Aus Nah und Fern.
* Mannheim, 1. Mai. Heute Nachmittag fand die
Preisvertheilung an die vorzüglichen, zum Verkauf auf
dem Maimarkte dahier gebrachten Pferde, Kühe und Rinder
unter Anwesenheit einer sehr zahlreichen Menschenmenge
im Viehhofe dahier statt. Es wurden vertheilt a. für
Pferde an 16 Preisträger von 100—300 Mk. Preise
im Gesammtbetrage von 2600 Mk.; d. für Kühe und
Rinder, Schweizer-Rasse, Neckarschlag, Niederungsschlag
und Kühe und Rinder hier nicht genannter Rassen und
Kreuzungen an 22 Preisträger, Preise von je 40 und 20
Mark im Gesammtbetrage von 660 Mk.; ferner o. für
Fohlen 6 Preise zu 30—40—60 Mk. im Gesammtbetrage
von 260 Mk. und ä. für Rinder 6 Preise zu je 20 und
30 Mk-, im Ganzen 150 Mk. Während der Preisver-
theilung trat Negenwetter ein, das sich schon am Vormittag
eingestellt, dann aber pausirt hatte.
Neckarelz, 30. April. Der Stand der Saaten
und der Futtergewächse ist z. Zt. auch in unserer Gegend
ein recht günstiger. Seit Eintritt der letzten warmen Regen
hat sich die Vegetation ungemein rasch entwickelt, und
wenn die jetzige warme Witterung anhält, so wird dem
schon seit längerer Zeit sich fühlbar machenden Futter-
mangel bald abgeholfen sein. Auch die Obstbüume ver-
sprechen, sofern wir von ferneren Unbilden der Witterung
verschont bleiben, einen reichlichen Ertrag. — Heute wurde
hier unter zahlreicher Leichenbegleitung der älteste Bürger
hiesiger Gemeinde zur Erde bestattet. Es war dies der
Privatmann A. Leutz, welcher in dem hohen Alter von 88
Jahren und 4 Monaten das Zeitliche segnete. Derselbe,
früher einige Jahre als Schneidergeselle in Lyon sich auf-
haltend, wo er nicht nur seinem Handwerke sich widmete,
sondern auch als Musiker bei der dortigen Bürgerwehr
sich betheiligte, sprach gut französisch und war überhaupt
ein wißbegieriger und gebildeter Mann. Längere Zeit be-
kleidete er auch die Gehilfensteüe beim früheren Neckar-
zollamt dahier, nach dessen Aufhebung er sich seinen Unter-
halt mit Musikstunden verdiente und die letzten Jahre
seines Lebens bei seiner hier wohnenden, in guten Ver-
hältnissen lebenden Tochter in guter Pflege verbrachte.
* Wenkheim, 30. April. Kühe, die wie Gemsen
klettern können, gibts nicht überall. Ich kann Ihnen, so
wird der „Tb." geschrieben, von einer solchen berichten.
Dieselbe kam von der Arbeit müde nach Hause. Scheints
von Hunger und Durst gequält, verwechselte sie in der
Eile die Stallthüre mit einem ca. 1 Mtr. breiten Schlupf-
winkel, wo sie zuerst eine 12 Tritt hohe Treppe empor-
stieg, eine Felswand entlang, die kaum für einen Menschen
passirbar ist. Hier ging der Weg aus; rückwärts konnte
sie nicht und — ich wags — ein Sprung und sie war
auf dem First einer Büttnerwerkftatt. Dabei hat sie einige
100 Ziegel heruntergeworfen. Einige beherzte Männer
befreiten das Thier aus tausend Nöthen von seinem er-
höhten Standpunkt und brachten es die Speichertreppe
und sodann eine 20 Tritt hohe Wohnungstreppe unver-
sehrt herab.
* Bruchsal, 2. Mai. Vor wenigen Tagen wurde
in der St. Peterskirche dahier von einem zwölfjährigen
Knaben der Opferstock seines etwa 10 Mk. betragenden
Inhaltes beraubt.
* Freiburg, 30. April. Die hier erfolgte Verhaf-
tung des Oeconomen Rudolf Hofmann wegen Betrügereien
im Betrage von ca. 20000 Mk., durch welche ein hiesiger
Student und ein Wirth in Bühlcrthal geschädigt sein
sollen, erregt hier und gewiß auch in Karlsruhe, wo-
selbst der Verhaftete einer geachteten Familie angehört,
großes Aufsehen. — Vorgestern stach in der Grünwälder-
straße ein Maurer einen Schuhmacher mit dem Messer in
den Arm. — Eine andere Episode setzte gestern ein Hal-
überzeugt, daß Sie mich doch wiedererkannt, und wenn
Sie dies durchaus nicht zugeben wollen, so mögen Sie
wissen, daß Therese Lamprecht, Ihre Schwägerin, vor
Ihnen steht.
Frau Therese Lamprecht! sagte er mit immer gleicher
Ruhe und ohne irgend ein Zeichen auch der kleinsten
Ueberraschung. Ah, Sie hier? Da tauchen ja viele alte
Erinnerungen vor mir auf, wenn ich auch nicht begreife,
wie Sie dazu kommen, sich meine Schwägerin zu nennen?
Ihre Frau war die Schwester meines Gatten.
Wie lauge ist meine gute Frau nicht schon todt?!
Da aber der Tod jede Ehe löst, so löst er noch vielmehr
die durch eine solche bedingt gewesenen weitläufigen Ver-
wandtschaften.
Empört durch seine Ruhe und die Herzensrohheit,
welche sich in seinen letzten Worten documentirte, ermannte
sich Therese immer mehr.
Sie kommen mir entgegen, sprach sie hastig und er-
regt weiter, wenn Sie keine Verwandtschaft zwischen uns
mehr gelten lassen wollen: dadurch erleichtern Sie mir die
geschäftliche Forderung, welche mich zu Ihnen führt!
Ein Geschäft?! Das ist etwas Anderes. Warum
haben Sie mir das nicht gleich gesagt, Frau Lamprecht?
Bitte, Platz zu nehmen und mich Ihre Wünsche wissen zu
lassen. Wollen Sie ein Werthpapier kaufen oder ver-
kaufen? Ich begnüge mich mit sehr geringem Vortheil und
berechne bei Umfatzgeschäften nur eine Provision von einem
viertel Procent.
Therese verlor wieder etwas von ihrer mühsam ge-
wonnenen Fassung; wollte er sie in ihrer Armuth, dessen
Spuren in dem Aeußern ihrer Erscheinung deutlich sichtbar
waren, verspotten, oder konnte er wirklich glauben, daß sie
wegen eines Vcr,mittlungsgeschäfts zu ihm, gerade zu ihm
gekommen wäre?
Sie entfaltete rasch das Papier, welches Paul ihr
mitgegeben hatte, und hielt es Ortmann entgegen.
(Fortsetzung folgt.)
lunke in Scene. Derselbe erbot sich, einem krüppelhaften H
Haussier den Sack zu tragen, was dieser glaubensselig
gestattete. In einer Wirthschaft angckommsn, gab der-
selbe vor, einmal abtrcten zu müssen, soll aber heute noch
wiederkommen. In dem Sack hatte der beklagenswerthe
Betrogene 100 Mk.
* Bom Bodensee, 29. April. Der Oesterreicher
„Habsburg", der Dampfer nämlich, der durch den Lindauer
Schiffszusammenstoß und den Grafen Mercandin eine so
traurige Berühmtheit erlangt, scheint eine Art Pechvogel
zu sein. Letzte Woche ist er am Hellen Tag wieder auf
die Hafenmauer in Romanshorn aufgerannt, so daß er schon
wieder nach Friedrichshafen in Reparatur gebracht werden
muß. Wie von Bregenz behauptet wird, trifft aber den
Kapitän diesmal keine Schuld, sondern das Sprachrohr,
welches auf der Fahrt von Bregenz an das Schweizer
Ufer defect geworden sein soll, so daß der Maschinist in
seiner unterirdischen Welt das Commando nicht gehört
habe. Es soll „etwas" in's Sprachrohr „hineingekommen"
sein, was oder wie ist noch ein Räthsel.
* Aus der Pfalz, 30. April. Der „Franks. Ztg."
schreibt man: Nicht unberechtigtes Aufsehen erregt das
nachfolgende Vorkommniß. Vor etwa Jahresfrist war als
Führer des Bewachungscommandos für das Zuchthaus in
Kaiserslautern Lieutenant R. von Landau abcommandirt,
er lernte in Kaiserslautern die liebenswürdige und gebildete
Tochter des dortigen vermögenden und angesehenen Herrn N.
kennen, welcher einen ausgedehnten und schwunghaften
Handel mit Schafen nach dem Auslande betreibt, und ver-
lobte sich mit derselben. Dieser Tage sollte nun die Hoch-
zeit stattfinden, und man wartete nur noch auf den Consens
der Militärbehörde, doch waren die Leute bitter enttäuscht,
als statt desselben ein Schreiben von der betreffenden
Stelle eintraf, in welchem mit Rücksicht auf die gesell-
schaftliche Stellung des Herrn N. der Consens verweigert
wurde. In der Begründung heißt es, daß Herr N. schon
einige Male polizeilich bestraft (wegen Weideübertretung
u. s. w.) und daß er nicht einmal Mitglied des „Casinos"
in Kaiserslautern sei. Lieutenant R., welcher als äußerst
tüchtiger Officier bei Vorgesetzten und Kameraden geschätzt
und beliebt ist, ist nun die Wahl gestellt, entweder seine
Braut, oder seinen Berus, und hiermit seinen bisherigen
Erwerb aufzugeben, weil der Vater seiner Braut einen
Schafhandel betreibt und nicht im kaiserslauterer „Casino"
ist. Lieutenant N. hat sich einstweilen Urlaub bewilligen
lassen und erfüllt seine Pflicht als Ehrenmann, indem er
seinen Abschied nimmt, um im bürgerlichen Leben einen
Beruf zu suchen, in welchem er seine Braut und deren
Vater nicht über die Achseln ansehen zu lassen braucht.
* Neustadt, 30. April. Das 12jährige Mädchen eines
hiesigen Arbeiters hatte Ende voriger Woche seinem Vater
in gesundem Zustande das Mittagessen gebracht und scherzte
mit demselben am Abend, als er heimgekehrt war. Kurz
vor der Ruhestunde klagte es über Schmerzen in der Brust
und als die Eltern nach dem sofort zu Bett gebrachten
Kinde nochmals sehen wollten, fanden sie ihren Liebling
als Leiche wieder. Ein Lungenschlag hatte das Leben be-
endet. Das Kind hatte in der Erhitzung Wasser getrunken
und mußte diese Unvorsichtigkeit zum Schmerze seiner un-
tröstlichen Eltern mit dem Leben büßen.
* Mainz, 1. Mai. Bei dem Umbau der Anlage
wurde am Samstag ungefähr 1^ Meter unter der Ober-
fläche des ehemaligen Fink'schen Weinberges ein römischer
Steinsarg aufgefunden. In demselben befanden sich aber
nur wenige Knochen. Dicht dabei gefundene zubehauene
Steine mit Ornamentverzierungen sind jüngeren Datums.
— Auf der Gosenheimer Chaussee wurde heute Morgen
ein völlig zerbrochener Wagen, ein todter Kutscher und
ein todtes Pferd, im Graben liegend, aufgcfunden. Die
Untersuchung hat ergeben, daß der Kutscher in betrunkenem
Zustande nach Hause fahren wollte, wobei das Pferd scheute
und in den Graben stürzte; durch den Sturz brach das
Pferd das Genick, während der Kutscher durch einen Huf-
schlag des Pferdes getödtet wurde.
* Frankfurt, 29. April. Heute Mittag wurde der
Neubau von Dr. Hochs Conservatorium für alle Zweige
der Tonkunst feierlich seiner Bestimmung übergeben. Das
Hoch'sche Conservatorium, im Jahre 1878 mit den Mitteln
der Stiftung eines kunstsinnigen Bürgers begründet, hat
sich unter der Leitung von Joachim Raff, jetzt von Bernhard
Scholz rasch zu einer weithin bekannten Hochschule für
Musik entwickelt und wird zur Zeit von 266 Schülern
und Schülerinnen besucht.
* Frankfurt, 1. Mai. Ein Mordversuch und Selbst-
mord hat in der Nacht von Samstag auf Sonntag die
Bewohner Bornheims in große Aufregung versetzt. Der
Hergang der sensationellen Affaire ist folgender: Zwischen
dem Bornheimer Bezirksvorsteher Baumgärtner und dem
Locomotivführer der Main-Neckar-Bahn Speier bestand seit
Jahren tiefe Feindschaft. Speyer, ein Vater von zehn
Kindern, der ganz in der Nähe Baumgärtner's in der
Bergerstraße wohnte, war auf diesen eifersüchtig. Seine
Eifersucht wurde durch das Gerede fremder Leute genährt,
die sich am WirthStisch mit dem Locomotivführer öfters
den Spaß machten und ihn damit aufzogen, daß Baum-
gärtner der Frau Speyer's während dessen dienstlicher
Abwesenheit den Hof mache. So grundlos diese Reden
sein mochten, Speyer haßte Baumgärtner von Tag zu
Tag mehr und beschloß, Rache zu nehmen. Am ver-
flossenen Samstag kehrte Speyer gegen Abend von einer
Tour zurück, ging zwischen zehn und elf Uhr nach seiner
Wohnung und bewaffnete sich mit Pistole und Revolver.
Aus Letzterem gab Speyer zwei Schüsse auf den Bezirks-
vorsteher, dem er auf der Straße auflauerte, ab. Der
erste Schuß ging fehl, der zweite verletzte Baumgärtner
leicht am Arme. Darauf entfernte sich der Attentäter,
der die Schwere seiner That erkannt hatte, eiligst durch
die Enkheimer Straße nach dem freien Feld. Sonntag
Morgen um 5 Uhr wurde Speyer auf dem Wiesengrund
hinter dem Buchwald todt aufgefunden; er hatte sich mit
seiner doppelläufigen Pistole in den Mund geschossen. Dec
Tod muß alsbald eingetreten sein.
* München, 1. Mai. Der große Einbruch beim
Juwelier Thomas hält fortgesetzt die ganze Stadt in Auf-
regung. Laut polizeilicher Kundgebung wurden gestohlen:
102 Paar Brillant-, Rosett- und Perlenohringe im Werthe
von 21 675 Mk., 250 goldene Uhrketten im Werthe von
10000 Mk., Brillantknöpfe und Brillantsterne im Werthe
von 11300 Mk., 2 Brillantkreuzs, werth 6300 Mk., außer-
dem noch verschiedene Schmuckgegenstände im Werthe von
30000 Mk. Gcsammtschaden etwa 80000 Mk. Dee
Diebe hatten ihre Auswahl mit Sachkenntniß der Gegen-
stände getroffen, sie haben matte Goldsachen, weil nicht
mehr so modern, sowie Corallen, minderwerthigc Schmuck-
sachen u. s. w. liegen lassen. Am Thatorte blieben: u-
eine noch nicht abgebrannte Stearinkerze, d. ein weiß- und
blaugestreifter Hemdkragen, anscheinend englisches Fabrikat,
e. ein schwarzes Wachstuch, ä. zwei je 8 Centimeter lange
Holzhefte mit Eisenringen — wahrscheinlich für Feilen,
Meißel u. s. w. bestimmt — und eine alte Schuhbürsts
zurück. Eine Schweizer Behörde hat, wie die Polizei
angibt, zwar unlängst auf drei reisende, sehr gefährliche
Ladeneinbruchdiebe, Brook, Johann, Sattler aus Olden-
burg, etwa 24 Jahre alt, mittelgroß, dunkles Schnurr-
bärtchen, dunkle Haare, mageres, blasses, längliches Gesicht,
Stonkamp, Anton aus Covington (Nordamerika),
Meter groß, 32 Jahre alt, schlank, schwarze Haare, kleine
Glatze, braune Augen, braunes Schnurrbärtchcn, runde»
Gesicht und Bertschi, Schreiner von Freiburg, 35--^
Jahre alt, groß, blonder Vollbart, mageres, blasses Ge-
sicht, aufmerksam gemacht, doch konnte deren Anwesenheit
bisher hier nicht festgestellt werden. Der Beschädigte hm
für Ausmittelung und Festnahme der Diebe und Wieder-
erlangung der entwendeten Gegenstände eine Geldbelohnung
bis zu 5000 Mk. ausgesetzt.
* Erstem, 30. April. Vor einigen Tagen befand
sich eine hiesige Dienstmagd auf dem Felde und haut
während der Arbeit ihre Schürze abgebunden, und unweit
ihrer Arbeitsstelle auf die Erde gelegt. Während ihrer
Arbeit blickte die Magd zufällig auf und sah zu ih^M
Schrecken, wie ein Storch mit ihrer Schürze (ein Ge-
schenk ihres Liebsten vom letzten Jahrmarkt her) im SchnabA
davonflog. Alles Lamentiren und Rufen half nichts, der
Storch flog mit seinem Raube dem Neste zu, welches M
auf dem Hause „Gasthaus zur Krone" befindet.
hat man dem Spitzbuben, dann später seinen Raub abge-
jagt und die Bestohlene befindet sich wieder im Besitzt
ihrer Schürze. Ob der Storch die Schürze als Unterlagt
oder mit Rücksicht auf die rauhe Witterung als Zudeckt
für seine Jungen verwenden wollte, konnte nicht aufgt-
klärt werden. ,
* Aus Baden, 2. Mai. Vom obersten Stockwe)
eines Neubaues in Baden (Gernsbacherstraße) fiel tw
junger Speisträger herab und erlitt schwere innere U""
äußere Verletzungen. — In Gut ach ist das An-
wesen des Kürner abgebrannt. Der Ochsenwirth daseW'
der während des Brandes einen Zaun mit dem Be>
umhauen wollte, traf sein eigenes Knie und verwun-
dete sich dabei bedeutend. — In Obcralpfen, AW
Waldshut, ist das Wohn- und Oeconomiegebäude de»
Zimmermanns Fridolin Köpfer abgebrannt. Gesaunm-
schaden 11000 Mk. Fünftel und Fahrnisse sind versichern
— In Freiburg verunglückte auf der Straße ein nn
Wein beladener Wagen, wobei etwa ein Hektoliter Wer"
auslief, der größtentheils von der allzeit fertigen Gasse"
jugend in Gefäßen und Kopfbedeckungen aufgefangen wurdn
— Zum Bürgermeister in Hüffenhard wurde Land'
wirth Gustav Adolf Sigmann gewählt.
Vermischtes.
— Berlin, 30. April Die längst ersehnte Fr^
gebung des Dreiradfahrens und Vierradfahrens in den
Straßen Berlins ist nun erfolgt. Unter den Bicyclisie"
herrscht Jubel, denn sie meinen, und wohl mit Recht, daß
es sich hier zunächst um einen Versuch handelt, dem, wenn
er sich bewährt, auch die Freigabe des Zweirades w
nicht allzu ferner Zeit folgen wird. ..
— (Treue eines Pferdes.) Aus Kirchberg ww
folgender Vorfall berichtet. Der Besitzer eines Hengs"
hatte kurz vor seinem Ort das Unglück, von dem Pfero
zu fallen und sich einen doppelten Beinbruch zuzuziehew
so daß er auf der Stelle liegen blieb. Seine HflfltÄ,
wurden, da es Nacht war, nicht gehört. Das Pferd "i
nach Hause und wieherte, bis die Angehörigen seit"
Herrn aus dem Schlaf erwacht waren. Als man da
Fehlen des Herrn bemerkte, versuchte man das Pferd eiw
zufangen, doch das Thier war nicht in den Stall ö
bringen, kehrte vielmehr um und begleitete die Angehörige
zu der Unglücksstelle, wo es stehen blieb. Nun wur
der Reiter nach Hause getragen.
— Prag, 30. April. Gestern Nachmittag .entst""
in Montenegro's Menagerie eine furchtbare Panik.
Knabe spielte während der Production mit einem Taschew
spiegel, der Reflex veranlaßte einen Besucher zu dem Aus-
ruf „Feuer!", worauf ein entsetzliches Gedränge entsta" '
in welchem sechs Personen zu Boden getreten und sch"
verwundet wurden. i
— (Zur Disciplin im französischen Heer^l
Ein geradezu verblüffendes Zeugniß von der Wahrung df
Disciplin im französischen Heere bringt der „Soleil' i
einer seiner jüngsten Nummern. Am 15. Februar exen
cirte der Soldat Laplazi des 13. Linienregiments mit " '
dern Recruten unter Führung des Corporals Cochet. Au
Dummheit oder Böswilligkeit führt Laplazi die Komman-
dos des Corporals fortwährend falsch aus. Der Corpor
tritt an ihn heran, ergreift ihn an der Schulter und sch"
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* Mannheim, 1. Mai. Heute Nachmittag fand die
Preisvertheilung an die vorzüglichen, zum Verkauf auf
dem Maimarkte dahier gebrachten Pferde, Kühe und Rinder
unter Anwesenheit einer sehr zahlreichen Menschenmenge
im Viehhofe dahier statt. Es wurden vertheilt a. für
Pferde an 16 Preisträger von 100—300 Mk. Preise
im Gesammtbetrage von 2600 Mk.; d. für Kühe und
Rinder, Schweizer-Rasse, Neckarschlag, Niederungsschlag
und Kühe und Rinder hier nicht genannter Rassen und
Kreuzungen an 22 Preisträger, Preise von je 40 und 20
Mark im Gesammtbetrage von 660 Mk.; ferner o. für
Fohlen 6 Preise zu 30—40—60 Mk. im Gesammtbetrage
von 260 Mk. und ä. für Rinder 6 Preise zu je 20 und
30 Mk-, im Ganzen 150 Mk. Während der Preisver-
theilung trat Negenwetter ein, das sich schon am Vormittag
eingestellt, dann aber pausirt hatte.
Neckarelz, 30. April. Der Stand der Saaten
und der Futtergewächse ist z. Zt. auch in unserer Gegend
ein recht günstiger. Seit Eintritt der letzten warmen Regen
hat sich die Vegetation ungemein rasch entwickelt, und
wenn die jetzige warme Witterung anhält, so wird dem
schon seit längerer Zeit sich fühlbar machenden Futter-
mangel bald abgeholfen sein. Auch die Obstbüume ver-
sprechen, sofern wir von ferneren Unbilden der Witterung
verschont bleiben, einen reichlichen Ertrag. — Heute wurde
hier unter zahlreicher Leichenbegleitung der älteste Bürger
hiesiger Gemeinde zur Erde bestattet. Es war dies der
Privatmann A. Leutz, welcher in dem hohen Alter von 88
Jahren und 4 Monaten das Zeitliche segnete. Derselbe,
früher einige Jahre als Schneidergeselle in Lyon sich auf-
haltend, wo er nicht nur seinem Handwerke sich widmete,
sondern auch als Musiker bei der dortigen Bürgerwehr
sich betheiligte, sprach gut französisch und war überhaupt
ein wißbegieriger und gebildeter Mann. Längere Zeit be-
kleidete er auch die Gehilfensteüe beim früheren Neckar-
zollamt dahier, nach dessen Aufhebung er sich seinen Unter-
halt mit Musikstunden verdiente und die letzten Jahre
seines Lebens bei seiner hier wohnenden, in guten Ver-
hältnissen lebenden Tochter in guter Pflege verbrachte.
* Wenkheim, 30. April. Kühe, die wie Gemsen
klettern können, gibts nicht überall. Ich kann Ihnen, so
wird der „Tb." geschrieben, von einer solchen berichten.
Dieselbe kam von der Arbeit müde nach Hause. Scheints
von Hunger und Durst gequält, verwechselte sie in der
Eile die Stallthüre mit einem ca. 1 Mtr. breiten Schlupf-
winkel, wo sie zuerst eine 12 Tritt hohe Treppe empor-
stieg, eine Felswand entlang, die kaum für einen Menschen
passirbar ist. Hier ging der Weg aus; rückwärts konnte
sie nicht und — ich wags — ein Sprung und sie war
auf dem First einer Büttnerwerkftatt. Dabei hat sie einige
100 Ziegel heruntergeworfen. Einige beherzte Männer
befreiten das Thier aus tausend Nöthen von seinem er-
höhten Standpunkt und brachten es die Speichertreppe
und sodann eine 20 Tritt hohe Wohnungstreppe unver-
sehrt herab.
* Bruchsal, 2. Mai. Vor wenigen Tagen wurde
in der St. Peterskirche dahier von einem zwölfjährigen
Knaben der Opferstock seines etwa 10 Mk. betragenden
Inhaltes beraubt.
* Freiburg, 30. April. Die hier erfolgte Verhaf-
tung des Oeconomen Rudolf Hofmann wegen Betrügereien
im Betrage von ca. 20000 Mk., durch welche ein hiesiger
Student und ein Wirth in Bühlcrthal geschädigt sein
sollen, erregt hier und gewiß auch in Karlsruhe, wo-
selbst der Verhaftete einer geachteten Familie angehört,
großes Aufsehen. — Vorgestern stach in der Grünwälder-
straße ein Maurer einen Schuhmacher mit dem Messer in
den Arm. — Eine andere Episode setzte gestern ein Hal-
überzeugt, daß Sie mich doch wiedererkannt, und wenn
Sie dies durchaus nicht zugeben wollen, so mögen Sie
wissen, daß Therese Lamprecht, Ihre Schwägerin, vor
Ihnen steht.
Frau Therese Lamprecht! sagte er mit immer gleicher
Ruhe und ohne irgend ein Zeichen auch der kleinsten
Ueberraschung. Ah, Sie hier? Da tauchen ja viele alte
Erinnerungen vor mir auf, wenn ich auch nicht begreife,
wie Sie dazu kommen, sich meine Schwägerin zu nennen?
Ihre Frau war die Schwester meines Gatten.
Wie lauge ist meine gute Frau nicht schon todt?!
Da aber der Tod jede Ehe löst, so löst er noch vielmehr
die durch eine solche bedingt gewesenen weitläufigen Ver-
wandtschaften.
Empört durch seine Ruhe und die Herzensrohheit,
welche sich in seinen letzten Worten documentirte, ermannte
sich Therese immer mehr.
Sie kommen mir entgegen, sprach sie hastig und er-
regt weiter, wenn Sie keine Verwandtschaft zwischen uns
mehr gelten lassen wollen: dadurch erleichtern Sie mir die
geschäftliche Forderung, welche mich zu Ihnen führt!
Ein Geschäft?! Das ist etwas Anderes. Warum
haben Sie mir das nicht gleich gesagt, Frau Lamprecht?
Bitte, Platz zu nehmen und mich Ihre Wünsche wissen zu
lassen. Wollen Sie ein Werthpapier kaufen oder ver-
kaufen? Ich begnüge mich mit sehr geringem Vortheil und
berechne bei Umfatzgeschäften nur eine Provision von einem
viertel Procent.
Therese verlor wieder etwas von ihrer mühsam ge-
wonnenen Fassung; wollte er sie in ihrer Armuth, dessen
Spuren in dem Aeußern ihrer Erscheinung deutlich sichtbar
waren, verspotten, oder konnte er wirklich glauben, daß sie
wegen eines Vcr,mittlungsgeschäfts zu ihm, gerade zu ihm
gekommen wäre?
Sie entfaltete rasch das Papier, welches Paul ihr
mitgegeben hatte, und hielt es Ortmann entgegen.
(Fortsetzung folgt.)
lunke in Scene. Derselbe erbot sich, einem krüppelhaften H
Haussier den Sack zu tragen, was dieser glaubensselig
gestattete. In einer Wirthschaft angckommsn, gab der-
selbe vor, einmal abtrcten zu müssen, soll aber heute noch
wiederkommen. In dem Sack hatte der beklagenswerthe
Betrogene 100 Mk.
* Bom Bodensee, 29. April. Der Oesterreicher
„Habsburg", der Dampfer nämlich, der durch den Lindauer
Schiffszusammenstoß und den Grafen Mercandin eine so
traurige Berühmtheit erlangt, scheint eine Art Pechvogel
zu sein. Letzte Woche ist er am Hellen Tag wieder auf
die Hafenmauer in Romanshorn aufgerannt, so daß er schon
wieder nach Friedrichshafen in Reparatur gebracht werden
muß. Wie von Bregenz behauptet wird, trifft aber den
Kapitän diesmal keine Schuld, sondern das Sprachrohr,
welches auf der Fahrt von Bregenz an das Schweizer
Ufer defect geworden sein soll, so daß der Maschinist in
seiner unterirdischen Welt das Commando nicht gehört
habe. Es soll „etwas" in's Sprachrohr „hineingekommen"
sein, was oder wie ist noch ein Räthsel.
* Aus der Pfalz, 30. April. Der „Franks. Ztg."
schreibt man: Nicht unberechtigtes Aufsehen erregt das
nachfolgende Vorkommniß. Vor etwa Jahresfrist war als
Führer des Bewachungscommandos für das Zuchthaus in
Kaiserslautern Lieutenant R. von Landau abcommandirt,
er lernte in Kaiserslautern die liebenswürdige und gebildete
Tochter des dortigen vermögenden und angesehenen Herrn N.
kennen, welcher einen ausgedehnten und schwunghaften
Handel mit Schafen nach dem Auslande betreibt, und ver-
lobte sich mit derselben. Dieser Tage sollte nun die Hoch-
zeit stattfinden, und man wartete nur noch auf den Consens
der Militärbehörde, doch waren die Leute bitter enttäuscht,
als statt desselben ein Schreiben von der betreffenden
Stelle eintraf, in welchem mit Rücksicht auf die gesell-
schaftliche Stellung des Herrn N. der Consens verweigert
wurde. In der Begründung heißt es, daß Herr N. schon
einige Male polizeilich bestraft (wegen Weideübertretung
u. s. w.) und daß er nicht einmal Mitglied des „Casinos"
in Kaiserslautern sei. Lieutenant R., welcher als äußerst
tüchtiger Officier bei Vorgesetzten und Kameraden geschätzt
und beliebt ist, ist nun die Wahl gestellt, entweder seine
Braut, oder seinen Berus, und hiermit seinen bisherigen
Erwerb aufzugeben, weil der Vater seiner Braut einen
Schafhandel betreibt und nicht im kaiserslauterer „Casino"
ist. Lieutenant N. hat sich einstweilen Urlaub bewilligen
lassen und erfüllt seine Pflicht als Ehrenmann, indem er
seinen Abschied nimmt, um im bürgerlichen Leben einen
Beruf zu suchen, in welchem er seine Braut und deren
Vater nicht über die Achseln ansehen zu lassen braucht.
* Neustadt, 30. April. Das 12jährige Mädchen eines
hiesigen Arbeiters hatte Ende voriger Woche seinem Vater
in gesundem Zustande das Mittagessen gebracht und scherzte
mit demselben am Abend, als er heimgekehrt war. Kurz
vor der Ruhestunde klagte es über Schmerzen in der Brust
und als die Eltern nach dem sofort zu Bett gebrachten
Kinde nochmals sehen wollten, fanden sie ihren Liebling
als Leiche wieder. Ein Lungenschlag hatte das Leben be-
endet. Das Kind hatte in der Erhitzung Wasser getrunken
und mußte diese Unvorsichtigkeit zum Schmerze seiner un-
tröstlichen Eltern mit dem Leben büßen.
* Mainz, 1. Mai. Bei dem Umbau der Anlage
wurde am Samstag ungefähr 1^ Meter unter der Ober-
fläche des ehemaligen Fink'schen Weinberges ein römischer
Steinsarg aufgefunden. In demselben befanden sich aber
nur wenige Knochen. Dicht dabei gefundene zubehauene
Steine mit Ornamentverzierungen sind jüngeren Datums.
— Auf der Gosenheimer Chaussee wurde heute Morgen
ein völlig zerbrochener Wagen, ein todter Kutscher und
ein todtes Pferd, im Graben liegend, aufgcfunden. Die
Untersuchung hat ergeben, daß der Kutscher in betrunkenem
Zustande nach Hause fahren wollte, wobei das Pferd scheute
und in den Graben stürzte; durch den Sturz brach das
Pferd das Genick, während der Kutscher durch einen Huf-
schlag des Pferdes getödtet wurde.
* Frankfurt, 29. April. Heute Mittag wurde der
Neubau von Dr. Hochs Conservatorium für alle Zweige
der Tonkunst feierlich seiner Bestimmung übergeben. Das
Hoch'sche Conservatorium, im Jahre 1878 mit den Mitteln
der Stiftung eines kunstsinnigen Bürgers begründet, hat
sich unter der Leitung von Joachim Raff, jetzt von Bernhard
Scholz rasch zu einer weithin bekannten Hochschule für
Musik entwickelt und wird zur Zeit von 266 Schülern
und Schülerinnen besucht.
* Frankfurt, 1. Mai. Ein Mordversuch und Selbst-
mord hat in der Nacht von Samstag auf Sonntag die
Bewohner Bornheims in große Aufregung versetzt. Der
Hergang der sensationellen Affaire ist folgender: Zwischen
dem Bornheimer Bezirksvorsteher Baumgärtner und dem
Locomotivführer der Main-Neckar-Bahn Speier bestand seit
Jahren tiefe Feindschaft. Speyer, ein Vater von zehn
Kindern, der ganz in der Nähe Baumgärtner's in der
Bergerstraße wohnte, war auf diesen eifersüchtig. Seine
Eifersucht wurde durch das Gerede fremder Leute genährt,
die sich am WirthStisch mit dem Locomotivführer öfters
den Spaß machten und ihn damit aufzogen, daß Baum-
gärtner der Frau Speyer's während dessen dienstlicher
Abwesenheit den Hof mache. So grundlos diese Reden
sein mochten, Speyer haßte Baumgärtner von Tag zu
Tag mehr und beschloß, Rache zu nehmen. Am ver-
flossenen Samstag kehrte Speyer gegen Abend von einer
Tour zurück, ging zwischen zehn und elf Uhr nach seiner
Wohnung und bewaffnete sich mit Pistole und Revolver.
Aus Letzterem gab Speyer zwei Schüsse auf den Bezirks-
vorsteher, dem er auf der Straße auflauerte, ab. Der
erste Schuß ging fehl, der zweite verletzte Baumgärtner
leicht am Arme. Darauf entfernte sich der Attentäter,
der die Schwere seiner That erkannt hatte, eiligst durch
die Enkheimer Straße nach dem freien Feld. Sonntag
Morgen um 5 Uhr wurde Speyer auf dem Wiesengrund
hinter dem Buchwald todt aufgefunden; er hatte sich mit
seiner doppelläufigen Pistole in den Mund geschossen. Dec
Tod muß alsbald eingetreten sein.
* München, 1. Mai. Der große Einbruch beim
Juwelier Thomas hält fortgesetzt die ganze Stadt in Auf-
regung. Laut polizeilicher Kundgebung wurden gestohlen:
102 Paar Brillant-, Rosett- und Perlenohringe im Werthe
von 21 675 Mk., 250 goldene Uhrketten im Werthe von
10000 Mk., Brillantknöpfe und Brillantsterne im Werthe
von 11300 Mk., 2 Brillantkreuzs, werth 6300 Mk., außer-
dem noch verschiedene Schmuckgegenstände im Werthe von
30000 Mk. Gcsammtschaden etwa 80000 Mk. Dee
Diebe hatten ihre Auswahl mit Sachkenntniß der Gegen-
stände getroffen, sie haben matte Goldsachen, weil nicht
mehr so modern, sowie Corallen, minderwerthigc Schmuck-
sachen u. s. w. liegen lassen. Am Thatorte blieben: u-
eine noch nicht abgebrannte Stearinkerze, d. ein weiß- und
blaugestreifter Hemdkragen, anscheinend englisches Fabrikat,
e. ein schwarzes Wachstuch, ä. zwei je 8 Centimeter lange
Holzhefte mit Eisenringen — wahrscheinlich für Feilen,
Meißel u. s. w. bestimmt — und eine alte Schuhbürsts
zurück. Eine Schweizer Behörde hat, wie die Polizei
angibt, zwar unlängst auf drei reisende, sehr gefährliche
Ladeneinbruchdiebe, Brook, Johann, Sattler aus Olden-
burg, etwa 24 Jahre alt, mittelgroß, dunkles Schnurr-
bärtchen, dunkle Haare, mageres, blasses, längliches Gesicht,
Stonkamp, Anton aus Covington (Nordamerika),
Meter groß, 32 Jahre alt, schlank, schwarze Haare, kleine
Glatze, braune Augen, braunes Schnurrbärtchcn, runde»
Gesicht und Bertschi, Schreiner von Freiburg, 35--^
Jahre alt, groß, blonder Vollbart, mageres, blasses Ge-
sicht, aufmerksam gemacht, doch konnte deren Anwesenheit
bisher hier nicht festgestellt werden. Der Beschädigte hm
für Ausmittelung und Festnahme der Diebe und Wieder-
erlangung der entwendeten Gegenstände eine Geldbelohnung
bis zu 5000 Mk. ausgesetzt.
* Erstem, 30. April. Vor einigen Tagen befand
sich eine hiesige Dienstmagd auf dem Felde und haut
während der Arbeit ihre Schürze abgebunden, und unweit
ihrer Arbeitsstelle auf die Erde gelegt. Während ihrer
Arbeit blickte die Magd zufällig auf und sah zu ih^M
Schrecken, wie ein Storch mit ihrer Schürze (ein Ge-
schenk ihres Liebsten vom letzten Jahrmarkt her) im SchnabA
davonflog. Alles Lamentiren und Rufen half nichts, der
Storch flog mit seinem Raube dem Neste zu, welches M
auf dem Hause „Gasthaus zur Krone" befindet.
hat man dem Spitzbuben, dann später seinen Raub abge-
jagt und die Bestohlene befindet sich wieder im Besitzt
ihrer Schürze. Ob der Storch die Schürze als Unterlagt
oder mit Rücksicht auf die rauhe Witterung als Zudeckt
für seine Jungen verwenden wollte, konnte nicht aufgt-
klärt werden. ,
* Aus Baden, 2. Mai. Vom obersten Stockwe)
eines Neubaues in Baden (Gernsbacherstraße) fiel tw
junger Speisträger herab und erlitt schwere innere U""
äußere Verletzungen. — In Gut ach ist das An-
wesen des Kürner abgebrannt. Der Ochsenwirth daseW'
der während des Brandes einen Zaun mit dem Be>
umhauen wollte, traf sein eigenes Knie und verwun-
dete sich dabei bedeutend. — In Obcralpfen, AW
Waldshut, ist das Wohn- und Oeconomiegebäude de»
Zimmermanns Fridolin Köpfer abgebrannt. Gesaunm-
schaden 11000 Mk. Fünftel und Fahrnisse sind versichern
— In Freiburg verunglückte auf der Straße ein nn
Wein beladener Wagen, wobei etwa ein Hektoliter Wer"
auslief, der größtentheils von der allzeit fertigen Gasse"
jugend in Gefäßen und Kopfbedeckungen aufgefangen wurdn
— Zum Bürgermeister in Hüffenhard wurde Land'
wirth Gustav Adolf Sigmann gewählt.
Vermischtes.
— Berlin, 30. April Die längst ersehnte Fr^
gebung des Dreiradfahrens und Vierradfahrens in den
Straßen Berlins ist nun erfolgt. Unter den Bicyclisie"
herrscht Jubel, denn sie meinen, und wohl mit Recht, daß
es sich hier zunächst um einen Versuch handelt, dem, wenn
er sich bewährt, auch die Freigabe des Zweirades w
nicht allzu ferner Zeit folgen wird. ..
— (Treue eines Pferdes.) Aus Kirchberg ww
folgender Vorfall berichtet. Der Besitzer eines Hengs"
hatte kurz vor seinem Ort das Unglück, von dem Pfero
zu fallen und sich einen doppelten Beinbruch zuzuziehew
so daß er auf der Stelle liegen blieb. Seine HflfltÄ,
wurden, da es Nacht war, nicht gehört. Das Pferd "i
nach Hause und wieherte, bis die Angehörigen seit"
Herrn aus dem Schlaf erwacht waren. Als man da
Fehlen des Herrn bemerkte, versuchte man das Pferd eiw
zufangen, doch das Thier war nicht in den Stall ö
bringen, kehrte vielmehr um und begleitete die Angehörige
zu der Unglücksstelle, wo es stehen blieb. Nun wur
der Reiter nach Hause getragen.
— Prag, 30. April. Gestern Nachmittag .entst""
in Montenegro's Menagerie eine furchtbare Panik.
Knabe spielte während der Production mit einem Taschew
spiegel, der Reflex veranlaßte einen Besucher zu dem Aus-
ruf „Feuer!", worauf ein entsetzliches Gedränge entsta" '
in welchem sechs Personen zu Boden getreten und sch"
verwundet wurden. i
— (Zur Disciplin im französischen Heer^l
Ein geradezu verblüffendes Zeugniß von der Wahrung df
Disciplin im französischen Heere bringt der „Soleil' i
einer seiner jüngsten Nummern. Am 15. Februar exen
cirte der Soldat Laplazi des 13. Linienregiments mit " '
dern Recruten unter Führung des Corporals Cochet. Au
Dummheit oder Böswilligkeit führt Laplazi die Komman-
dos des Corporals fortwährend falsch aus. Der Corpor
tritt an ihn heran, ergreift ihn an der Schulter und sch"
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