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Einleitung

geringere Zinnprobe als die zum Zehnten üblich; so wurde in Neisse zu 6 Pfund
Bergzinn i Pfund Blei und in Frankenstein zu 7 Pfund Bergzinn 1 Pfund Blei zugesetzt.
Wann man die Anbringung von Marken einführte, ist für Schlesien urkundlich
nirgends festgelegt. Es scheint aber ziemlich zeitig gewesen zu sein. Jedenfalls tragen
die ältesten bekannten schlesischen Zinngeräte, die der zweiten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts angehören, fast sämtlich Stadt- und Meisterzeichen; siehe Nr. 136, 163, 747,
748. Abgesehen von den grossen spätgotischen Zinnkannen, die die Stadt- und
Meisterzeichen meist in mehrfacher Wiederholung zeigen, markierten die schlesischen
Zinngiesser im allgemeinen jede Arbeit nur mit je einem Stadt- und Meisterstempel.
Ziemlich selten kommt in Schlesien die Vereinigung von Stadt- und Meisterzeichen in
einer Marke vor; siehe z. B. Nr. 467, 469, 729, 747. In den erst 1815 zu Schlesien
gekommenen Städten der Oberlausitz war nach den sächsischen Vorschriften und
Gepflogenheiten das Dreimarkensystem üblich.
Ausser der Probe zum Zwölften nennt die Breslauer Ordnung von 1533 noch die
Verarbeitung ,,geschlagens zynes“, für das sie vorschreibt, dass „dasselb gantz lautter
sey“; siehe S. 4. Dieselbe Bestimmung finden wir auch bei einigen auswärtigen
Kannengiesser-Statuten (z. B. Hintze, Nürnberger Zinngiesser, S. 1). In den schlesischen
Zinngiesserordnungen ist nirgends für lauter Zinn eine besondere Marke gefordert.
Aus der Mitte des 17. Jahrhunderts liegt ein Greiffenberger Stempel für lauter dar
Zinn vor; siehe Nr. 582. Ob derartige Marken in Schlesien weitere Verbreitung hatten,
muss vorläufig dahingestellt bleiben. Das Vorkommen einer solchen Marke in Greiffen-
berg erklärt sich leicht aus der nachbarlichen Lage des Ortes zu den Städten der
Oberlausitz; vgl. Hintze, Sächs. Zinng., S. XI. Mit dem Beginn des 18. Jahrhunderts
tauchen in Schlesien die für Qualitätszinn üblichen Marken mit gekrönten Rosen und
Engeln auf. Beide Arten scheinen anfangs nebeneinander hergegangen zu sein, später
überwiegen die Engelmarken. Die unter Nr. 268 und 288 abgebildeten Rosenmarken
zeichnen sich durch ungewöhnlich reiche Ausstattung aus und tragen, was im allge-
meinen nicht gar zu häufig vorkommt, durch die auf ihnen angebrachte Initiale W
auch einen direkten Hinweis auf die Stadt, in der sie verwendet wurden; siehe auch
die Engelmarke Nr. 836 mit dem Löwenberger Stadtwappen und die Feinzinnmarke
Nr. 306, bei der der Engel das Breslauer W in der rechten Hand hält. Die älteste
bekannte schlesische Feinzinnmarke mit einem Engel stammt aus dem Jahre 1717;
siehe Nr. 801. Die Vereinigung des Engels und der Rose auf einem Stempel kommt
bei einer Marke des Neisser Zinngiessers Johann Heinrich Obst im Jahre 1729 vor;
siehe Nr. 899.
Neben den Stadt-, Meister- und Feinzinnmarken finden sich noch Eichzeichen;
denn die Zinngiesser hatten die Pflicht, bei den als Maß dienenden Zinngefässen
auch das Eichen mit Gewissenhaftigkeit vorzunehmen. Im Jahre 1547 wurde vor dem
Breslauer Rate ein Kannengiesser vereidet, für die Weinhändler „an die Quartkannen
Zaepplin zu machen und auf die gericheten Weinmaß den Buchstaben W und darüber
eine Krone zu schlagen“ (Nikolaus Pol, Jahrbücher der Stadt Breslau, herausgegeben
von Büsching, III S. 137 f.). Eine mit diesen Vorschriften zusammenhängende Eich-
marke des 17. Jahrhunderts ist unter Nr. 246 a abgebildet. Eine Görlitzer Eichordnung
vom 3. Februar 1590 ist auf Seite 163 abgedruckt; nach dem Eichen soll das vom
,Rat bestimmte Stadtzeichen aufgeschlagen werden. Einige Frankensteiner, Hirsch-
berger und Saganer Eichmarken aus dem 18. Jahrhundert sind unter Nr. 419 c, 644 b
und 1024 wiedergegeben.
 
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