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Koch, Alexander [Hrsg.]; Hessische Landesausstellung für Freie und Angewandte Kunst <1908, Darmstadt> [Hrsg.]; Städtisches Ausstellungsgebäude auf der Mathilden-Höhe <Darmstadt> [Hrsg.]
Hessische Landes-Ausstellung Darmstadt 1908: [23. Mai bis Ende Oktober] — Darmstadt, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.24093#0113
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Hessische Landes-Ausstellung Darmstadt ig08.

und weiten Spielraum und volles Vertrauen. Er
hat die höchsten Erwartungen, die man an seine
Kraft stellte, reichlich erfüllt. Müller hat den
Weg einer Wohnungskultur betreten, der uns
ungeahnte Schönheiten weist, in deren Bann
sich auch die Gewaltigen der Erde von Größe
und Pracht und Majestät nicht entkleidet zu
fühlen brauchen. Ja, sie werden sich in
solchen Räumen in höchstem Maße Mensch
fühlen dürfen, denn es gibt ja auch für sie
Stunden, glückliche Stunden, in denen sie
sich der Repräsentation entäußern dürfen,
ohne von ihrer Größe ein Quentchen zu
opfern. Ich möchte fast sagen, in den
Müllerschen Räumen steigere sich die mensch-
liche Qualität auch der Großen derart, daß
sie der Außenwelt mit ihren rein formellen
Äußerlichkeiten entraten könnten. Ein Raum,
in der sich unsere Seele wiederfindet, in dem
wir uns nie verlieren könnten. So sollte jeder
Raum zur Schale unseres eigentlichen
Menschen werden.

Als man kürzlich in aller Schreiberei über
die moderne Raumkunst gar keinen Ausweg
mehr wußte über die ihr nach dem Abflauen
der Stimmung anzuweisende Rangstufe, da
wollte man sie wieder ganz dem Handwerk
ausliefern, das nun die Rezepte dafür zu haben
glaubte. Wo das wirklich eingetreten ist,
kann von einem künstlerischen Geiste in der
modernen Raumausstattung nicht mehr die
Rede sein. Mit dem rein technischen Können
allein ist es eben nicht getan. Gerade der
allertüchtigste Handwerker, mag er selbst
über einen ausgedehnten Großbetrieb ver-
fügen, bedarf der Führung eines willensstarken
Künstlers.

Jeder der Müllerschen Räume beweist
das überführend. Was in ihnen technische
Meisterschaft der Übersetzung künstlerischer
Ideen gewesen ist, das erkennt Albin Müller
selbst in allererster Linie an. Hier feiert die
deutsche Kunstschreinerei wahre Triumphe;
hier verstummen alle Klagen über tech-
 
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