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Koch, Alexander [Hrsg.]; Hessische Landesausstellung für Freie und Angewandte Kunst <1908, Darmstadt> [Hrsg.]; Städtisches Ausstellungsgebäude auf der Mathilden-Höhe <Darmstadt> [Hrsg.]
Hessische Landes-Ausstellung Darmstadt 1908: [23. Mai bis Ende Oktober] — Darmstadt, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.24093#0149
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Prof. Karl Widmer:

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Professor .vi.bin müller—uarmstadt. Putten an den Bücher-Regalen der Richter-Bibliothek.

Modelliert und in Eichenholz geschnitzt von Franz Viasdeck—Mainz - Mombach.

KÜNSTLERISCHE KONZENTRATION DES INNENRAUMS.

Je höhere Ansprüche wir an den Raum als Da hier die Einheit der architektonischen

Kunstwerk stellen, desto wichtiger wird auch Gestaltung in der normalen kubischen Form des

das Geseß der künstlerischen Konzentration. Wir Zimmers gegeben ist, so bleiben als entscheidende

verlangen sie vom Bild mehr als von der Illustra- Faktoren, von denen die Konzentration des Raums

tion, vom Monumentalraum in demselben Maße, abhängt, noch drei: die Farbe, das Licht und die

wie hier der künstlerische Charakter den prak- Möblierung.

tischen überwiegt, mehr als vom Wohnraum. Die Farbe des Raums wird vor allem
Das ergibt sich ganz von selbst aus dem durch die Wand bestimmt; das heigt bei der
Zusammenhang zwischen Bestimmung und künst- überwiegenden Mehrheit aller Zimmer: durch die
lerischer Gestaltung des Raums. Der Monumental- Tapete. Bei aller sonstigen Minderwertigkeit hat
räum dient Handlungen, welche dem in ihm sich die Papiertapete jedenfalls den einen Vorteil, daß
abspielenden Leben einen beherrschenden Mittel- sie leicht gewechselt werden kann, also von dem
punkt geben. In der künstlerischen Betonung jeweiligen Bewohner mit seinem Mobiliar, seinen
dieses Mittelpunkts erhält die Bedeutung des Bildern usw. leicht und ohne allzu große Kosten
Raums ihren wichtigsten Ausdruck und der Raum zu einem einheitlichen Ensemble zusammenge-
die natürliche Basis seiner einheitlichen Gestaltung: stimmt werden kann: ein Vorteil, der in unserm
z. B. im Altar in der katholischen Kirche. Im Zeitalter der Mietswohnung nun einmal in den
Wohnraum ist dagegen die Einheitlichkeit der meisten Fällen den Ausschlag gibt. Denn wenn
Ausgestaltung um so schwerer durchzuführen, je die Holzvertäfelung für die einheitliche Behand-
mehr verschiedenen und gleichwichtigen Hand- lung von Wand und Mobiliar auch weitaus die
lungen des alltäglichen Lebens er dient: z. B. als günstigste Voraussetjung ist, so kommt dieser
Wohn- und Eßzimmer. Hier lockert sich natur- Fall doch nur für das Eigenhaus ernstlich in Be-
gemäß die Forderung der Einheitlichkeit in dem tracht. Beim tapezierten Zimmer soll man jeden-
Maße, in dem die praktischen Bedürfnisse freieren falls darauf sehen, daß wenigstens der Anstrich
Spielraum verlangen. Doch dürfen dabei die der Türen usw. mit der Tapete farbig zusammen-
ürenzen nicht überschritten werden, welche die geht. Das ist heutzutage um so leichter zu er-
Ruhe als wesentliches Geseß der Wohnlichkeit reichen, weil man ja von der buntgemusterten
vorschreibt. Also auch der Wohnraum verlangt Blumentapete immer mehr zur Unitapete oder dem
zwar keine absolute, aber doch eine relative ganz diskreten abstrakten Tapetenmuster (Streifen,
Konzentration. Carreau etc.) übergeht. Für die Ruhe und Ein-
 
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