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— 38 —

Künstler beobachtet auf diesen Zweck hin die
Naturerscheinung in ihrem ewigen Wechsel, er
scheidet alle schwächlichen, nichtssagenden Kon-
stellationen aus und bringt sich auf diese Weise
in eine vorteilhafte Lage der Natur gegenüber.
Durch dieses Reinigungs-System vermag er dem
Bilde d.e Kraft einzuverleiben, die es der Natur
gegenüber wertvoll macht.

Dies bedeutet dann etwas ganz anderes, als
das mehr oder minder geschickte Festhalten des
Wahrnehmungsbildes an sich. Die Naturerschein-
ung ist nicht ihrer selbst wegen wichtig als
Augenbild, wie es zufällig tatsächlich auftritt, son-
dern als Ausdruck der räumlichen Intention, wenn
man die Naturerscheinung sich als raumgestaltend
denkt.

Erst in der Darstellung des Gegenstandes als
Erscheinungs-Produkt seiner selbst und des ihn
umgebenden allgemeinen Raum- oder Luftkörpers
— als ein Zeugnis der Existenz des Gegenstandes
im Raum und nicht bloß als ein Bild der gegen-
ständlichen Formen allein — wird das Problem
der Erscheinung in seiner vollen Bedeutung ge-
löst. Ob mehrere Gegenstände zur Erscheinung
kommen oder einer allein, ob die Gestaltungs-
mittel einer mannigfaltigen Naturerscheinung ent-
nommen oder ob sie nur in der Formwirkung
eines Gegenstandes gegeben sind, wie bei der
Zeichnung einer Figur, das Problem bleibt das-
 
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