soneri. Diese “Libri amicorum“ sind die Vorläufer der Alben der
Salons10.
Aus all dem geht jedenfalls deutlich hervor, daß Marie de
Cie ves die Besitzerin von U gewesen ist, eine Tatsache, die ge-
stattet, U zwischen 1440 und 1465 zu datieren11/12/13.
IV.
V ist als eine Schwesterhandschrift von U anzusehen. Beide
stimmen in Text, Kürzungen, Orthographie überein. Die Schrift-
typen sind sehr ähnlich. Die Technik der Initialen und Rand-
leisten ist dieselbe.
Aus den Wappen, die sich in den Randleisten auf fol. 1 recto,
fol. 7 recto, fol. 27 verso befinden, geht hervor, daß die Handschrift
für Jean d’A ngouleme und seine Gemahlin Marguerite
de Rohan angefertigt wurde14. Die Entstehungszeit von V liegt
also zwischen 1445 und 1467, d. h. V ist entweder gleichzeitig mit
U geschrieben oder, wie mit noch größerer Wahrscheinlichkeit an-
genommen werden darf, wenige Jahre später mit U kopiert worden.
Auf den Schmutzblättern ist ebenfalls eine Reihe interessanter Sig-
naturen, z. T. dieselben wie in U, u. a. “Rien ne m’est plus Cleves“.
Auch C h a m p i o n15 bezeichnet V als Eigentum von Jean
d’A ngouleme. Allerdings in dem “Inventoire des livres trouvez
en l’armoire du retrait de feuz Monseigneur, que Dieu absoille;
10 Champion, Pierre, Un über amicorum du XVe siede, Revue
des Bibliotheques 1910. In diesem Aufsatz hat Champion eine ausführ-
liche Erläuterung der Signaturen in U gegeben, sodaß hier nicht weiter
darauf eingegangen zu werden braucht.
11 Denn Charles d’Orleans, der 1415 bei Azincourt gefangen-
genommen wurde, kehrte erst nach 25 Jahren aus der englischen Gefangen-
schaft zurück (1440) und vermählte sich in demselben Jahre mit Marie
de Cleves. (Der Heiratsantrag wurde am 16. November 1440 in St. Omer
signiert, die Hochzeit fand am 26. November statt.)
12 In dem Inventar, das nach Maries Tode 1487 in Chauny von
ihren Büchern aufgefunderi wurde (Bibi. Nät. ms. fr. 22335, fol. 263—64)
wird ein Exemplar des “Livre des quatre Dames“ angeführt, das C h a m -
pion als Bibi. Nat. ins. fr. 20026 identifiziert. Champion, P., La Librai-
rie de Charles d’Orleans, Paris 1910, p. 116.
13 Im 18. Jahrhundert wurde U in dem Fonds von Saint-Germain des
Pres (n. 2045) wiedergefunden und dann der Biblioteque Nationale einver-
leibt.
14 Jean d’A ngouleme, der jüngste Bruder von Charles d’O r -
I e a n s, befand sich 33 Jahre in englischer Gefangenschaft. Er wurde 1412
als Geisel nach England gebracht und kehrte erst 1445 nach Frankreich
zurück. 1449 vermählte er sich mit Marguerite de Rohan, der
Tochter von Alain IX. Er starb am 30. April 1467 in Cognac.
15 Champion, Pierre, La Librairie de Charles d’Orleans, Paris
1910, p. 121.
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Salons10.
Aus all dem geht jedenfalls deutlich hervor, daß Marie de
Cie ves die Besitzerin von U gewesen ist, eine Tatsache, die ge-
stattet, U zwischen 1440 und 1465 zu datieren11/12/13.
IV.
V ist als eine Schwesterhandschrift von U anzusehen. Beide
stimmen in Text, Kürzungen, Orthographie überein. Die Schrift-
typen sind sehr ähnlich. Die Technik der Initialen und Rand-
leisten ist dieselbe.
Aus den Wappen, die sich in den Randleisten auf fol. 1 recto,
fol. 7 recto, fol. 27 verso befinden, geht hervor, daß die Handschrift
für Jean d’A ngouleme und seine Gemahlin Marguerite
de Rohan angefertigt wurde14. Die Entstehungszeit von V liegt
also zwischen 1445 und 1467, d. h. V ist entweder gleichzeitig mit
U geschrieben oder, wie mit noch größerer Wahrscheinlichkeit an-
genommen werden darf, wenige Jahre später mit U kopiert worden.
Auf den Schmutzblättern ist ebenfalls eine Reihe interessanter Sig-
naturen, z. T. dieselben wie in U, u. a. “Rien ne m’est plus Cleves“.
Auch C h a m p i o n15 bezeichnet V als Eigentum von Jean
d’A ngouleme. Allerdings in dem “Inventoire des livres trouvez
en l’armoire du retrait de feuz Monseigneur, que Dieu absoille;
10 Champion, Pierre, Un über amicorum du XVe siede, Revue
des Bibliotheques 1910. In diesem Aufsatz hat Champion eine ausführ-
liche Erläuterung der Signaturen in U gegeben, sodaß hier nicht weiter
darauf eingegangen zu werden braucht.
11 Denn Charles d’Orleans, der 1415 bei Azincourt gefangen-
genommen wurde, kehrte erst nach 25 Jahren aus der englischen Gefangen-
schaft zurück (1440) und vermählte sich in demselben Jahre mit Marie
de Cleves. (Der Heiratsantrag wurde am 16. November 1440 in St. Omer
signiert, die Hochzeit fand am 26. November statt.)
12 In dem Inventar, das nach Maries Tode 1487 in Chauny von
ihren Büchern aufgefunderi wurde (Bibi. Nät. ms. fr. 22335, fol. 263—64)
wird ein Exemplar des “Livre des quatre Dames“ angeführt, das C h a m -
pion als Bibi. Nat. ins. fr. 20026 identifiziert. Champion, P., La Librai-
rie de Charles d’Orleans, Paris 1910, p. 116.
13 Im 18. Jahrhundert wurde U in dem Fonds von Saint-Germain des
Pres (n. 2045) wiedergefunden und dann der Biblioteque Nationale einver-
leibt.
14 Jean d’A ngouleme, der jüngste Bruder von Charles d’O r -
I e a n s, befand sich 33 Jahre in englischer Gefangenschaft. Er wurde 1412
als Geisel nach England gebracht und kehrte erst 1445 nach Frankreich
zurück. 1449 vermählte er sich mit Marguerite de Rohan, der
Tochter von Alain IX. Er starb am 30. April 1467 in Cognac.
15 Champion, Pierre, La Librairie de Charles d’Orleans, Paris
1910, p. 121.
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