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nischen, worauf das Schöne doch wesentlich beruht, befafst er sich nicht, es sey denn, dafs
das Glück ihn in Stand setzte, selbst bauen zu lassen.
Zu den Bauhandwerkern zählen wir alle diejenigen, welche mit irgend einem Theil der
Ausführung an einem Baue sich abgeben, und unter der Leitung und nach den Zeichnungen
eines Baumeisters unmittelbar arbeiten, wie die Steinmetzen, die Ziegler, die Maurer, die
Zimmerleute, die Tischler, die Schnitzer, die Stuccoarbeiter und Tüncher, die Pflasterer und
Estrichverfertiger, die Erzgiefser, die Schlösser u. s. w. Von dem Stande der Architektur, das
ist, von dem Grade des Unterrichtes und der Kenntnisse der Architekten selbst hängt ge-
wöhnlich auch die Geschicklichkeit der Bauhandwerker ab; denn diese Gewerke denken nicht
selbst: sie lernen nur machen, nur ausführen. Es kommt also wesentlich auf den Geist des
Baumeisters an, der die Hände so vieler Classen von Arbeitern in Bewegung setzt. Keines
dieser Gewerke erfordert besondere Naturanlagen, oder weitläuftigen Unterricht, sondern nur
Geschicklichkeit, welche der verständige Fleifs, die Leitsamkeit und die anhaltende Uebung
giebt. Es ist indessen sehr wünschenswerth, dafs die Meister dieser Gewerke nach dem in-
dividuellen Bedürfnifs auch im Zeichnen bewandert seyn, doch mehr um die Entwürfe des
Architekten richtig zu verstehen, als um selbst zu erfinden. Ueberhaupt mufs der Handwer-
ker sich bescheiden, und keine Baue für sich unternehmen, wenn es nicht gerade solche
Normalbaue sind, wo keine erheblichen Fälle von höherer Ansicht und Zweckmäfsigkeit vor-
kommen.
Der Empiriker in der Baukunst oder der Baupraktiker verhält sich zum Architekten,
wie der Liebhaber zum Kenner. Ohne irgend eine Schule oder einen gründlichen Unter-
richt in der Baukunst fehlt es ihm bald an den erforderlichen Fertigkeiten, bald an den
nöthigen Hülfswissenschaften; bald soll ihm die eine oder die andere Hülfswissenschaft
die Kunst selbst ersetzen. So mischt sich der Empiriker in das Bauwesen und in die Lei-
tung jeder Art von Gebäuden. Er verläfst sich zum Theil auf die gewöhnlichen Praktiken,
zum Theil auf die Geschicklichkeit der Bauhandwerker, und anstatt selbst zu erfinden setzt
er seine Entwürfe aus den Rissen anderer nothdürftig zusammen. Dergleichen materielle
Praktiker hat es zu allen Zeiten gegeben, welche unter dem Namen von Baumeister sich zu
jeder Art von Bauführung hindrängen. Sie sind die Plage und das Unheil in der Baukunst,
wie der Empiriker in der Heilkunde oder der Rabulist in der Rechtsverwaltung. Je weni-
ger die bessern Grundsätze in einem Lande verbreitet sind, desto häufiger finden sie sich
ein. Das einzige Mittel, einem solchen Unheil zu steuern, sind Bauschulen, wo die Kunst
in ihrem weitesten Umfange gelehrt und streng darauf gehalten wird, keinem das Prädicat
Architekt zu geben, der nicht vollständige Beweise von seinen Kenntnissen und Fertigkeiten
in den erforderlichen Fächern abgelegt hat.
Von dem Charakter des Architekten haben wir bereits im ersten Abschnitte gesprochen.
Wir haben in allgemeinen Umrissen die Erfordernisse näher bezeichnet, welch« die Kunst
an ihn machet. Es geht daraus hervor, dafs ohne die sorgfältigste Erziehung und ohne die
ausgezeichnetsten Naturgaben der vollkommene Architekt eben so wenig denkbar ist, als der
vollendete Bildner. Der Baumeister mufs einen durch mancherley Kenntnisse und Erfahrung
eben so gereiften Verstand, als schöpferische Phantasie, eben so viel Besonnenheit, als Erfin-
dungskraft, eben so viel Schönheitsgefühl, als Tiefe des Urtheiles besitzen. Durch ein gründ-
liches Studium mit den Grundsätzen und Regeln der Kunst im allgemeinen vertraut, weifs
er in jedem vorkommenden Falle das Passende und Schickliche zu wählen. Jeder Bau, den
er führt, erhält seine eigenthümliche Physiognomie; denn so wie es nicht zwey Menschen
giebt, die vollkommen dieselbe Bildung haben, so kann es auch nicht zwey Gebäude, die
gerade sich in allem gleich sind, geben. Ein anderes Lokal, eine kleine Veränderung in
der Bestimmung, eine andere Himmelsgegend, eine geringe Veränderung in den Maafsver-
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nischen, worauf das Schöne doch wesentlich beruht, befafst er sich nicht, es sey denn, dafs
das Glück ihn in Stand setzte, selbst bauen zu lassen.
Zu den Bauhandwerkern zählen wir alle diejenigen, welche mit irgend einem Theil der
Ausführung an einem Baue sich abgeben, und unter der Leitung und nach den Zeichnungen
eines Baumeisters unmittelbar arbeiten, wie die Steinmetzen, die Ziegler, die Maurer, die
Zimmerleute, die Tischler, die Schnitzer, die Stuccoarbeiter und Tüncher, die Pflasterer und
Estrichverfertiger, die Erzgiefser, die Schlösser u. s. w. Von dem Stande der Architektur, das
ist, von dem Grade des Unterrichtes und der Kenntnisse der Architekten selbst hängt ge-
wöhnlich auch die Geschicklichkeit der Bauhandwerker ab; denn diese Gewerke denken nicht
selbst: sie lernen nur machen, nur ausführen. Es kommt also wesentlich auf den Geist des
Baumeisters an, der die Hände so vieler Classen von Arbeitern in Bewegung setzt. Keines
dieser Gewerke erfordert besondere Naturanlagen, oder weitläuftigen Unterricht, sondern nur
Geschicklichkeit, welche der verständige Fleifs, die Leitsamkeit und die anhaltende Uebung
giebt. Es ist indessen sehr wünschenswerth, dafs die Meister dieser Gewerke nach dem in-
dividuellen Bedürfnifs auch im Zeichnen bewandert seyn, doch mehr um die Entwürfe des
Architekten richtig zu verstehen, als um selbst zu erfinden. Ueberhaupt mufs der Handwer-
ker sich bescheiden, und keine Baue für sich unternehmen, wenn es nicht gerade solche
Normalbaue sind, wo keine erheblichen Fälle von höherer Ansicht und Zweckmäfsigkeit vor-
kommen.
Der Empiriker in der Baukunst oder der Baupraktiker verhält sich zum Architekten,
wie der Liebhaber zum Kenner. Ohne irgend eine Schule oder einen gründlichen Unter-
richt in der Baukunst fehlt es ihm bald an den erforderlichen Fertigkeiten, bald an den
nöthigen Hülfswissenschaften; bald soll ihm die eine oder die andere Hülfswissenschaft
die Kunst selbst ersetzen. So mischt sich der Empiriker in das Bauwesen und in die Lei-
tung jeder Art von Gebäuden. Er verläfst sich zum Theil auf die gewöhnlichen Praktiken,
zum Theil auf die Geschicklichkeit der Bauhandwerker, und anstatt selbst zu erfinden setzt
er seine Entwürfe aus den Rissen anderer nothdürftig zusammen. Dergleichen materielle
Praktiker hat es zu allen Zeiten gegeben, welche unter dem Namen von Baumeister sich zu
jeder Art von Bauführung hindrängen. Sie sind die Plage und das Unheil in der Baukunst,
wie der Empiriker in der Heilkunde oder der Rabulist in der Rechtsverwaltung. Je weni-
ger die bessern Grundsätze in einem Lande verbreitet sind, desto häufiger finden sie sich
ein. Das einzige Mittel, einem solchen Unheil zu steuern, sind Bauschulen, wo die Kunst
in ihrem weitesten Umfange gelehrt und streng darauf gehalten wird, keinem das Prädicat
Architekt zu geben, der nicht vollständige Beweise von seinen Kenntnissen und Fertigkeiten
in den erforderlichen Fächern abgelegt hat.
Von dem Charakter des Architekten haben wir bereits im ersten Abschnitte gesprochen.
Wir haben in allgemeinen Umrissen die Erfordernisse näher bezeichnet, welch« die Kunst
an ihn machet. Es geht daraus hervor, dafs ohne die sorgfältigste Erziehung und ohne die
ausgezeichnetsten Naturgaben der vollkommene Architekt eben so wenig denkbar ist, als der
vollendete Bildner. Der Baumeister mufs einen durch mancherley Kenntnisse und Erfahrung
eben so gereiften Verstand, als schöpferische Phantasie, eben so viel Besonnenheit, als Erfin-
dungskraft, eben so viel Schönheitsgefühl, als Tiefe des Urtheiles besitzen. Durch ein gründ-
liches Studium mit den Grundsätzen und Regeln der Kunst im allgemeinen vertraut, weifs
er in jedem vorkommenden Falle das Passende und Schickliche zu wählen. Jeder Bau, den
er führt, erhält seine eigenthümliche Physiognomie; denn so wie es nicht zwey Menschen
giebt, die vollkommen dieselbe Bildung haben, so kann es auch nicht zwey Gebäude, die
gerade sich in allem gleich sind, geben. Ein anderes Lokal, eine kleine Veränderung in
der Bestimmung, eine andere Himmelsgegend, eine geringe Veränderung in den Maafsver-
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