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Im Cabinet und Boudoir ist der eigentliche Schauplatz des Rokoko.') Wie
reich bahnen sich schon im Zeitalter Ludwigs des XIV. alle Seiten bequemer,
luxuriöser Verschönerung des unmittelbar menschlichen Daseins an. An
dasselbe knüpft sich ein ausgebildetes Kunsthandwerk. Vollends als jener Herr-
scher in späterer Lebenszeit, des ewigen Repräsentierens müde, sich mehr und
mehr zurückzog, zuerst nach Versailles, schliesslich in die Waldeinsamkeit — da
kam die Bequemlichkeit des Privatlebens, das Interesse des unmittelbar Mensch-
lichen auf und verbreitete sich auch an die Höfe der deutschen Nachahmer. Aus
den Staatsappartements verlegt der Kreis von Privilegierten, der feinem Lebens-
genuss huldigen kann, den Schauplatz des Lebens in seine Villen, Hotels, Petites
Maisons. Diese abgespannte Menschenwelt suchte vor Allem den harmlosen
Genuss der augenblicklichen schönen Wirklichkeit. In Allem trat eine Ver-
ringerung des Massstabes ein: das Grosse und Pathetische ward mit Kleinem,
Harmlosem und Fröhlichem, das Pompöse mit dem Zierlichen vertauscht.
»Die Kleinkünste mit ihrer wesentlich dekorativen Tendenz bilden den
eigentlichen Träger des Rokokostiles.«2) In einer Zeit, in welcher namhafte Maler
die Cabinetsmalerei, die Gouache- und Pastellmalerei pflegten, hervorragende
Architekten in Entwürfen für Innendekoration mit Vorliebe sich ergingen, Plastiker
von Ruf in kleinen Thonmodellen ihre stärkste Seite offenbarten: da alle kunst-
gewerblichen Zweige, welche für den Zimmerschmuck arbeiteten, zur mannich-

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