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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1888

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Nr. 231-256 (2. - 31. Oktober)
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v. Orff zum Besuch der sämmtlichen Prinzen des königl.
und des herzoglichen Hauses. Um 1 Uhr fand Frühstück
mit dem Prinzregenten statt und um 1^ Uhr fuhr der
Kaiser nach Nymphenburg zum Besuch der Königin Isabella
von Spanien, des Prinzen Ludwig Ferdinand und der
Herzogin von Genua. Für den Nachmittag ist eine Rund-
fahrt in der Stadt und Besuch der Ausstellungen geplant;
um 6 Uhr findet im Ballsaale des Festsaalbaues der Re-
sidenz große Prunktafel statt.
Hamburg, 2. Oct. Der Proceß Geffcken wird
als Landesverrathssache behandelt und dem Oberrerchs-
anwalt übergeben. Die Ankunft des OberreichSanwaltes
Tessendorf wird hier erwartet. Das Ergebniß der Vor-
untersuchung wird st- ig geheim gehalten. Die Beschlag-
nahme der für Professor Geffcken angekommenen Briefe ist
wieder aufgehoben worden. Das Gerücht, seine Ver-
wandten hätten für seine vorläufige Freilassung eine Caution
angeboten, und zwar vergeblich, sowie das Gerücht, die-
selben beabsichtigen ein Entmündungsverfahren, findet hier
keinen Glauben.
GKsterreiH-KstzKM.
Wien, 2. Oct. Das „Fremdenblatt" schreibt zur
„Friedensfahrt Kaiser Wilhelms": Von der Süd-
spitze Italiens bis zu den Küsten der nordischen Meere
reicht der große Friedcnsbund. Dies bedeutet die Rom-
fahrt, dies auch die Verleihung des StcphanSordens an
Crispi, keineswegs eine Kränkung des Papstthums. Wenn
der österreichische Kaiser nicht ebenfalls Rom besuchte, so
erklärt sich dies aus der dclicaten Stellung der Dynastie.
Die Frage ist aber längst auf das freundschaftlichste klar-
gestellt und ausgetragen. Die moralische und geistige Be-
deutung des Oberhauptes der katholischen Kirche hat durch
die Einigung Italiens keinen Abbruch erlitten. Das ge-
meinsame Wirken und Zusammenhalten der
beidenStaaten und Herrscherhäuser aber bildet
ein Bollwerk des Friedens. In diesem Sinne be-
gleitet die Verleihung des Stephansordens an Crispi Kaiser
Wilhelms Romfahrt.

- Paris, 2. Oct. General Boulanger ist heute
- Nachmittag wieder in Paris eingetroffen. Derselbe wird
s sich alsbald in die niedere Charente und die Dordogne
- begeben' und zur Eröffnung der Kammer zurückkehrcn. In
r Perigueux soll ihm zu Ehren ein Festmahl stattfinden,
j an dem sich 2000 Personen betheiltgen.
j Warschau, 1. Oct. In den vier südlichen Militär-
diftncten Rußlands werden je 10000 Reservisten einbe-
rufen. Behufs Transports von Kriegsmaterial und Pro-
viant an der Westgrenze werden 8000 Pferde eingestellt.
Airs Nah mrd Aerrr.
* Wiesloch, 1. Oct. Gestern Nachmittag feierte die
Z Diöcese Oberheidelberg in hiesiger evang. Kirche das
- Gustav-Adolf-Fest in Verbindung mit dem Bibelfeste. Trotz
; der sehr ungünstigen Witterung war die Kirche recht zohl-
reich besucht und wäre bei Sonnenschein von auswärts
' größere Theilnahme zu erwarten gewesen. Der Gottes-
dienst begann mit Absingen der zwei ersten Verse des
Liedes 37, worauf Herr Stadtpfarrer Kölle die Festgäste
in entsprechender Weise begrüßte und der kirchliche Sing-
verein ein angemessenes Lied sang. Die Festpredigt hielt
s Herr Pfarrer Körber von Hemsbach über Epheser 2 V.
; 19 und 20, die in jeder Beziehung ausgezeichnet war und
jedenfalls einen tiefen Eindruck auf die Zuhörer machte,
x Hierauf bestieg Pfarrer Horn von Rohrbach die Kanzel
i und ertheilte den Rechenschaftsbericht, indem er zunächst
z über die Bedeutung des „Gustav-Adolf-Vereins" bis jetzt
s sprach, und dann zu dem Geschäftlichen überging, vas je-
s doch in seiner Ausführlichkeit nicht weiter mitgetheilt
ß werden kann. Nach Beendigung dieses Vortrags sprach
> Herr Pfarrer Schmitthenner von Schatthausen unter Zu-
s grundelegung des Textes Matth. 6 B. 11: „Gib' uns
- heute unser tägliches Brod", über die Bedeutung der heil,
s Schrift in sehr gründlicher und ausführlicher Weise. Herr
j Pfarrer Fath von Seckenheim schloß den Gottesdienst mit
i Gebet und Segen, nachdem der „Singverein" nochmals

Trauben sehr gefördert hat. Indessen ist doch dis Hoff-
nung auf einen „guten Wein" an der ganzen Bergstraße
aufgegeben und cs handelt sich nur noch darum, ob man
einen mittleren oder geringen Wein erhalten wcrdc. Wir
zählen natürlich auf den günstiger» Fall, welcher von
weiterer guter Witterung abhängt. Bei der großen Un-
gleichheit der Trauben wird indessen etwas Weiteres nöthig,
wozu sich unsere Rcbenbesitzer aus Bequemlichkeit und Her-
kommen nicht verstehen, wir meinen eine sorgfältige Aus-
lese und Beseitigung unreifer Trauben; trifft mau ja doch
jetzt noch ganz harte Sorten, welche beim Herbsten mehr schaden
als nützen. Aepfel gibt es in hiesiger Gegend fast gar
keine, dagegen viele Birnen, welche zum Theil verschickt,
zum Theil auch gekeltert werden.
* Aus Rheinhessen, 30. Sept. In einem Anfall
von Geistesstörung hat am verflossenen Freitag in Alzey
eine junge in guten Verhältnissen lebende Frau ihr ein-
ziges, erst vier Wochen altes Kind mit einem Hammer er-
schlagen. Nachdem das Kind, dem der Schädel eingeschlagen,
verendet war, versuchte die Frau durch mehrere Hammer-
schläge wider den Kopf sich selbst das Leben zu nehmen,
ein Vorhaben, das ihr indeß nicht gelang und sie blut-
überströmt von Mitbewohnern in Pflege gebracht wurde.
Anfänglich glaubte man nicht, daß das Kind eines ge-
waltsamen Todtcs gestorben und erst als allerlei Ver-
muthungen über das plötzliche Sterben im Publikum ver-
lautbar wurden, bekam man von der That Kcnntniß und
gestand solche die unglückliche Frau auch alsbald ein. Ein
Uebermaß von Schmerzen in einem langwierigen Leiden
soll bei der Frau die momentane Geistesstörung hervor-
gerufen haben.
* Frankfurt, 2. Oct. Der Polizciwachtmeister des
hiesigen vierten Reviers ließ sich im Trambahnhause an
der Hauptwache durch die automatische Waage dreimal
nach einander wiegen; das erste Mal wog er 60, das
zweite Mal 65 und das dritte Mal 70 Kilogramm.
* Wiesbaden, 2. Oct. Der Kaufpreis für die Villa
Reis in Cronberg, welche nun endgiltig von der Kaiserin

MsskrrW.
Paris, 2. Oct. Präsident Carnot hat heute Vor-
mittag folgenden Erlaß über die in Frankreich
wohnenden Fremden unterzeichnet: Artikel 1. Jeder
nicht zum Wohnsitz in Frankreich berechtigte Fremde hat.
wenn er sich daselbst niederzulassen gedenkt, innerhalb 14
Tagen nach seiner Ankunft dem Bürgermeisteramtc des
betreffenden Niederlassungsortes folgende Angaben zu machen:
1) den Eigennamen und Vornamen sowie den Namen und
die Vornamen der Eltern; 2) die Nationalität; 3) Datum
und Ort der Geburt; 4) den letzten Aufenthaltsort; 5)
den Beruf oder sonstige Existenzmittel; 6) Namen und
Alter der Frau, sowie der etwaigen minderjährigen Kinder.
Dem Ausweispapiere müssen die Angaben beigefügt sein.
Besitzt der Fremde die Papiere nicht, so kann der Bürger-
meister mit Zustimmung des Präfecten dem Antragsteller
eine gewisse Verzugsfrist zur Beschaffung derselben gestatten.
Die Aushändigung der die Angaben bestätigenden Papiere
an den Interessenten geschieht unentgeltlich. Artikel 2. In
Paris und Lyon müssen die Erklärungen bei den Präfecten
des Seine- bezw. Rhonedepartements gemacht werden.
Artikel 3. Im Falle der Wohnungsveränderung muß bei
dem Bürgermeisteramte des neuen Aufenthaltsortes eine
neue Erklärung abgegeben werden. Artikel 4. Den noch
nicht zum Wohnsitze in Frankreich berechtigten und gegen-
wärtig daselbst wohnenden Fremden kann ein Aufschub von
einem Monat gestattet werden, um den vorgenannten Be-
stimmungen nachzukommen. Artikel 5. Zuwiderhandlungen
gegen diese Vorschriften werden durch Polizeistrafen ge-
ahndet, wobei jedoch dem Ausweisungsrecht, welches dem
Minister des Innern zusteht, kein Eintrag geschehen soll.

was Du kannst, nachdem Du mich schon so hoffnungslos
elend gemacht."
Er warf sich auf das Sopha, das Marianne gerade
gegenüberstand und ergriff die Abendzeitung, die vor einigen
Stunden gebracht worden war.
Sie war noch uneröfsnet, denn es hatte Niemand auch
nur daran gedacht, sie zu lesen, und nun, als Ralph sie
entfaltete, ließ er sie gleichgiltig wieder sinken.
„Ich möchte mit Dir wegen meines Mannes sprechen",
sagte Marianne nach einer kleinen Pause. Doctor Ellister
wünschte, daß wir eine gelernte Wärterin engagiren sollten,
doch Malwine und ich entschieden uns anders, ich theils
auch deßhalb, weil ich voraussetzte, daß Du uns darin
unterstützen wirst. Wirst Du mir diesen Dienst erweisen
Ralph?"
Er faltete langsam die Zeitung in einen Fächer.
„O ja, wenn ich von Nutzen sein kann. Mr. Nollis
wird wahrscheinlich lange krank sein, so viel ich hörte."
„Er wird niemals wieder gesund werden", sagte Ma-
rianne in leisem, seltsam gepreßtem Tone. „Und so lange
er lebt, ist es mein Schicksal, wie ein Galeerensclave an
einen lebenden Leichnam gefesselt zu sein. Er wird nie-
mals seinen Verstand wieder erlangen. Er wird Monate,
vielleicht Jahre lang daliegen, unverständliche Töne von
sich geben und gefüttert und gepflegt werden wie ein Kind.
Er wird Niemanden kennen und nie mehr ein vernünftiges
Wort sprechen. Denke an das Leben, dem ich mit ihm
entgegengehe, und dann sage mir, daß es niemals einen
größeren Kummer gab, als Deine armselige, kleine Unan-
nehmlichkeit."
Ein kurzes Keuchen folgte diesen Worten, als ob das
von ihr entworfene Gemälde zu betrachten zu unerträglich sei.
Er sah sie mit fragenden Blicken an, deren Ausdruck
sich nicht in Worte kleiden ließ. Dann erhob er die
Zeitung, um die Spalten zu überfliegen, und sprang plötz-
lich mit einem schwachen Schrei, der den Zuhörern jedoch
konnte das Blut in den Adern gerinnen machen, vom
Sopha auf. (Fortsetzung folgt.)

ein angemessenes, gut eingeübtes Lied gesungen hatte.
' Die Festsammlung betrug 48 M. Gott gebe seinen Segen
zu diesem schönen, in jeder Beziehung erhebenden Feste.
X Neckarsteinach, 2. Oct. Heute Nachmittag war
das Großh. Amtsgericht von Hirschhorn wegen angeblichem
Kindsmord, beziehungsweise Wegschaffung einer Kindes-
leiche, hier beschäftigt. — Eine vor Kurzem hierher ver-
heirathcte junge Frau soll vor einiger Zeit ein Kind geboren
und dasselbe aus irgend einem Grunde wcggeschafft haben.
Die Untersuchung wird das Nähere ergeben.
* Hirschhorn, 26. Sept. Mit dem 1. Okt. wird
unser seit 18 Jahren dahier sehr segensreich wirkender
Herr Pfarrer Hesch die hiesige Gemeinde verlassen, um
die ihm übertragene Pfarrei Groß-Steinheim a. M. an-
zutreten.
* Aglasterhausen, 1. Oct. Nach wochenlangem, schönem
Wetter trat am Vorabend unseres ersten Radfahrerfestes
Regenwetter ein, das am Festtage in ein fürchterliches
Unwetter umartcte. Die zahlreich angemeldeten auswär-
tigen Radfahrer sind deshalb zum größten Theil nicht er-
schienen. Trotzdem wurde das Fest begangen. Das Banket
im „Badischen Hof" ist glänzend verlaufen, ebenso auch
die Korsofahrt. Voran fuhr ein Wagen mit Musik. Dann
folgten ca. 15 Radfahrer und hinter diesen 5 Drotschken,
besetzt mit activen und passiven Mitgliedern. Die jugend-
liche Radkünstlerin Frl. Weidenhammer fuhr an der Spitze
der radfahrenden Herren. So ging es, wie im Flug nach
Daudenzell und von dort nach kurzer Unterbrechung beim
„Deutschen Kaiser-Wirth" zurück durch Aglasterhausen nach
Helmstadt, von wo ebenfalls nach kurzem Aufenthalte die
Rückfahrt angetreten wurde. Mit endlosem Jubcl wurde
überall der stattliche Zug empfangen. Nach der Rückkehr
versammelten sich sämmtliche Festgenossen im Vereins-
lokal, wo Abends ein Festball stattfand.
* Krautheim, 1. Oct. Als Ergänzung zu dem Be-
richt über das Gaufest in Krautheim vom 18. September
geben wir hiermit noch die Preise für Kalbinnen bekannt:
Sebastian Möckel, Schweigern 30 Mk.; Rathschreiber
Ehrly, Wölchingen, Michael Pars, Boxberg und Martin
Ringeisen, Klepsau je 20 Mk.; Simon Kapes Wwe.,
Krautheim, Aman, Kepsau, F. Martin Tremmel, Klepsau
und Stephan Wachter, Assamstadt 15Mk.; Franz Stang,
Klepsau, Gg. Adam Reichert, Wölchingen, Johann Gg.
Weckesser, Schwabhausen, Fricdr. Silber, Neunstetten und
Fr. Josef Ziegler, Krautheim je 10 Mk. Weggeld er-
hielten: Joseph Adam Müller, Oberndorf, Bürgermeister
Quenzer, Bobstadt und Heinrich Besch, Schwabhausen 4
Mark und Heinrich Hertle Schweigern 3 Mk.
* Adelsheim, 1 Oct. Während des Unwetters am
gestrigen Vormittag ist der Dachstuhl der Scheuer und
theilweise auch der des Wohnhauses des Schnüeds A. hier
in fick zusammengestürzt. Die Feuerwehr nahm alsbald
die Abräumungsarbeiten vor.
* Miltenberg, 30. Sept. Noch selten ist die
Zwetschgen-Ernte so reich gewesen, als im laufenden Jahre.
Leider ergiebt sich dabei die betrübende Erscheinung, daß
der große Segen verschleudert werden muß, indem in Folge
des neuen Branntweinsteuergesetzes den kleineren Land-
wirthen und Obstzüchtern nicht mehr möglich ist, die
Zweschgen zum Brennen von Branntwein zu verwenden,
der insbesondere aus kleineren Brennereien immer sehr
gesucht war und gut bezahlt wurde. Der Preis für
Zwetschgen ist wegen des vorerwähnten Umstandes Heuer
niedriger, als der Preis für Kartoffeln, und die ohnehin
schwer bedrängte Landwirthschaft erleidet damit eine em-
pfindliche Schädigung.
* Bon der Bergstraße, 1. Oct. So wie von andern
Landesgegenden berichtet wird, daß sich der Stand in den
letzten Wochen wesentlich gebessert habe, können auch wir
von hier aus bestätigen, daß die Spätjahrssonne die

Friedrich erworben worden ist, beträgt, einschließlich der
seither dazu gehörenden, über 100 Morgen betragenden
Ländereien 500000 Mark. Die Grundstücke, welche noch
weiter für die Kaiserin Friedrich in der dortigen Gemarkung
erworben werden sollen, haben einen Werth von 140000
Mark. Für die Arrondirungsarbeiten sind zwei Jahre in
Aussicht genommen.
* Halle a. S., 1. Oct. Gestern wurde in Merse-
burg der Sattlergeselle Friedrich von seinem Meister Kurze
ermordet; der Thäter ist verhaftet.
* Bom Schwarzwald, 1. Oct. Gestern zogen über
den Schwarzwald mehrere schwere Gewitter. Bei heftigem
Sturmwind herrschte strömender Regen. Die vergangene
Nacht brachte eine empfindliche Kälte. Bei 0 Grad legte
sich ein starker Reif, der in Gärten ziemlich viel Schaden
anrichtete. Heute hat sich wieder bessere Witterung ein-
gestellt.
* Schopfheim, 1. Oct. Je länger das günstige
Wetter anhält, desto mehr zeigt es sich, daß die ursprüng-
liche pessimistische Auffassung, die Trauben in hiesiger
Gegend würden in diesem Jahre überhaupt nicht zur Reife
kommen, eine ganz und gar irrige war.- Durch wieder-
holte Gänge durch die Reben hat man sich davon über-
zeugt, daß der gegenwärtige Stand derselben ein verhält-
nißmäßig recht günstiger ist. Da, wo der Brenner nicht
aufgetreten — und der ist in nur ganz wenigen Lagen
vorhanden — sind die Blätter noch frisch und grün und
die Trauben — von denen die Edelsorten allerdings mehr
oder weniger stark verliest sind — gehen zusehends einer
völligen Reife entgegen. So sind alle Aussichten vor-
handen, daß man noch einen recht guten Wein bekommen
kann. Vor der zweiten Hälfte des Monats Ociober wird
indessen kaum mit dem Herbsten begonnen werden.
* München, 2. Oct. Wie officiell mitgetheilt wird,
bleibt auf Beschluß des Central-Comits's die Inter-
nationale Kunstausstellung mindestens bis zum 21. October
geöffnet. _
Vermischtes.
— (Die Leutseligkeit des Prinzrcgenten
von Bayerns erhellt aus folgendem Vorfall, der sich bei
dessen Abreise zu Ludwigshafen abspielte. Schiffer Kief,
bei dessen siebentem Knaben, einen alten Brauch folgend,
der Prinzregent im Vorjahr Pathenstellen vertreten hatte,
stand mit seinen Kindern, das jüngste auf dem Arme der
Mutter in Reih und Glied, als Se. Königl. Hoheit von
der Rheinfahrt zurückkehrte. Einer von den „Sieben" be-
grüßte Höchstdenselben mit folgenden gut gemeinten Versen:
„Sieben Brüder find's, erhabener Herr
Die mit den Eltern sind vor Dir erschienen,
Zu danken für die große Ehr,
Die durch die Pathenstelle dem Jüngsten ward verliehen.
Dein Wohl sei, wie Du treues Bayernland,
Geleitet von des lieben Gottes Hand!"
Sichtlich erfreut von dieser eigenartigen Begrüßung unter-
hielt sich der hohe Pathe mit den Eltern und erkundigte
sich sehr eingehend nach seinem Pathenkind, welckem er
wiederholt die Wangen strich und noch im Weiterschreiten
einen Handgruß zuwinkte.
— (Der eiserne Vorhang.) Im alten Stadt-
theater zu Leipzig konnte am Sonnabend nicht gespielt
werden, weil der eiserne Vorhang absolut nicht in die Höhe
zu bekommen war.
— fEin junges und schönes Pfarrtöchter-
leins überreichte dem Kaiser Wilhelm II. auf dem Manöver-
feld bei Dennewitz einen Rosenstrauß mit der poetischen
Ansprache:
„O bitte, grüße Dein hohes Gemahl
Und die fünf Prinzen allzumal."
Als Dank kam in das Pfarrhaus zurück eine goldene
Broche, die ein in Perlen ausgeführtes trägt.
 
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