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erst in einer einfachen Gesamtfortn zugehauen, und
alsdann diese Gesamtform je nach dem figürlichen
Bilde modifiziert.

Da die Architektur solche einfache geometrische ■
Körper als Bauglieder schafft, und diese sich
alsdann plastisch belebt haben, so sind durch
den oben geschilderten Prozeß viele plastische
Schöpfungen entstanden, deren einfache Gesamt-
form von der Skulptur eingehalten werden mußte,
und die deshalb auch zuerst in Stein gehauen
wurden. Solche Skulptur hat nicht nur als archi-
tektonischer Teil ihre Bedeutung, sondern besitzt
für den rein plastischen Gesichtspunkt ein be-
deutsames Moment. Die plastische Vorstellung
blieb gebunden in einer einfachen, verständlichen
Raumeinheit, wodurch ihr fürs Auge die Einheit
und Ruhe gesichert war. Somit hatte die Archi-
tektur einen sehr gesunden Einfluß auf die plasti-
sche Vorstellung.

Es ist nun leicht zu begreifen, daß mit der Zeit
sich die Skulptur von diesem direkt architek-
tonischen Zwecke frei machte. Damit fiel aber
auch der Zwang der geschlossenen, regelmäßigen
Gesamtform fort. Eine solche Gesamtform, die
an und für sich ihren gegenständlichen Sinn hatte
und als solche zuerst angehauen werden konnte,
gab es nun nicht. Wenn auch die frei bewegte
Figur als in einem Gesamtraume enthalten zu
denken ist, so ist es doch unmöglich, von vorn-
 
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