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Hirt, Aloys Ludwig
Die Baukunst nach den Grundsätzen der Alten (Text) — Berlin, 1809

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https://doi.org/10.11588/diglit.1740#0028
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— 6 —

das Wesen der Baukunst fest begründen, und der architektonischen Vernunft jene sichern
Basen geben lassen, vermöge welcher sie in den Stand gesetzt wird, in ihrem Gebiete sich
frey zu bewegen.

Zwejter Abschnitt.

Von den allgemeinen Erfordernissen der Festigkeit.

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§. 1. Fest bauen heifst nichts anders, als mit jedem gegebenen Material die beste Ver-
bindung aller Theile zum Ganzen, und dadurch die längste Dauer mit Anwendung der ein-
fachsten Mittel, und der geringsten Unkosten bewirken. — Nicht jedem Baumeister steht
es frey, die Wahl der Materialien selbst zu treffen, sondern er mufs mit denen bauen,
welche das Land und das Vermögen ihm reichen. Aber auch da, wo man unter den Mate-
rialien wählen kann, hängt es wesentlich von der Kenntnifs und dem richtigen Gebrauch
derselben ab, einen Bau verhältnifsmäfsig dauerhaft und tüchtig zu führen. Von der
Festigkeit läfst sich nur beziehungsweise sprechen; so kann man dauerhaft in Lehm und
schwach in Marmor bauen. Nach dem Material ist auch der Grad der Dauerhaftigkeit zu
beurtheilen. Ferner ist die Festigkeit mit den einfachsten Mitteln, und verhältnifsmäfsig
geringsten Unkosten zu bewirken. Hier ist also erstlich Rücksicht auf die Ersparung des
Materials zu nehmen; eine Mauer z. B. von sechs Fufs in der Dicke, da wo nur eine Mauer
von drey Fufs Stärke erforderlich ist, wäre zuverlässig dauerhaft. Allein wäre ein solches
Uebermafs von Festigkeit nicht Verschwendung, und verriethe es nicht Unwissenheit von
Seiten dessen, der den Bau führet? — Zweytens mufs man mit Zeit und Menschenkraft
sparsam zu verfahren suchen. Jenes geschieht, wenn alles zu seiner Zeit, und in gehöriger
Ordnung angefangen, herbeygeschaft, bearbeitet und construirt wird, dieses, wenn man
nicht durch die Menge von Menschenhänden zu erzwingen suchet, was sich viel leichter und
kürzer durch zweckmäfsige Maschinen bewerkstelligen läfst.

§. 2. Mannigfaltig sind daher die Kenntnisse und Rücksichten, welche der Baumeister
haben mufs, wenn er die Bedingungen, welche wir unter dem Begriff der Festigkeit ver-
langen, in jedem Falle gehörig erfüllen soll. Erstlich ist Rücksicht zu nehmen auf den Him-
melstrich, ob derselbe heifs, trocken, feucht, regnerisch sey, -oder ob er hauptsächlich von
Schnee und Frost leide. In den Gegenden nahe der heifsen Zone hat man die Gebäude ge-
gen das Uebermafs der Hitze, gegen periodische Regengüsse und Windstöfse zu schützen.
In den Nordländern mufs man mehr der Kälte, und den Nachtheilen des Frostes entgegen
arbeiten. In mildern Himmelstrichen, wie in Aegypten, wo die Luft immer heiter ist, be-
dürfen die Gebäude nur Schutz von oben gegen die Sonne. Zweytens bedarf es nicht selten
der Rücksicht auf eine besondere Lage, wodurch nur eine oder die andere Seite eines Baues
den schädlichen Einwirkungen ausgesetzt ist. So giebt es Winde und Stürme, welche nur
aus einer bestimmten Himmelsgegend herwehen, und bald durch ihre Heftigkeit, bald durch
das Andringen starker Regen oder durch das Herbeyführen ätzender Feuchtigkeiten, oder
auch des Flugsandes, auf einen Bau nachtheilig wirken, wenn man bey der ursprünglichen
Anlage die erforderlichen Vorkehrungen dagegen versäumt hat. Eine andere Vorsicht ver-
langen die Gegenden, welche, wie z. B. Kalabrien, öftern Erderschütterungen unterworfen
sind. Drittens ist die Natur des Bodens in Betracht zu ziehen: ob er locker, fest, uneben,
abschüfsig sey; ob die Fundamente im Sumpf oder im Wasser zu legen sind. Nach der
Natur des Grundbaues mufs sich die Last und die Höhe des darauf zu setzenden Gebäudes
richten.

§• 3» Hauptsächlich wird von dem Architekten eine genaue Kenntnifs von der Natur

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