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Hirschmann, Otto; Goltzius, Hendrick [Ill.]
Hendrick Goltzius als Maler: 1600 - 1617 — Quellenstudien zur holländischen Kunstgeschichte, Band 9: Haag: Martinus Nijhoff, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.62429#0058
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40

GOLTZIUS.

zu konkurrieren. Tilmans sucht seinen Misserfolg zu beschöni-
gen durch den für uns ebenfalls wertvollen Hinweis auf den
schlechten Zustand des Altars. Allerdings hat er sich hiebei
vielleicht von einem ähnlichen Gefühl leiten lassen, wie der
Huchs, dem die Trauben zu sauer waren. Doch muss immer-
hin einiger Grund hinter der Anklage gesteckt haben, da
er ja auch die Schadhaftigkeit des andern Bildes hervorhebt,
dessen Erwerbung ihm in der Folge gelingen sollte.
Goltzius ist übrigens, in Gemeinschaft mit Karel van
Mander, schon einmal den Agenten des Kaisers hindernd in
den Weg getreten, als es sich um die Veräusserung von
Lukas’ Altar des jüngsten Gerichts durch die Stadtväter
von Leiden handelte. Damals war es Hans von Achen, der
sich für den Kaiser erfolglos um das berühmte Triptychon
bemühte. „Aus dem Briefwechsel, den der Maler mit dem
bekannten Kupferstecher Johann Muller und dem Grafen
Simon von Lippe im Haag im Jahre 1602 führte, geht
hervor, dass der Bat (von Leiden) trotz der Fürsprache des
Prinzen Moritz von Oranien sich weigerte, das Bild dem
Kaiser zu überlassen. Wie Muller dem Grafen Lippe mit-
teilte, hatten die Maler Goltzius und van Mander den Kat
in diesem Sinn beeinflusst.” 1 2) Dülberg 3) will das Zer-
schlagen der Kaufverhandlungen mit den von ihm als
wahrscheinlich nachgewiesenen unklaren Eigentumsansprü-
chen, die sowohl der Bat der Stadt als die Erben des
Stifters gleichermassen auf den Altar hatten, erklären.
Nun scheint mir aber, dass gerade eine vorteilhafte Ver-
äusserung des Streitobjekts — der Kaiser wollte den ganzen
grossen Altar mit Golddukaten bedecken 4) — am ehesten
zu einer beide Teile befriedigenden Einigung hätte führen

1) Es war das kleine, heute der Münchener Pinakothek gehörende
Marienaltärchen (Kat. 1913 Nr. 148).
2) So R. A. Peltzer (Hans von Achen, a. a. O. S. 106), der seiner-
seits verweist auf Nrn. 6—-9 der Beilage V aus dem fürstlich lippischen
Archiv in Detmold.
3) Rep. f. Kunstwissenschaft XXII 1899 S. 34.
4) Vergl. J. J. Orlers, Beschrijvinge der stad Leyden. Leyden 1614 S. 115.
 
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