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Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Fayencen, Goldschmiede- und Gürtlerarbeiten, Holzskulpturen, Waffen, Eisenarbeiten, Werkzeuge, Möbel, Gemälde etc. aus dem Nachlass des Herrn Gustav Hering, München: Versteigerung in der Galerie Helbing in München, 29. Oktober 1917 — München, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.22747#0007
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VORWORT

Die Sammlung des verstorbenen Privatiers Gustav Hering ist Kennern und Lieb-
habern seit langem bekannt. Einige Glanzstücke der Eisenabteilung, wie die reich
ornamentierte Armbrustwinde oder verschiedene seiner schönen Zunftwerkzeuge, gehörten
zu den besten Stücken der Eisenausstellung, die der Bayerische Kunstgewerbeverein
im Herbst 1916 veranstaltete. Das war aber nur eine kleinste Auslese von dem außer-
ordentlich reichen Material, das der Sammler systematisch auf diesem Gebiet zu-
sammenbrachte.

Die Sammlung Hering ist die typische Münchener Sammlung der letzten Jahr-
zehnte des vorigen Jahrhunderts. Nicht so umfangreich, so weit und groß gestellt in
ihren Zielen wie die vormalige Sammlung Georg Hirths ist sie ihr doch durch die
Tendenz verwandt. Hier wie dort begegnet die große und intensive Liebe für den
Formenschatz der letztvergangenen Jahrhunderte. In manchem ist die vorliegende
Sammlung instruktiver, weil vollständiger: ein Spezialforscher auf dem Gebiet der
Schlosser-, Werkzeug- und Feinschmiedekunst wird von der Durchsicht der Bestände
Herings vielen Nutzen ziehen können. Was hier den Sammler anregte zu erwerben,
war der bei alten Gegenständen auch des täglichen Gebrauchs immer wieder begegnende
Überschuß an Kunstentfaltung in Hinsicht auf eine gefällige Form, ein gelegentlich
schmückendes Ornament u. ä.

Es hieße dem Ganzen Unrecht tun, wollte man nur die Eisen- und Waffensamm-
lung erwähnen. Da ist in erster Linie eine Fayencenkollektion, die sich in jeder Hinsicht
sehen lassen kann. Es befinden sich Glanzstücke der süddeutschen Keramik, wie die
frühen Hanauer Krüge, die Nürnberger Arbeiten mit einem signierten Stück von Marx
(Schwarzlotdekor) und verschiedene Seltenheiten, wie die Hubertusschüssel bzw. der
Hubertuskrug darunter. Es wäre ferner der reichhaltigen plastischen Sammlung, die
namentlich an kleinen Stücken, wie dem Altarmodell, feine Arbeiten besitzt, der Edel-
metallgegenstände, worunter sich vielerlei aus Nürnberg findet, zu gedenken. Das Mobiliar
ist, an Zahl nicht stark, mehr als Rahmen zu der Sammlung von Geräten vertreten, wie
auch die Gemäldesammlung ein ausschließlich dekoratives Interesse verfolgt. Man fühlt
aus allem den behaglichen Sammlergeist eines Mannes, der im Münchener Milieu des
Gedonkreises a fwuchs und so ganz inmitten der Interessen für die erwachende Pflege
alten Kunstgewerbes stand, wie sie seit den siebziger Jahren die Münchener Kreise auf
ihr Programm geschrieben hatten.
 
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