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Hugo Helbing (Firma); Feulner, Adolf [Bearb.]
Aus Schloss E. Sr. Erlaucht des Grafen K. zu E., Glasgemälde aus fürstlichem Besitz - Nachlass Dr. H. Wagner, Bad Soden - Nachlässe R... u. S... jüdische Kultgegenstände - moderne Gemälde eines Frankfurter Sammlers und anderer Besitz: Versteigerung Dienstag den 21. Juni 1932, Mittwoch den 22. Juni 1932, Donnerstag den 23. Juni 1932 — Frankfurt am Main: Hugo Helbing, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.74685#0011
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Die ganz verschiedenartige Provenienz ist die Ursache der großen Reichhaltigkeit und
des Reichtums an Kunstwerken, den der Katalog mit gewohnter Zuverlässigkeit beschreibt.
Ohne jedes Rätsel zu lösen. Das ist gut so. Auf Auktionen soll auch noch die Entdeckern
freude zu ihrem Recht kommen. Sie darf auch durch das Vorwort nicht beeinträchtigt
werden, das immer nur ein Führer durch das Vielerlei sein kann, das nur auf das wichtigere
Kunstgut besonders aufmerksam machen will. Auch dieses Urteil ist einseitig subjektiv.
Die Werke aus dem Schlosse E. Sr. Erlaucht des Grafen K. zu E. (mehr darf man
nicht sagen, mit der Lösung dieser Abbreviaturen mag sich der Leser den Kopf zerbrechen)
sind alter, fürstlicher Familienbesitz. Die Möbel sind mit der mittelrheinischen Gegend
verwachsen, sie stammen in der Hauptsache aus Mainz, der Kunstzentrale des 18. Jahr^
hunderts. Da auch andere fürstliche Schlösser von da ihr Mobiliar bezogen, über deren
Ausstattung wir jetzt durch archivalische Forschung einigermaßen unterrichtet sind, ist
es sogar möglich, bestimmte Namen zu nennen. Der stilistische Zusammenhang mit den
Möbeln in den Schlössern Aschaffenburg, Schönburg u. a. erlaubt die Zuschreibung der
Schnitzmöbel, der Stühle an den Schreinermeister Heinrich Hennemann, der furnierten
Möbel an den Ebenisten Ludwig Hermann, der bei David Röntgen in Neuwied gelernt
haben muß. Ein Toilettetischchen (Nr. 1048) darf mit Röntgen in direkten Zusammen#
hang gebracht werden. Aus dem gleichen Schlosse stammt auch silbernes Tafelgeschirr
von guter Qualität und eine Reihe von Gemälden, unter denen das beste das schöne
strenge Porträt ist, das nach der Inschrift auf der Rückseite Georg Albrecht von Erbach
darstellt. Es ist um 1550 in Paris entstanden. Man darf ohne Bedenken den Namen
Clouet nennen.
Die Glasgemälde und Scheiben Deutscher und Schweizer Schulen, die schon lange
nicht mehr auf einer Auktion in dieser Mannigfaltigkeit zu sehen waren, kommen zu^
meist aus dem Besitz eines der vormals regierenden Fürstenhäuser, das schon in der
Romantikerzeit die Werke meist aus erster Hand erworben hat. Daher die ungewöhn^
lieh gute Erhaltung. Diese fürstliche Sammlung ist nur ein Teil des früheren bedeutenden
Gesamtbesitzes, sie enthält noch eine Reihe hervorragender Werke, wie die Stifterscheibe
von Berenn (?) um 1520, deren Stilistik mich am meisten an den jüngeren Holbein er#
innert, das Kirchenfenster aus der Frankfurter St. Leonhardskirche um 1440, die Rund#
scheibe mit der Darstellung der Mercatura nach Entwurf von Jörg Breu, die schon in
technischer Hinsicht mit den aus dem Überhang ausgeschliffenen Partien eine Merk#
würdigkeit bildet, die hübsche, ganz intakte Monolithscheibe mit der Kreuzigung, die
ein Gegenstück im Frankfurter Kunstgewerbemuseum hat, die Kölner Apostelscheiben,
die vielen Schweizerscheiben und anderes mehr.
Wieder aus anderem Besitz stammt eine reichhaltige Sammlung jüdischer Kultgegen#
stände, Silberarbeiten meist des 18. Jahrhunderts aus dem nördlichen Deutschland, aus
Polen, Portugal und anderen Ländern, getriebene Thoraschilder, Zeiger, Kronen, Gewürze
türmchen, Estherrollen, Chanukkahleuchter und was es sonst an Ritualgeräten gibt.
 
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