - 31. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.70375#0056
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Schlüsse der Tagung seit langer Zeit üblich geworden ist, s
statt im weißen Saal des Königsschlosses vielmehr im
Saale des Abg.-Hauses erfolge. Der Herrenhaussaal hat
nicht die erforderliche Größe. Der Besuch des weißen
Saales ist aber, wenn der Kaiser nicht in Person erscheint,
stets ein so geringer, daß der Feierlichkeit dadurch Abbruch
geschieht, lieber den Arbeitsstosf des Landtages verlautet
auch jetzt noch nichts Näheres außer dem, was schon seit
längerer Zeit bekannt ist. Etat und Kreis- wie Provinzial-
ordnung für Schleswig-Holstein scheinen die einzigen Auf-
gaben von größerem Belang bleiben zu sollen. Eine Vor-
lage über den Bau von neuen Nebenbahnen ist bestimmt
zu erwarten. Sie wird jedoch wesentlich die Commission
beschäftigen, der sie überwiesen werden wird, und im Hause
knapp 2 Sitzungen beanspruchen. Der Grundsatz des
weiteren Ausbaues unseres Secundärbahnnctzes ist längst
allseitig gebilligt. Die Verwendung der Reichszuschüsse
ist noch zum großen Theil unbestimmt, sicher aber scheint
zu sein, daß eingreifende Steuer und finanzpolitische Maß-
regeln in dieser letzten Tagung nicht beantragt noch be-
schlossen werden. Außer der Beseitigung der Hinter-
bliebenenbeiträge der Beamten, vielleicht auch einiger Ge-
haltserhöhungen, sowie Erfüllung mancher alten Wünsche
im Etat (besonders auf dem Gebiete des niederen und
Mittlern Schulwesens), die bisher nur wegen Knappheit
der Mittel unberücksichtigt bleiben mußten, dürften weitere
Ausgaben und Abgabenerlasse im Wege eingreifender Ge-
setzgebung nicht beschlossen, vielmehr mit solchen Vorlagen
bis zur nächsten Gesetzgebungsperiode gewartet werden.
HeKerreiH-'MsÄrN.
Wien, 13. Jan. Das „Frcmdenblatt" bemerkt mit
Genugthuung, daß das „Journal de St. Petcrsbourg" das
Unternehmen Nabokows tadelt. Die „Presse" schreibt,
ein activer russischer Diplomat, dessen Name kein Ge-
heimniß sei, bemühe sich augenblicklich, den Czaren zu der
irrigen Annahme zu bewegen, daß Oesterreich auf die
Pforte wirke, damit diese den Prinzen Ferdinand anerkenne.
Der russische Diplomat finde in der Umgebung des Czaren
dieselbe Unterstützung, wie die falschen bulgarischen Akten-
stücke und der Verfasser des Artikels im russischen „In-
validen". Im Interesse des Friedens sei zu wünschen,
daß seine Entlarvung ebenso vollständig sein werde, als
diejenige jener beiden. In demselben Interesse sei es
nothwendig, die öffentliche Aufmerksamkeit auf dieses neue
Jntriguenspiel zu lenken.
Hlußlarw.
Petersburg, 13. Jan. Der Czar hat dem Obersten
Zulew, den er in Gegenwart mehrerer anderer Officiere
empfing, in der That keinerlei Aufträge irgend welcher
Art für Wien gegeben, auch iu den wenigen Worten, die
er an Zulew richtete, keinerlei Bemerkung politischer oder
militärischer Art gemacht. Es liegt auch nicht in der Ge-
wohnheit des Czaren, feine persönliche Ansicht durch einen
Militärbevollmächtigten übermitteln zu lassen, wo ein Bot-
schafter vorhanden ist. — Bei dem heutigen Neujahrs-
empfang hat der Kaiser keine politische Anspielung gemacht.
Aus Nah und Fern.
* Karlsruhe, 12. Jan. Uebersicht der Studirenden
auf den Universitäten Heidelberg und Freiburg, sowie
auf der technischen Hochschule in Karlsruhe im Winter-
semester 1887/1888: ^r. Universität Heidelberg: Theo-
logen 88 (56 Badener, 32 Nichtbadener), Juristen 206
(74 B., 132 Nb.), Mediciner 212 (81 B., 131 Nb.),
Chemiker und Pharmazeuten, Kameralisten, Philosophen
und Philologen 326 (149 B., 177 Nb), Hospi-
tanten 114 (38 B-, 144 Nb.). Gcsammtzahl 976 (398
B-, 578 Nb.) L. Universität Fr eiburg: Theologen 156
(138 B., 18 Nb.), Juristen 122 (56 B., 66 Nb,), Me-
diciner (303) und Pharmazeuten (47) 350 (84 B- 266 Nb.),
Angehörige der philosophischen Fakultät 256 (87 B-, 169 Nb.)
zusammen 884 (365 B., 519 Nb.). Gcsammtzahl 961.
0. Technische Hochschule in Karlsruhe: Mathematisch-
naturwissenschaftl. Schule 10 (7 Studirende, 3 Hospitanten,
darunter 7 Badener), Ingenieurschule 29 (29 Stud., dar.
13 B.), Maschinenbauschule 141 (136 St., 5 H., dar.
32 B.), Bauschule 36 (32 St., 4 H., dar. 20 B-), che-
mische Schule 92 (74 St., 18 H., dar. 27 B.). Forst-
schule 39 (37 St., 2 H., dar. 32 B.), Studirende und
Hospitanten, welche keiner Fachschule angehören 31 (3 St.
28 H., dar. 30 B.), Gcsammtzahl 378 (318 St., 60 H.,
d. B. 161), Hörer 28.
* Eppingeu, 12. Jan. Heute früh um etwa 5^
Uhr (es war selbstverständlich noch dunkel), fuhr ein Ma-
terialienzug unweit des hiesigen Bahnhofes in der Richtung
nach Heilbronn mit Erde, die zum Bau des bekannten
zweiten Geleises verwendet werden sollte. Die Wagen
kamen, wahrscheinlich, da die Weiche unrichtig gestellt war,
in ein unrichtiges Geleise, welches in das freie Feld aus-
lief. Der vorderste Wagen thürmte sich auf, andere kamen
unter denselben, wieder andere stürzten um, und das Ganze
bot das Bild furchtbarer Zerstörung. Menschenleben sind,
Gott sei Lob, keine zu beklagen, 3 Personen wurden ver-
letzt, die eine etwas schwer, zwei leichter.
* Baden-Baden, 12. Jan. Am nächsten Montag
kommen die vom Stadtrath entworfenen Bedingungen für
die Widerbesetzung der durch den Rücktritt des bisherigen
Inhabers, H. Seefels, in Erledigung gekommenen zweiten
Bürgermeisterstelle in der Stadtverordnetenversammlung zur
Beschlußfassung. Herr Seefels war gemäß Bürgeraus-
schußbeschlusses auf Grund des 8 19ä der Städteordnung
pensionsberechtigt, während dem Nachfolger diese Berech-
tigung gegenüber der Stadtgemeinde nicht zugesprochen
werden soll. Dagegen soll derselbe Mitglied der zu grün-
denden Pensionsanstalt für die Beamten und Angestellten,
wie deren Wittwen und Waisen werden. Die Stelle wird
öffentlich ausgeschrieben und soll bei der Wahl auf einen
juristisch gebildeten Bewerber Bedacht genommen werden.

* Aus Baden, 13. Jan. In Haßmersheim ver-
gnügten sich 3 Knaben auf dem am Ufer zugefrorenen
Neckar mit Eislauf. Plötzlich aber brach das Eis und
die 3 Kleinen wurden auf einer Eisscholle vom Wasser
mit fortgeführt. Anfangs gefiel ihnen die Fahrt, aber als
sich die Scholle immer mehr vom Ufer entfernte, erschrocken
sie und riesen jämmerlich um Hilfe, die ihnen denn auch
vom Schiffsbauer Matth. Banhardt zu Theil wurde, der
sie alle 3 rettete und nack Hause brachte._
Vermischtes.
— Parts, 13. Jan. Durch eine Feuersbrunst
wurde das Fürstenschloß der Gontaut-Biron bei Mirande
zerstört, wohin bei dem Ausbruch des Krieges von 1870
die gesammte Gallerie der' Porträts der Familien Mont-
morency und Beausfremont gebracht worden waren. Die
Feuersbrunst hat die Gallerie mitsammt den Archiven der
historischen Schriftstücke der Familie Gontaut-Biron vernichtet.
— Eine Frau, Mutter von 5 Kindern, verliebte sich
in einen ihrer Chambregarnisten und verließ in Begleitung
desselben heimlich ihren Mann und ihre Kleinen. Nach
halbjährigen Irrfahrten mit dem Liebhaber sah sie sich
eines Tages von diesem verlassen. Gestern kehrte sie nach
X. zurück und warf sich ihrem Manne, um Verzeihung
flehend, zu Füßen. Derselbe ließ sich nicht erweichen,
stellte ihr vielmehr ein gerichtliches Urtheil zu, aus welchem
sie ihre Scheidung ersah.

Lokales.
* Heidelberg, 14. Jan. (Theater.) Die erstmals wieder-
holte Operettennovität „Der Hofnarr" hatte gestern Abend ein
vollständig ausverkauftes Haus dahier erzielt^ Ebenso sprechen
sich die Recensenten unserer Nachbarstadt Mannheim einstimmig
nur günstig aus über die vorgestern im Saalbau daselbst in
Scene gegangene gleiche Operette. Man kann somit der Direktor»
des hiesigen Stadltheaters zu den Erfolgen hier und in Mann-
heim gratuliren. Diese Erfolge sind aber gewiß nur verdiente,
denn es wurde in der That Alles aufgeboten den „Hofnarr" zu
einem wirklichen Glanzstück zu machen. Die Scenerien sind
reizend und wurde auf all» Costüme ein Glanz und Luxus ver-
wendet, wie er am hiesigen Tbeater noch nie wahrzunehmen
war. Den Text anlangend, kann gesagt werden, daß er, wenn
auch nicht originell, so doch, wie dies fast bei allen neueren,
besseren Operetten der Fall, amüsant, ja nicht selten fesselnd ist.
Ebenso ist die Musik recht lieblich, kurzum der „Hofnarr" ist ein
„Glanzstück" und wird wohl auch em Zugstück bleiben, da einige
Scenen, wie die Fechtscene und ein Duett das Publikum zu
großem Enthusiasmus hinreißt. Allen Darstellern gebührt die
verdiente Anerkennung, denn sie haben durch Fleiß und Hinge-
bung die gestrige Vorstellung zu einer amüsanten und vor allen
Dingen „brillanten" gemacht.
* Heidelberg, 14- Jan. (Unzärtliche Eltern.) Schon wieder
sah sich die Polizei veranlaßt, gegen eine Familie einzuschreiten,
die ihr leibliches Kind in fortgesetzter Weise mißhandelte. Das-
selbe jetzt 2s/, Jahre alt, dieser, in der Speyerer Landstraße
wohnenden Eltern wurde in unbarmherzigster Weise geschlagen
und dem armen Würmchen sogar öfters die Aermchen auf den
Rücken gebunden. Als einmal Jemanden, der für das Kind
innige Theilnahme fühlte, frug, warum man dem Kinde die
Arme auf dem Rücken zusammen binde, wurde ihm die Antwort
zu theil; „damit es sich nicht kratzen kann." Wir freuen uns,
daß das scharfe Auge des Gesetzes alle derartigen verwerflichen
Fälle ausfindig macht u. so die strafwürdigen Eltern ihrem gerechten
Lohne nicht entgehen. Fortgesetzte Mißhandlungen eines hülf-
losen Kindes durch seine Rabeneltern verdienen in der That auf's
Empfindlichste geahndet zu werden.
* Heidelberg, 14. Jan. (Umgefahren.) Daß vielen Fuhr-
leuten, insbesondere auswärtigen, die Trambahn ein Greuel ist,
weiß Jedermann, denn die guten Fuhrleute haben öfters das
Unglück mit den dahersausenden Wagen in Collision zu gerathen,
da gar manchem fremden Knechte oder Bäuerlein es unbekannt
ist, auf welcher Seite der Straße gefahren werden darf. Aus-
weichen thun sie zwar alle, wenn ein Pferdebahnwagen kommt,
aber fragt manchmal nur nicht wie? So kam gestern Abend
von Schlierbach her ein fremder Fuhrmann mit einem Möbel-
wagen zu fahren. Unweit des Carlsthors kam ein Trambahn-
wagen m Sicht, was den Möbelfuhrmann veranlaßte, auszu-
weichen. Er that es in seinem Pflichteifer so gründlich, daß er
— jedenfalls aus Respect vor der Trambahn — ein Haus mit
seinem Wagen streifte und eine in die Wand eingelassene Gas-
jaterne vollständig herunterriß. Daß er für den Schaden auf-
kommen muß und auf die Trambahn keine Lobeshymne anstimmt,
wird kaum bemerkt zu werden brauchen.
* Heidelberg 14. Jan (Ein bößer Streich.) Gestern
Abend hatte ein Händler seinen mit Hasen, Butter und Eier be-
ladenen Handkarren vor eine Wirthschaft in der Zwingerstraße
gestellt, dieweil er selbst sich in ein Haus verfügt hatte, um eine
Commission zu besorgen. Während dieser kurzen Abwesenheit
des Händlers wurde von unbekannter Hand der Karren umge-
worfen, so daß dis ganze Bagage in buntem Choas am Boden
lag und sich von den Eiern ein recht hübscher Pfannkuchen, den
jedoch Niemand verspeiste, gebildet hatte. Wehmüthigen Blicks
nahm der Händler die „Verwüstung" in Augenschein, doch konnte
er vorläufig nur die Faust im Sack machen, da man von dem
arglistigen oder muthwilligen Thäter keine Spur hat.
' Heidelberg, 14. Januar. (Fremdenliste.) Die gestrige
Fremdenliste der hiesigen Gasthöfe führt an Fremden auf: 204
Personen._ _
Landgericht.
Mannheim, 13. Jan. (Strafkammer II.) Vorsitzender;
Herr Landgerichtsdirector Müller; Vertreter der Großh. Staats-
behörde : die Herren Staatsanwälte Duffner Md v. Dusch. Es
kamen folgende Fälle zur Verhandlung:
1) Martin Merkel, Lljähriger lediger Kaufmann von Wall-
stadt erhielt wegen Verletzung der Wehrpflicht 6 Wochen Ge-
fängniß und Tragung der Kosten.
2) Georg Hesselbacher, 47jähriger, verheiratheter Bier-
brauer von Wiesloch, z. Zt. in Heidelberg, wird wegen Banke-
rutts zu 3 Monaten Gefängniß und Kostentragung verurtheilt.
3) Barbara Friedel, verheirathete 54jährige Hebamme in
Neuenheim, ist einer Verletzung des ß 49a St.-G.-B. beschul-
digt, sie wird jedoch freigesprochen.
4) Angeklagt sind Max Freiherr v. Amerongen aus Offen-
bach wegen Herausforderung zum Zweikampfe und Körperver-
letzung und stuck, eam. Carl Nokk aus Karlsruhe wegen Cartell-
tragens. Der Angekl. v. Amerongen wohnte von Anfang vor.
Jahres bis jetzt als Miether in dem der Familie Schalkli ge-
hörigen s. g. Schlößchen in Rohrbach. Sa die Vermiether als-
bald nach dem Einzuge des Miethers allerlei Ungünstiges über
die Vergangenheit des Miethers hörten und derselbe auch den
vierteljährigen Miethzins niemals berichtigte, ließen sie durch
ihren Anwalt, Herrn Dr. Helm, bei Großh. Landgericht Mann-
heim Klage auf Zahlung des Miethzinses erheben. Der Be-
klagte wurde auch im ersten Termin sofort zur Zahlung ver-
urtheilt, da das Gericht sein Einreden gegen die Klage als ver-
werflich betrachtete. In einer auf die Vernehmlassung des beklag-
- tischen Anwalts dem Gerichte eingereichten Erklärung des kläge-

rischen Anwalts hat letzter behauptet, daß der Beklagte absichtlich
den Rechtsstreit in die Länge zu ziehen suche, um möglichst lange
in dem Miethhause zu bleiben, daß er aber zu zahlen keine Lust
habe. Hauptsächlich durch diese Behauptung und durch die An-
ührung von Thatsachen aus der Vergangenheit des Beklagten
— derselbe ist nämlich wegen Verschwendung entmündigt worden
— wurde der Beklagte so sehr gereizt, daß er den klügerischen
Anwalt durch den Mitangeklagten Nokk auf Pistolen fordern
ließ. Als der Anwalt einen Zweikampf, wie es seine Pflicht
war, ablehnte, vergaß sich der Angeklagte soweit, daß er dem-
elben einen Schlag in das Genick versetzte. — Die beiden An-
geklagten sind geständig. Der Gerichtshof ging auf den Antrag
des Vertheidigers, wegen der Körperverletzung nur auf eine
mäßige Geldstrafe zu erkennen, da der Angeklagte zu sehr gereizt
gewesen sei, nicht ein, sondern verurtheilte denselben zu 2 Wochen
Festungshaft wegen Herausforderung und zu ' Tagen Gefäng-
niß wegen Körperverletzung, indem er die Handlungsweise des
Angeklagten als eine brutale bezeichnete. Strafmüdernd kam
in Betracht, daß der Angeklagte überhaupt sehr reizbar ist und
ich beleidigt glaubte. Der Mitangeklagte Nokk erhielt 5 Tage
Festungshaft.'
5) Adam Kreß, Mjähriger lediger Taglöhner von Wald-
wimmersbach, zweimal wegen Diebstahls vorbestraft wird zu 3
Monaten Gefängniß und Kostentragung verurtheilt; 1 Monat
Untersuchungshaft kommt in Anrechnung.
6) Wegen Bettelns u. Entwenduug eines Paares schwarzer
halbseidener Handschuhe wird der mehrfach vorbestrafte Korb-
macher Anton Merklinger von Muggensturm zu 8 Monaten Ge-
ängniß, abzüglich 3 Wochen Untersuchungshaft, und Kosten-
tragung verurtheilt._
Kandels-Berichte.
Frankfurt, 13. Januar.
i'G f f >> c t e n s o c i e t ä t.) Umsätze dis 6'/^ Uhr AbendS.
Ereditactien 214'/«, V«, " < b. Staatsbahn 171 Vs, Vs b. Lom-
barden 67'/„ V» b- Galizier 156 b. Disconto-Commandit 187.70
b. Dux-Bodenbach 229 b. Gotthard-Actien 114.60, 70 b. Schweizer
Nordost 85.70, 80 b. Union 83.10 b. Bern-Jura 88.70 b.
Schweizer West-Stamm-Actien 27.90 b. Schweizer West-Prior.-
Actien 99 b. 4proc. ungar. Goldrente 77.85 b. Egypter 74.40 b.
3proc. Portugiesen 57.70, 80 b. compt. 5proc. Italiener 94.60
b. ult.
6'/s Uhr: Galizier 155V<-
Bei stillem Verkehr zeigten die Course gegenüber dem
Mittagsschlusse überwiegend mäßige Abschwächung.

Heidelberg, 14 Januar (Anfangs.Lonrse deryeutigkn
Mittags.Börsen.)
sirank fürt.
Oesterr. Credit-Acrim
. . . 214'/,
Staatsbahn ....
. - 171-/,
Lombarden ....
. . . 67'/,
Galiz. Kacl-LudwigSbahn
155'/-
DiSconto-Tomrnandit .
187.10
Gotthard Eisenbahn-Actien .
. . . 114.30
4pCt. Ungar. Goldrentr
. . . 77.70
4 pCt. Egypter
. . . 74.20
Spanier.
. . . 66.70
Türken . .
13-/,

Weiteste Nachrichten.
Wien, 13. Jan. In der bulgarischen Frage
herrscht auch heute wie bisher diplomatische Windstille und
es kann als sicher angesehen werden, daß die Meldungen
über Verhandlungen bisher gegenstandslos sind. — Der
„Polit. Corr." wird aus Konstantinopel über an-
sehnliche türkische Truppenbewegungen inKlein-
asien berichtet. Die türkischen Militärcommandanten
erhielten Weisung, auf die Bereitschaft der Redifs zur
Mobilisirung hinzuwirken. — Das serbische Amtsblatt
veröffentlicht ein Circular des serbischen Ministers des
Innern an die Kreispräfckten in Betreff des künftigen
Verhaltens der Polizeiorgane bei Ausübung ihrer Dienst-
pflicht gegenüber den gesetzlich verbürgten Rechten der
Staatsbürger. Das Circular empfiehlt, die Gesetz-
lichkeit zur Grundlage jeder Amtshandlung zu machen
und fordert strenge Wahrung der persönlichen Rechte,
Sicherheit des Eigenthums, Unantastbarkeit der Wahlrechte
der Staatsbürger und freie Meinungsäußerung über
öffentliche Angelegenheiten. Das Circular stellt eine Be-
strafung Derjenigen, welche dagegen handeln, in Aussicht.
Wien, 13. Jan. Im böhmischen Landtage
begründete der Jungczeche Adg. Vaschatü den Antrag auf
Durchführung der sprachlichen Gleichberechtigung in Böhmen,
wobei er die Großgrundbesitzer heftig apostrophirte, indem
er dieselben als die treuesten Verfechter der deutschen
Staatssprache hinstellte. Der Antrag wurde an eine Com-
mission gewiesen. Sämmtliche Großgrundbesitzer stimmten
dagegen, während die jungczechischen Abgeordneten in den
Saal hincinschrieen: Das ist unser czechischer Adel!"
und von der Gallerie lärmende Rufe ertönten: „Das
ist eine Schande für den böhmischen Adel!" Der Oberst-
landmarschall ließ darauf unter großer Bewegung die
Gallerie räumen.
Rom, 13. Jan. Neuerdings verlautet, die bewaffnete
Truppenmacht derAbessynier betrage circalOOOOO
Mann. Davon sollen 40000 mit Hinterladern von ver-
schiedenem Modell, 20000 mit alten Vorderladern und
49000 mit Lanze und Schild bewaffnet sein. — Zwischen
dem hiesigen Ministerium des Aeußern und dem Bot-
schafter Italiens in Paris, Menabrea, der mit dem
französischen Minister des Aeußern, Flourens, wegen des
Zwischenfalls in Florenz direkt verhandelt, herrscht ein
lebhafter Depcschenwechsel. — In Anwesenheit von u. A.
vierzig Bischöfen empfing der Papst heute gegen 3000
Pilger Umbriens, Toscanas und der Provinz Rom,
ferner den Baron Brusselle, den Abgesandten des
Königs von Württemberg. Dem Abgesandten des Groß-
herzogs von Baden, Herrn Jagemann, verlieh der
Papst das Großkreuz des Ordens Gregors des Großen.
San Remo, 13. Jan. Dem russischen Konsul
in Nizza wurde — wie hier das Gerücht geht — dieser
Tage verrathen, daß die dort sich aufhaltenden Nihilisten
ein Attentat gegen den deutschen Kronprinzen
planten. Der Konsul meldete dies sofort hierher. In
Folge dessen wurde eine große Anzahl Polizeibeamter hier-
her gesandt. Die Villa Zirio wird Nachts beständig
bewacht.
Loudon, 13. Jan. Der Bremer Dampfer „Nord-
stern" lief im Nebel auf den Startpoint-Fels bei Ply-
mouth. Die Bemannung ist gerettet, die Ladung verloren.
 
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