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— 14,6 —

einem speziellen Sinn für die Sprachfunktion ent-
steht in Anspruch nehmen — so ließe sich ebenso
in Bezug auf die bildende Kunst ein Darstellen
von dem bestimmten Darstellen unterscheiden wie
es aus dem Gefühl für die Augen- oder Seh-
funktion heraus sich entwickelt.

Wahrnehmung und Vorstellung mit all ihren
Lebensbeziehungen sind dann noch als ein künst-
lerisches Rohmaterial anzusehen, welches in ver-
schiedener Weise weiter entwickelt werden kann,
je nach dem Gesichtspunkte, der die Darstellungs-
weise bestimmt. Für die bildende Kunst beruht
diese künstlerische Weiterentwicklung auf dem
Gefühl für die Sehfunktion und dessen Entwick-
lung und Verfeinerung und ihre Darstellungsweise
ist auf diese Weise im Gegensatz zu anderen
bildlichen Darstellungsarten gekennzeichnet.

Worin das weiter entwickelte Gefühl für die
Augenfunktion beruht, will ich im folgenden näher
dartun.

Wie wir wissen, (s. o. Kap. 1) ist der Unter-
schied von Fernbild und den nahen und stereos-
kopischen Erscheinungseindrücken ein und des-
selben kubischen Objekts bedingt durch die ver-
schiedene Art des Sehvorgangs, nicht durch das
Objekt. Der speziell künstlerische Sinn von dem
ich hier reden will, bezieht sich auf den Sehvor-
gang selbst, nicht direkt auf das Objekt an sich.

Die Aesthetik hat das Sehen nur im Sinn von
 
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