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— H'4 —

mittels liegt der geniale Einfall von Michel-Angelo.
Erst mit der Erkenntnis dieser Naturkräfte ge-
winnen wir einen Einblick in den kausalen Zu-
sammenhang der Erscheinung, wie sie ein Kunst-
werk hinstellt. Dieser Einblick ist aber nur eine
Folge der produktiven oder schaffenden Begabung
und Erfahrung, denn schaffend sein heißt den
kausalen Zusammenhang zwischen Objekt und
seinem Eindruck oder den Faktoren und dem
Produkt bezüglich der Erscheinung erkennen als
Vorbedingung des Darstellen-Könnens.

Meine Darlegung der physiologischen Tatsache
ist ganz vom Standpunkte des Schaffenden diktiert
und es ist natürlich, daß sie die Tatsache anders
bewertet, als es der rein Rezeptive tut, und wie
■es bisher die Naturwissenschaft getan hat.

Denn diese hat in ihren Untersuchungen über
die Sinnestätigkeit niemals die Grenzen des rein
rezeptiven Gesichtspunktes überschritten und kann
den ganzen Erfahrungsumfang der Sinnestätigkeit,
wie er sich nur beim Schaffenden durch die dar-
stellende Tätigkeit entwickelt, nicht in ihre Frage-
stellung ziehen. Diese Probleme kann nur der
Künstler aufwerfen.

Es macht sich deshalb überall, wo es sich
um die Erkenntnis schaffender Tätigkeit handelt,
sei es im Leben oder in der Kunst, der Unter-
schied des Standpunktes, den der Rezeptive und
Produktive einnimmt, geltend und erschwert das
 
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