Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Koch, Alexander [Hrsg.]; Hessische Landesausstellung für Freie und Angewandte Kunst <1908, Darmstadt> [Hrsg.]; Städtisches Ausstellungsgebäude auf der Mathilden-Höhe <Darmstadt> [Hrsg.]
Hessische Landes-Ausstellung Darmstadt 1908: [23. Mai bis Ende Oktober] — Darmstadt, 1909

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24093#0060
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Endlich eine kleine Kunst-Ausstellung! Man
t mag über die Berechtigung einer Heimat-
Ausstellung auf moderner Grundlage denken
wie man will, den Vorzug klein zu sein, wird
man der Darmstädter Ausstellung diesmal zu-
gestehen müssen. Das aber schon allein ist
einer der wichtigsten, wenn nicht der über-
haupt wichtigste Vorzug, den eine Kunst-
Ausstellung heute haben kann. Drei Säle
Malerei und Plastik, drei Zimmer Zeichnungen
und Reproduktionstechniken. Welche deutsche
Kunststadt darf solcher stolzen Selbst-
beschränkung in »Idealkonkurrenz« mit Raum-
ausnutzung sich rühmen?

Würde besser noch manches fortfallen
können? Ja, auch das hätte nichts geschadet.
Zweifellos, wo reichlich viele Nummern auf
einen Namen kommen, wäre weniger mehr
gewesen. Es hat ja auch hier Allzumensch-
liches mitgespielt, wie überall wo Menschen
menschlich sind. Noch strenger sichten, noch
rücksichtsfreier richten! Ein bedenklicher
Leitspruch, für eine Kunstjury wäre: »Richtet
nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet« 1
Besser dieser: Richtet, und seid bereit, ge-

richtet zu werden! Die Herren von der
Jury trifft keine Schuld. Gewissenhaft und
gerecht zu prüfen, waren sie in ernster Be-
ratung bemüht. In wiederholter Nachprüfung
hat das verantwortliche Ehrenamt seine Arbeit
ernst genommen. Wir wollen danken für das
Vollwertige und Vortreffliche, das den Durch-
schnitt klar überragt. Was darunter bleibt,
fällt deutlich genug heraus.

Mit der Anbringung der Werke wird wohl
mancher nicht ganz einverstanden sein. Nur
Weniges zum Exempel. Ungünstig beleuchtet
ist der Kinderkopf in Marmor des jungen be-
gabten Steigerwald, eine schlichte anspruchs-
lose Arbeit, die mir persönlich lieber ist als
die »Epidemie«, auf die ich noch zurück-
komme. Bantzers hessische »Bauernbraut«,
eine Meisterleistung in Farbe und Technik,
hängt verkehrt, sodaß die malerischen Werte
des Werkes wenig zur Geltung kommen. Es
verlangt eine andere Wand. Der Bauernkopf
von Melchior Kern, ein Prachtstück malerischer
Handschrift und Verve, ist ohne Notwendigkeit
an einer dunklen Wand totgehängt. Das feine
Bildnis der alten Dame in Schwarz von Heinz

l
 
Annotationen