Spante».
Madrid, 12. Sept. Der spanische Admiral ver-
anstaltete zu Ehren der hiesigen Behörden an Bord des
Panzerschiffs „Numancia" ein Banket, bei welchem Trink-
sprüche auf die französ. Marine, sodann auf die Königin-
Regentin, den König, sowie auf die spanische Marine aus-
gebracht wurden.
Serbien.
Belgrad, 12. Sept. Heute wird der echte Wort-
laut der Einrede der Königin Natalie auf die
Ehescheidungsklage des Königs veröffentlicht. Einleitend
ergeht sich die Königin in Gefühlsausbrüchen, daß es dem
König, ihrem Gemahl, gefallen hat, sie von sich zu stoßen,
ihr den Sohn zu entreißen und sie, einem Verbrecher
gleich, aus dem Lande zu treiben, für dessen Größe und
Wohlergehen jeder Schlag ihres Herzens pulftre. Des
weiteren bestreitet die Königin, daß der König Gründe
angegeben habe, welche nach dem bürgerlichen Gesetze die
Ehescheidungsklage rechtfertigen könnten, und zeiht ihn
überdies des Vertragsbruches, weil er ihr den Sohn
gewaltsam entrissen habe; sie stehe aber vorläufig davon
ab, weil sie die Hoffnung auf endliche Aussöhnung noch
nicht aufgegeben. Sollte eine solche nicht möglich sein, so
werde sie mit allen gesetzlichen Mitteln ihre Rechte ver-
teidigen und darthun, daß die Gründe der Ehescheidung
für sie keine entehrenden gewesen sind. Die Königin unter-
zieht das Vorgehen des Konsistoriums einer schärfsten
Kritik und verweist auf die Ungesetzlichkeit, daß man Ver-
söhnungsgründe unterlassen hat und sie am persönlichen
Erscheinen verhindern wolle. Das Schreiben trägt die
Unterschrift: „Der heiligen orthodoxen Kirche getreue und
demüthige Tochter Natalie."
Arrßlasd.
Petersburg, 12. Srpt. Die „Nowosti" fahren fort,
eine Annäherung zwischen Oesterreich und Rußland zu be-
fürworten. — Der Czar feierte gestern seinen Namenstag
im Kreise der Chefs der Manövertruppen. Die Bevölke-
rung widmete dem Kaiserpaare ein Album des Cherson'schen
Gouvernements, sowie Früchte, Blumen und gestickte Hand-
tücher. Am kaiserlichen Frühstückstische nahm 350 Per-
sonen Theil. Die Manöver enden heute.
Aus Nah und Ferm.
* Mannheim, 12. Sept. Heute passirte hier auf
seiner ersten oberrheinischen Reise im Schlepptau eines
Disch'schen Doppelschraubendampfers, in reichem Flaggen-
schmuck, das derselben Firma gehörige Dreimasterschlepp-
schiff „Jetta", mit der enormen Ladung von 26 000 Ctr.
Kohlen nach Maxau bestimmt. Zahlreiche Fachleute ver-
folgten den imposanten Schleppzug mit großem Interesse.
* Mannheim, 12. Sept. Das Tabakversuchsfeld in
Käserthal wurde gestern von einer aus den Herren Unter-
staatssekretär Schraut, Ministerialrath Keefmann, Baron
Zorn von Bulach und dem Director der Kaiserlichen
Tabakmanufaktur Schmitter, bestehenden elsässischen Com-
mission besichtigt. Es sollen dem Vernehmen nach, wie
bei Mannheim, auch im Elsaß Tabakbau-Versuchsfelder
angelegt werden.
* Bammenthal, 12. Sept. Bei dem am letzten Samstag
stattgefundenen Transport des für die Tapetenfabrik Scherer
hier bestimmten neuen Dampfkessels von der Bahn nach
der Fabrik durchbrach die mit großen Steinplatten be-
stehende Ueberdeckung des durchfließenden Baches bei der
Krone in Bammenthal und versenkte das mit 400 Ctr.
beladene Fuhrwerk mehrere Fuß tief, so daß dasselbe nur
mit den größten Anstrengungen wieder gehoben werden
konnte.
* Epfenbach, 11. Sept. Heute Früh verschied einer
der ältesten Bürger der hiesigen Gemeinde. Herr Alt-
Malwine drückte zärtlich seinen Arm.
„Ich hoffe es auch, lieber Papa. Doch — wo ist
die neue Mama? Die schöne Schwester-Mutter, die zu
sehen ich so sehr begierig bin? Du sagtest mir doch, Papa,
immer, und immer wieder, daß sie es gar nicht erwarten
könne, mich zu Hause zu bewillkommnen?"
Ein Blick zärtlichster Liebe antwortete ihr.
Kaum waren diese Worte beendet, als sich das Rauschen
eines Schleppkleides außerhalb der Thür vernehmen ließ,
und einen Augenblick später trat Mrs. Nollis in ausge-
suchter Morgentoilette, von weißem Piqus mit Spitzen
und rothen Bändern verziert, ein, — das schönste weib-
liche Geschöpf, das Malwine je gesehen hatte, — schöner,
als sie überhaupt geglaubt, daß ein Weib sein könne.
Sie kam direct auf Malwine zu, Mr. Nollis trat
vor und stellte sie mit stolzem, glücklichem Lächeln vor:
„Dies ist deine schwesterliche Mutter, meine liebe
Malwine. Marianne, mein Herz, das ist meine Tochter."
Malwine wandte ihr süßes, liebes Gesicht Mrs.
Nollis zu und reichte ihr die Hand zum Gruße. MrS.
Nollis nahm die gebotene Hand und küßte des Mädchens
rosige Wange.
„Ich kann es nicht sagen, wie sehr ich mich freue,
Dich zu Hause zu bewillkommnen, meine theure Malwine.
Doch — ich bin so überrascht, eine vollkommen erwachsene
junge Dame vor mir zu sehen", sie lächelte Malwine zu,
und wandte sich dann freundlich zu ihrem Gatten: Du
machtest mir immer den Eindruck, als ob Malwine noch
ein kleines Mädchen sei."
„Sie hat auch mich überrascht; sie hat sich sehr schnell
und — sehr reizend entwickelt."
„Das ist sicherlich ein wünscheuswerther Fehler, meine
liebe Malwine."
Marianne hatte Malwine, wenn auch anscheinend
flüchtig, doch gründlich in Augenschein genommen, und
sprach nicht mehr als die Wahrheit, als sie ihr Erstaunen
über Malwines Erscheinung ausdrückte.
(Fortsetzung folgt.)
rößlewirth Johannes Ernst, er hat ein Alter von nahezu
81 Jahren erreicht. Obwohl in letzter Zeit stets etwas
leidend, erfreute er sich doch bis zum letzten Augenblicke
einer seltenen Frische des Geistes. Möge er nach seiner
langen irdischen Laufbahn dort über den Sternen die ver-
diente Ruhe finden.
* Eschelbronn, 11. Sept. Er hat die Werte ge-
wonnen, der alte Schreinermeister Geiger von hier. Am
Sonntag Mittag ist derselbe von seiner Reise nach Amerika
wieder wohlbehalten hier angekommen. Sein Aussehen
gleicht dem eines achtzehnjährigen. — Unsere Kirchweihe
ist gut verlaufen.
* Eschelbach, 12. Sept. Das Almendobst hier hat
bei der gestrigen Versteigerung 970 Mk. ergeben.
Eberbach, 12. Sept. Am Montag fand hier die
staatliche Viehprämiirung statt. Es wurden im Ganzen
von 5 Gemeinden 5 Farren und aus 15 Gemeinden von
59 Besitzern 62 Kühe angemcldet. Zur Vorführung kamen
von 4 Gemeinden 4 Farren und aus 15 Gemeinden von
43 Besitzern 44 Kühe. — Es erhielten die Gemeinden
Mülben, Wagenschwend und Waldkatzenbach für Farren
je 50 Mark. Der Gemeinde Oberdielbach wurde ein
Weggeld von 10 Mark zugesprochen. — Für Kühe er-
hielten Prämien: Karl Ludwig Banschbach in Wagen-
schwend 100 Mk., Jakob Schölch, Straßenwart in Wald-
katzenbach 75 Mk., Jakob Schulz in Unterdielbach 75 Mk.,
Valentin Schäfer, Landwirth in Mülben 50 Mk., Heinrich
Ihrig I., Landwirth in Oberdielbach 50 Mk., Valentin
Schmitt III., Landwirth in Weisbach 50 Mk., Georg
Adam Neureuther, Landwirth in Waldkatzenbach 50 Mk.,
H Rappenau, 10. Sept. Gestern wurde das Ge-
meinveobst dahier versteigert und dabei ein Erlös von
2313 Mark erzielt. Gewiß eine schöne Summe, wenn
man in Betracht zieht, daß auf der ganzen Gemarkung
ein reicher Obstsegen noch vorhanden ist. Dieser Tage
hat sich ein Artikelschreiber dahin verstiegen, daß er be-
hauptete „Seit 30 Jahren war die Ernte nicht so schlecht
wie Heuer." Dem ist aber durchaus nicht so. Die Ernte
in Spelz, Waizen, Gerste und Roggen darf als Mittel-
ernte bezeichnet werden. Alles kam trocken in die Scheuern.
Der Hafer liefert, wie überall, einen reichlichen Ertrag.
Die Kartoffeln faulen und sind dem Engerlingfraß sehr
ausgesetzt und nur für diese Frucht darf eine schlechte
Ernte erwartet werden, doch wird dieser Ausfall durch
den reichen Obstsegen einigermaßen ersetzt werden.
X Neckarzimmern, 11. Sept. Herr Friedrich Fritz
wurde zum vierten Male zum Bürgermeister hiesiger Ge-
meinde gewählt. Er ist seit 18 Jahren ununterbrochen
Ortsvorstand hier. Von 81 wahlberechtigten Bürgern
haben 55 sich an der Wahl betheiligt und fielen dem Ge-
wählten 53 Stimmen zu. Derselbe erklärte sich zur An-
nahme seiner Wiederwahl bereit.
* Herbolzheim, 12. Sept. Vorgestern Abend 7 Uhr
ereignete sich im hiesigen Bahnhof ein Unglücksfall, dem
der 28jährige Wagenwärter Hammer zum Opfer fiel.
Derselbe koppelte an einem Güterzug, an welchem er bedienstet
war, einen Wagen an und gab selbst, während er noch
zwischen den Wagen stand, das Signal zum Wegfahren.
Beim Herausspringen blieb er an einer Weiche hängen
und fiel so unglücklich, daß ihm von dem Zuge der linke
Arm und Fuß abgefahren wurde. In Folge der gräß-
lichen Verwundungen und des starken Blutverlustes starb
der Verunglückte noch an demselben Abend im Spital in
Kenzingen.
* Osterburken, 11. Sept. Bei dem gegenwärtig in
hiesiger Gegend stattfindenden Manöver badischer Truppen-
theile ereignete sich ein sehr bedauerlicher Unglücksfall, in-
dem eine Batterie schwerer Geschütze auf zu nahe Ent-
fernung Feuer auf sich nähernde Cavallerie gab. Mehrere
Pferde wurden stark verletzt und cs mußten zwei davon
gleich getödtet werden; ein Reiter brach das Bein, ein
anderer wurde im Gesicht stark verwundet. Die beiden
Verwundeten wurden sofort in's Hospital verbracht.
j Tauberbischofsheim, 12. Sept. Bei der gestrigen
Aufnahmsprüfung in die Präparandenschule haben sich für
beide Kurse zusammen nur 27 Schüler eingefunden. Diese
im Vergleich zu den früheren Jahren äußerst schwache
Betheiligung mag als ein Zeichen der Zeit betrachtet
werden!
* Noßig (Amt Wertheim), 11. Sept. Vergangene
Nacht wurden wir durch Feuerlärm aufgeschreckt. Auf dem
fürstlichen Hofe Oedgesöß, war eine erst im Vorjahre durch
Blitzschlag eingeäscherte und deßhalb neuaufgebaute Scheune
auf unerklärliche Weise in Brand gerathen. Wäre nicht
eine solide Brandmauer bei dem Neubau errichtet worden,
so würde das ganze Anwesen ein Raub der Flammen ge-
worden sein, so ist bloS ein Theil zerstört. In der ab-
gebrannten Scheune hatten sechs Landwirthe von hier ihre
Ernte geborgen, welche vollständig vernichtet wurde. Zum
Glück sind die Beschädigten versichert.
L Bargen, 11. Sept. Mit Ausnahme von einem
kleinen Theil Hafer ist unsere Ernte glücklich unter Dach
und Fach. Im Allgemeinen ist sie qualitativ und quanti-
tativ befriedigend ausgefallen, namentlich der Hafer. Die
Oehmdernte fiel geringer aus; übel steht es mit Kar-
toffeln und Tabak. Oft findet man auch keine einzige
gute Kartoffel mehr an einem Stock. Der Tabak litt an-
fänglich an großer Trockenheit, zuletzt an zu großer
Feuchtigkeit, weßhalb er in seiner Entwickelung zurückblieb.
Bessere Hoffnung gewähren die Weinberge. Verhält sich
die Witterung noch einige Tage warm, so wird der dies-
jährige „Neue" immerhin noch ziemlich gut ausfallen.
Aepfel und Birnen gibt es reichlich. Bei der gestern hier
stattgefundenen Gemeinde-Obstversteigerung wurden 353 Mk.
erlöst und stellt sich der Centner im Durchschnitt auf 4 Mk.
Wilhelm Schmitt, Landwirth in Weisbach, 50 Mk., Adam
Schmelzer in Rockenau 50 Mk., Karl Reinhard in Schön-
brunn 50 Mk., Josef Banschbach in Wagenschwend 50 Mk.,
Valentin Schmitt I in Weisbach 50 Mk. Weggeld be-
kamen: Karl Wilhelm Banschbach in Wagenschwend 15 Mk.,
Franz Josef Schmitt in Waldkatzenbach 10 Mk., Wilhelm
Weiß in Mülben 10 Mk., Georg Göhrig III in Moos-
brunn 10 Mk., Philipp Heiß in Moosbrunn 10 Mk-,
Karl Heß in Schönbrunn 10 Mk., Ernst Haffner in
Schwanheim 10 Mk., Adam Hagendorn in Strümpelbrunn
10 Mk., Wilhelm Beck in Pleutersbach 5 Mk-, Adam
Schmitt in Oberdielbach 5 Mk., Jakob Haas I in Ober-
dielbach 5 Mk., Jakob Helm in Pleutersbach 5 Mk.
* Aus der Pfalz, 12. Sept. Das Jahresfest des
pfälzischen -liberalen Missionsvereins wird am 26. Sept-
in Frankenthal stattsindcn. — Vom 1. Januar 1889 ab
soll in Neustadt den Inhabern von Gasmotoren auf das
zum Betrieb derselben erforderliche Gas ein Rabatt von
20 pCt. gewährt werden.
* Wehr, 11. Sept. Ein Arbeiter der Karl Lenz'schcn
Papierfabrik fand heute früh im Gewerbekanal die Leiche
eines jungen Mannes am Rechen hängen. Da der Er-
trunkene, wie man sagt, mit der fallenden Krankheit be-
haftet war, so liegt hier jedenfalls ein Unglücksfall vor.
* Mainz, 12. Sept. Die wegen Todtschlags an dem
Feldwebel Hübner verhafteten vier Personen Krämer, Im-
perial, Schultheiß und Eorum, der erstere von Nieder-
Olm und die letzteren von Ober-Olm, haben nunmehr der
Staatsanwaltschaft und der Untersuchungsbehörde ein völ-
liges Geständniß abgelegt.
* Coblenz, 10. Sept. Die durch Wolkenbrüche aN-
gerichteten Schäden lassen sich nunmehr zum Theil über-
setzen. Der Verlust im Kreise Kreuznach beziffert sich auf
eine Million, im Kreise Ahrweiler auf etwa eine halbe
Million, im Kreise Mayen auf etwa 2—300000 Mark.
Die Kreise St. Goar und Adenau sind nicht minder hart
betroffen. Die Sammlungen zu Gunsten der Geschädigten
haben sehr erfreuliche Ergebnisse gehabt, dennoch wird die
Provinz zur Instandsetzung der Wege und Brücken die
Gemeinden unterstützen müssen, obschon auch für die Pro-
vinzialstraßen voraussichtlich bedeutende Summen aufzU-
wenden sind._
Vermischtes.
— Bern, 11. Sept, Im Engadin sind in Folge
von Regengüssen Ueberschwemmungen und Felsenstürze ein-
getreten. St. Moritz steht unter Wasser. Die Brücke
bei Filisur ist weggerissen worden.
— Innsbruck, 11. Sept. Es werden weitere
Zerstörungen durch das Hochwasser gemeldet. Abermalige
Dammbrüche haben stattgefunden und der Bahnverkehr
vom Süden her ist in Folge dessen nur noch bis Roveredo
möglich. Auch die nächst dem Inn gelegenen Stadttheile
Innsbrucks selbst find überschwemmt.
— Verona, 12. Sept. Durch den anhaltenden
Regen wurden weitere Straßen der Stadt überschwemmt-
Die Umgebung ist gänzlich unter Wasser; die Dämme
litten bisher keinen Schaden. Anläßlich der sehr beun-
ruhigenden Nachrichten aus Trient trafen die Behörden
die größten Vorsichtsmaßregeln.
— fDie Tournüre als .. . Rettungs-Boll-
werk.j Die Gattin des in der Gneiscnaustraße in Berlin
wohnenden Beamten W. stand dieser Tage plaudernd vor
dem Hausthor, als plötzlich aus dritten der Etage, in welcher
die dienstbaren Geister mit „Groß-Retnmachen" beschäftigt
waren, ein Fensterflügel hcrniedersauste, der Frau W-
an der Rückseite mit solcher Wucht traf, daß sie zu Boden
geschlagen wurde. Entsetzt sprangen die Zeugen dieser
„Ueberraschung" hinzu, um der vermeintlich Schwerver-
letzten, die in einem Gewirr von Glasscheiben lag, Hilst
zu leisten. Bevor sie aber noch Hand an sie gelegt, hatte
die Frau selbst sich vom Boden erhoben und eilte schel-
tend ins Haus, um die so achtlos Hantirenden zur Rede
zu stellen. Sie war unverletzt geblieben; ihr umfang-
reiches Cul hatte die Wucht des Stoßes glücklich parirt
und die Trägerin vor schwerem Schaden bewahrt.
—- sDas verschluckte Gebiß.j Bei einem
Specialarzt in Breslau fand sich, wie der „Schl. Ztg-'
mitgetheilt wird, dieser Tage ein Bauer aus der Gegend
von Obernigk ein mit dem Bemerken, „daß er vor 1^
Tagen in einem feuchten Zimmer geschlafen und seitdem
Schlingbeschwerden habe." Im Verlaufe des Kranken-
Examens stellte es sich heraus, daß der Mann seit jener
Nacht auch sein künstliches Gebiß (vier Oberzähne und
Kautschukplstte) vermisse. Die weitere Untersuchung steckte
fest, daß das Gebiß in der Speiseröhre des Mannes,
Centimeter unterhalb der Mundöffnung festsitzt, also zweifel-
los vor 14 Tagen im Schlafe verschluckt worden ist. Daß
der Leidende seitdem nur flüssige Nahrung zu sich nehmen
konnte, schrieb er der Einwirkung des Schlafens in einem
feuchten Zimmer zu (!). Er suchte jetzt zum ersten Male
in dieser Angelegenheit einen Arzt auf, da er bisher
größere Beschwerden — abgerechnet einen dumpfen Schmerz
in der Mitte der Brust — nicht empfunden hat. Durch
eine Operation ist der Leidende nunmehr von seinem be-
denklichen Uebel befreit worden. Nachdem bei dem Manne
zwei Mal eine Stunde lange Versuche gemacht worden
waren, das Gebiß auf dem natürlichen Wege aus der
Speiseröhre zu entfernen, mußte zur Vornahme des seltenen
Speiseröhrenschnittes geschritten werden. Als hinter dem
inneren Ende des linken Schlüsselbeins in der Tiefe des
Halses, so berichtet die „Schieß Ztg.", die Speiseröhre
erreicht und geöffnet worden war, ließ sich nach abwärts
das Gebiß auf 7 Centimeter Entfernung fühlen und nm
starker Zange fassen. Von diesem Zeitpunkt ab dauert
es immer noch eine halbe Stunde, bis der außerordentlutz
feststtzende Gegenstand zu Tage gefördert werden konnte-
Die Operation dauerte unter Chloroformbetäubung u"
Ganzen 1^ Stunden. Das Gebiß enthält die vier oberen
mittleren Zähne, hat einen größten Längsdurchmesser von
31/2 Centimeter, aber nur einen größten Querdurchmesser
Madrid, 12. Sept. Der spanische Admiral ver-
anstaltete zu Ehren der hiesigen Behörden an Bord des
Panzerschiffs „Numancia" ein Banket, bei welchem Trink-
sprüche auf die französ. Marine, sodann auf die Königin-
Regentin, den König, sowie auf die spanische Marine aus-
gebracht wurden.
Serbien.
Belgrad, 12. Sept. Heute wird der echte Wort-
laut der Einrede der Königin Natalie auf die
Ehescheidungsklage des Königs veröffentlicht. Einleitend
ergeht sich die Königin in Gefühlsausbrüchen, daß es dem
König, ihrem Gemahl, gefallen hat, sie von sich zu stoßen,
ihr den Sohn zu entreißen und sie, einem Verbrecher
gleich, aus dem Lande zu treiben, für dessen Größe und
Wohlergehen jeder Schlag ihres Herzens pulftre. Des
weiteren bestreitet die Königin, daß der König Gründe
angegeben habe, welche nach dem bürgerlichen Gesetze die
Ehescheidungsklage rechtfertigen könnten, und zeiht ihn
überdies des Vertragsbruches, weil er ihr den Sohn
gewaltsam entrissen habe; sie stehe aber vorläufig davon
ab, weil sie die Hoffnung auf endliche Aussöhnung noch
nicht aufgegeben. Sollte eine solche nicht möglich sein, so
werde sie mit allen gesetzlichen Mitteln ihre Rechte ver-
teidigen und darthun, daß die Gründe der Ehescheidung
für sie keine entehrenden gewesen sind. Die Königin unter-
zieht das Vorgehen des Konsistoriums einer schärfsten
Kritik und verweist auf die Ungesetzlichkeit, daß man Ver-
söhnungsgründe unterlassen hat und sie am persönlichen
Erscheinen verhindern wolle. Das Schreiben trägt die
Unterschrift: „Der heiligen orthodoxen Kirche getreue und
demüthige Tochter Natalie."
Arrßlasd.
Petersburg, 12. Srpt. Die „Nowosti" fahren fort,
eine Annäherung zwischen Oesterreich und Rußland zu be-
fürworten. — Der Czar feierte gestern seinen Namenstag
im Kreise der Chefs der Manövertruppen. Die Bevölke-
rung widmete dem Kaiserpaare ein Album des Cherson'schen
Gouvernements, sowie Früchte, Blumen und gestickte Hand-
tücher. Am kaiserlichen Frühstückstische nahm 350 Per-
sonen Theil. Die Manöver enden heute.
Aus Nah und Ferm.
* Mannheim, 12. Sept. Heute passirte hier auf
seiner ersten oberrheinischen Reise im Schlepptau eines
Disch'schen Doppelschraubendampfers, in reichem Flaggen-
schmuck, das derselben Firma gehörige Dreimasterschlepp-
schiff „Jetta", mit der enormen Ladung von 26 000 Ctr.
Kohlen nach Maxau bestimmt. Zahlreiche Fachleute ver-
folgten den imposanten Schleppzug mit großem Interesse.
* Mannheim, 12. Sept. Das Tabakversuchsfeld in
Käserthal wurde gestern von einer aus den Herren Unter-
staatssekretär Schraut, Ministerialrath Keefmann, Baron
Zorn von Bulach und dem Director der Kaiserlichen
Tabakmanufaktur Schmitter, bestehenden elsässischen Com-
mission besichtigt. Es sollen dem Vernehmen nach, wie
bei Mannheim, auch im Elsaß Tabakbau-Versuchsfelder
angelegt werden.
* Bammenthal, 12. Sept. Bei dem am letzten Samstag
stattgefundenen Transport des für die Tapetenfabrik Scherer
hier bestimmten neuen Dampfkessels von der Bahn nach
der Fabrik durchbrach die mit großen Steinplatten be-
stehende Ueberdeckung des durchfließenden Baches bei der
Krone in Bammenthal und versenkte das mit 400 Ctr.
beladene Fuhrwerk mehrere Fuß tief, so daß dasselbe nur
mit den größten Anstrengungen wieder gehoben werden
konnte.
* Epfenbach, 11. Sept. Heute Früh verschied einer
der ältesten Bürger der hiesigen Gemeinde. Herr Alt-
Malwine drückte zärtlich seinen Arm.
„Ich hoffe es auch, lieber Papa. Doch — wo ist
die neue Mama? Die schöne Schwester-Mutter, die zu
sehen ich so sehr begierig bin? Du sagtest mir doch, Papa,
immer, und immer wieder, daß sie es gar nicht erwarten
könne, mich zu Hause zu bewillkommnen?"
Ein Blick zärtlichster Liebe antwortete ihr.
Kaum waren diese Worte beendet, als sich das Rauschen
eines Schleppkleides außerhalb der Thür vernehmen ließ,
und einen Augenblick später trat Mrs. Nollis in ausge-
suchter Morgentoilette, von weißem Piqus mit Spitzen
und rothen Bändern verziert, ein, — das schönste weib-
liche Geschöpf, das Malwine je gesehen hatte, — schöner,
als sie überhaupt geglaubt, daß ein Weib sein könne.
Sie kam direct auf Malwine zu, Mr. Nollis trat
vor und stellte sie mit stolzem, glücklichem Lächeln vor:
„Dies ist deine schwesterliche Mutter, meine liebe
Malwine. Marianne, mein Herz, das ist meine Tochter."
Malwine wandte ihr süßes, liebes Gesicht Mrs.
Nollis zu und reichte ihr die Hand zum Gruße. MrS.
Nollis nahm die gebotene Hand und küßte des Mädchens
rosige Wange.
„Ich kann es nicht sagen, wie sehr ich mich freue,
Dich zu Hause zu bewillkommnen, meine theure Malwine.
Doch — ich bin so überrascht, eine vollkommen erwachsene
junge Dame vor mir zu sehen", sie lächelte Malwine zu,
und wandte sich dann freundlich zu ihrem Gatten: Du
machtest mir immer den Eindruck, als ob Malwine noch
ein kleines Mädchen sei."
„Sie hat auch mich überrascht; sie hat sich sehr schnell
und — sehr reizend entwickelt."
„Das ist sicherlich ein wünscheuswerther Fehler, meine
liebe Malwine."
Marianne hatte Malwine, wenn auch anscheinend
flüchtig, doch gründlich in Augenschein genommen, und
sprach nicht mehr als die Wahrheit, als sie ihr Erstaunen
über Malwines Erscheinung ausdrückte.
(Fortsetzung folgt.)
rößlewirth Johannes Ernst, er hat ein Alter von nahezu
81 Jahren erreicht. Obwohl in letzter Zeit stets etwas
leidend, erfreute er sich doch bis zum letzten Augenblicke
einer seltenen Frische des Geistes. Möge er nach seiner
langen irdischen Laufbahn dort über den Sternen die ver-
diente Ruhe finden.
* Eschelbronn, 11. Sept. Er hat die Werte ge-
wonnen, der alte Schreinermeister Geiger von hier. Am
Sonntag Mittag ist derselbe von seiner Reise nach Amerika
wieder wohlbehalten hier angekommen. Sein Aussehen
gleicht dem eines achtzehnjährigen. — Unsere Kirchweihe
ist gut verlaufen.
* Eschelbach, 12. Sept. Das Almendobst hier hat
bei der gestrigen Versteigerung 970 Mk. ergeben.
Eberbach, 12. Sept. Am Montag fand hier die
staatliche Viehprämiirung statt. Es wurden im Ganzen
von 5 Gemeinden 5 Farren und aus 15 Gemeinden von
59 Besitzern 62 Kühe angemcldet. Zur Vorführung kamen
von 4 Gemeinden 4 Farren und aus 15 Gemeinden von
43 Besitzern 44 Kühe. — Es erhielten die Gemeinden
Mülben, Wagenschwend und Waldkatzenbach für Farren
je 50 Mark. Der Gemeinde Oberdielbach wurde ein
Weggeld von 10 Mark zugesprochen. — Für Kühe er-
hielten Prämien: Karl Ludwig Banschbach in Wagen-
schwend 100 Mk., Jakob Schölch, Straßenwart in Wald-
katzenbach 75 Mk., Jakob Schulz in Unterdielbach 75 Mk.,
Valentin Schäfer, Landwirth in Mülben 50 Mk., Heinrich
Ihrig I., Landwirth in Oberdielbach 50 Mk., Valentin
Schmitt III., Landwirth in Weisbach 50 Mk., Georg
Adam Neureuther, Landwirth in Waldkatzenbach 50 Mk.,
H Rappenau, 10. Sept. Gestern wurde das Ge-
meinveobst dahier versteigert und dabei ein Erlös von
2313 Mark erzielt. Gewiß eine schöne Summe, wenn
man in Betracht zieht, daß auf der ganzen Gemarkung
ein reicher Obstsegen noch vorhanden ist. Dieser Tage
hat sich ein Artikelschreiber dahin verstiegen, daß er be-
hauptete „Seit 30 Jahren war die Ernte nicht so schlecht
wie Heuer." Dem ist aber durchaus nicht so. Die Ernte
in Spelz, Waizen, Gerste und Roggen darf als Mittel-
ernte bezeichnet werden. Alles kam trocken in die Scheuern.
Der Hafer liefert, wie überall, einen reichlichen Ertrag.
Die Kartoffeln faulen und sind dem Engerlingfraß sehr
ausgesetzt und nur für diese Frucht darf eine schlechte
Ernte erwartet werden, doch wird dieser Ausfall durch
den reichen Obstsegen einigermaßen ersetzt werden.
X Neckarzimmern, 11. Sept. Herr Friedrich Fritz
wurde zum vierten Male zum Bürgermeister hiesiger Ge-
meinde gewählt. Er ist seit 18 Jahren ununterbrochen
Ortsvorstand hier. Von 81 wahlberechtigten Bürgern
haben 55 sich an der Wahl betheiligt und fielen dem Ge-
wählten 53 Stimmen zu. Derselbe erklärte sich zur An-
nahme seiner Wiederwahl bereit.
* Herbolzheim, 12. Sept. Vorgestern Abend 7 Uhr
ereignete sich im hiesigen Bahnhof ein Unglücksfall, dem
der 28jährige Wagenwärter Hammer zum Opfer fiel.
Derselbe koppelte an einem Güterzug, an welchem er bedienstet
war, einen Wagen an und gab selbst, während er noch
zwischen den Wagen stand, das Signal zum Wegfahren.
Beim Herausspringen blieb er an einer Weiche hängen
und fiel so unglücklich, daß ihm von dem Zuge der linke
Arm und Fuß abgefahren wurde. In Folge der gräß-
lichen Verwundungen und des starken Blutverlustes starb
der Verunglückte noch an demselben Abend im Spital in
Kenzingen.
* Osterburken, 11. Sept. Bei dem gegenwärtig in
hiesiger Gegend stattfindenden Manöver badischer Truppen-
theile ereignete sich ein sehr bedauerlicher Unglücksfall, in-
dem eine Batterie schwerer Geschütze auf zu nahe Ent-
fernung Feuer auf sich nähernde Cavallerie gab. Mehrere
Pferde wurden stark verletzt und cs mußten zwei davon
gleich getödtet werden; ein Reiter brach das Bein, ein
anderer wurde im Gesicht stark verwundet. Die beiden
Verwundeten wurden sofort in's Hospital verbracht.
j Tauberbischofsheim, 12. Sept. Bei der gestrigen
Aufnahmsprüfung in die Präparandenschule haben sich für
beide Kurse zusammen nur 27 Schüler eingefunden. Diese
im Vergleich zu den früheren Jahren äußerst schwache
Betheiligung mag als ein Zeichen der Zeit betrachtet
werden!
* Noßig (Amt Wertheim), 11. Sept. Vergangene
Nacht wurden wir durch Feuerlärm aufgeschreckt. Auf dem
fürstlichen Hofe Oedgesöß, war eine erst im Vorjahre durch
Blitzschlag eingeäscherte und deßhalb neuaufgebaute Scheune
auf unerklärliche Weise in Brand gerathen. Wäre nicht
eine solide Brandmauer bei dem Neubau errichtet worden,
so würde das ganze Anwesen ein Raub der Flammen ge-
worden sein, so ist bloS ein Theil zerstört. In der ab-
gebrannten Scheune hatten sechs Landwirthe von hier ihre
Ernte geborgen, welche vollständig vernichtet wurde. Zum
Glück sind die Beschädigten versichert.
L Bargen, 11. Sept. Mit Ausnahme von einem
kleinen Theil Hafer ist unsere Ernte glücklich unter Dach
und Fach. Im Allgemeinen ist sie qualitativ und quanti-
tativ befriedigend ausgefallen, namentlich der Hafer. Die
Oehmdernte fiel geringer aus; übel steht es mit Kar-
toffeln und Tabak. Oft findet man auch keine einzige
gute Kartoffel mehr an einem Stock. Der Tabak litt an-
fänglich an großer Trockenheit, zuletzt an zu großer
Feuchtigkeit, weßhalb er in seiner Entwickelung zurückblieb.
Bessere Hoffnung gewähren die Weinberge. Verhält sich
die Witterung noch einige Tage warm, so wird der dies-
jährige „Neue" immerhin noch ziemlich gut ausfallen.
Aepfel und Birnen gibt es reichlich. Bei der gestern hier
stattgefundenen Gemeinde-Obstversteigerung wurden 353 Mk.
erlöst und stellt sich der Centner im Durchschnitt auf 4 Mk.
Wilhelm Schmitt, Landwirth in Weisbach, 50 Mk., Adam
Schmelzer in Rockenau 50 Mk., Karl Reinhard in Schön-
brunn 50 Mk., Josef Banschbach in Wagenschwend 50 Mk.,
Valentin Schmitt I in Weisbach 50 Mk. Weggeld be-
kamen: Karl Wilhelm Banschbach in Wagenschwend 15 Mk.,
Franz Josef Schmitt in Waldkatzenbach 10 Mk., Wilhelm
Weiß in Mülben 10 Mk., Georg Göhrig III in Moos-
brunn 10 Mk., Philipp Heiß in Moosbrunn 10 Mk-,
Karl Heß in Schönbrunn 10 Mk., Ernst Haffner in
Schwanheim 10 Mk., Adam Hagendorn in Strümpelbrunn
10 Mk., Wilhelm Beck in Pleutersbach 5 Mk-, Adam
Schmitt in Oberdielbach 5 Mk., Jakob Haas I in Ober-
dielbach 5 Mk., Jakob Helm in Pleutersbach 5 Mk.
* Aus der Pfalz, 12. Sept. Das Jahresfest des
pfälzischen -liberalen Missionsvereins wird am 26. Sept-
in Frankenthal stattsindcn. — Vom 1. Januar 1889 ab
soll in Neustadt den Inhabern von Gasmotoren auf das
zum Betrieb derselben erforderliche Gas ein Rabatt von
20 pCt. gewährt werden.
* Wehr, 11. Sept. Ein Arbeiter der Karl Lenz'schcn
Papierfabrik fand heute früh im Gewerbekanal die Leiche
eines jungen Mannes am Rechen hängen. Da der Er-
trunkene, wie man sagt, mit der fallenden Krankheit be-
haftet war, so liegt hier jedenfalls ein Unglücksfall vor.
* Mainz, 12. Sept. Die wegen Todtschlags an dem
Feldwebel Hübner verhafteten vier Personen Krämer, Im-
perial, Schultheiß und Eorum, der erstere von Nieder-
Olm und die letzteren von Ober-Olm, haben nunmehr der
Staatsanwaltschaft und der Untersuchungsbehörde ein völ-
liges Geständniß abgelegt.
* Coblenz, 10. Sept. Die durch Wolkenbrüche aN-
gerichteten Schäden lassen sich nunmehr zum Theil über-
setzen. Der Verlust im Kreise Kreuznach beziffert sich auf
eine Million, im Kreise Ahrweiler auf etwa eine halbe
Million, im Kreise Mayen auf etwa 2—300000 Mark.
Die Kreise St. Goar und Adenau sind nicht minder hart
betroffen. Die Sammlungen zu Gunsten der Geschädigten
haben sehr erfreuliche Ergebnisse gehabt, dennoch wird die
Provinz zur Instandsetzung der Wege und Brücken die
Gemeinden unterstützen müssen, obschon auch für die Pro-
vinzialstraßen voraussichtlich bedeutende Summen aufzU-
wenden sind._
Vermischtes.
— Bern, 11. Sept, Im Engadin sind in Folge
von Regengüssen Ueberschwemmungen und Felsenstürze ein-
getreten. St. Moritz steht unter Wasser. Die Brücke
bei Filisur ist weggerissen worden.
— Innsbruck, 11. Sept. Es werden weitere
Zerstörungen durch das Hochwasser gemeldet. Abermalige
Dammbrüche haben stattgefunden und der Bahnverkehr
vom Süden her ist in Folge dessen nur noch bis Roveredo
möglich. Auch die nächst dem Inn gelegenen Stadttheile
Innsbrucks selbst find überschwemmt.
— Verona, 12. Sept. Durch den anhaltenden
Regen wurden weitere Straßen der Stadt überschwemmt-
Die Umgebung ist gänzlich unter Wasser; die Dämme
litten bisher keinen Schaden. Anläßlich der sehr beun-
ruhigenden Nachrichten aus Trient trafen die Behörden
die größten Vorsichtsmaßregeln.
— fDie Tournüre als .. . Rettungs-Boll-
werk.j Die Gattin des in der Gneiscnaustraße in Berlin
wohnenden Beamten W. stand dieser Tage plaudernd vor
dem Hausthor, als plötzlich aus dritten der Etage, in welcher
die dienstbaren Geister mit „Groß-Retnmachen" beschäftigt
waren, ein Fensterflügel hcrniedersauste, der Frau W-
an der Rückseite mit solcher Wucht traf, daß sie zu Boden
geschlagen wurde. Entsetzt sprangen die Zeugen dieser
„Ueberraschung" hinzu, um der vermeintlich Schwerver-
letzten, die in einem Gewirr von Glasscheiben lag, Hilst
zu leisten. Bevor sie aber noch Hand an sie gelegt, hatte
die Frau selbst sich vom Boden erhoben und eilte schel-
tend ins Haus, um die so achtlos Hantirenden zur Rede
zu stellen. Sie war unverletzt geblieben; ihr umfang-
reiches Cul hatte die Wucht des Stoßes glücklich parirt
und die Trägerin vor schwerem Schaden bewahrt.
—- sDas verschluckte Gebiß.j Bei einem
Specialarzt in Breslau fand sich, wie der „Schl. Ztg-'
mitgetheilt wird, dieser Tage ein Bauer aus der Gegend
von Obernigk ein mit dem Bemerken, „daß er vor 1^
Tagen in einem feuchten Zimmer geschlafen und seitdem
Schlingbeschwerden habe." Im Verlaufe des Kranken-
Examens stellte es sich heraus, daß der Mann seit jener
Nacht auch sein künstliches Gebiß (vier Oberzähne und
Kautschukplstte) vermisse. Die weitere Untersuchung steckte
fest, daß das Gebiß in der Speiseröhre des Mannes,
Centimeter unterhalb der Mundöffnung festsitzt, also zweifel-
los vor 14 Tagen im Schlafe verschluckt worden ist. Daß
der Leidende seitdem nur flüssige Nahrung zu sich nehmen
konnte, schrieb er der Einwirkung des Schlafens in einem
feuchten Zimmer zu (!). Er suchte jetzt zum ersten Male
in dieser Angelegenheit einen Arzt auf, da er bisher
größere Beschwerden — abgerechnet einen dumpfen Schmerz
in der Mitte der Brust — nicht empfunden hat. Durch
eine Operation ist der Leidende nunmehr von seinem be-
denklichen Uebel befreit worden. Nachdem bei dem Manne
zwei Mal eine Stunde lange Versuche gemacht worden
waren, das Gebiß auf dem natürlichen Wege aus der
Speiseröhre zu entfernen, mußte zur Vornahme des seltenen
Speiseröhrenschnittes geschritten werden. Als hinter dem
inneren Ende des linken Schlüsselbeins in der Tiefe des
Halses, so berichtet die „Schieß Ztg.", die Speiseröhre
erreicht und geöffnet worden war, ließ sich nach abwärts
das Gebiß auf 7 Centimeter Entfernung fühlen und nm
starker Zange fassen. Von diesem Zeitpunkt ab dauert
es immer noch eine halbe Stunde, bis der außerordentlutz
feststtzende Gegenstand zu Tage gefördert werden konnte-
Die Operation dauerte unter Chloroformbetäubung u"
Ganzen 1^ Stunden. Das Gebiß enthält die vier oberen
mittleren Zähne, hat einen größten Längsdurchmesser von
31/2 Centimeter, aber nur einen größten Querdurchmesser