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Die Höhe der Sitzstufen soll nicht minder als Fünfzehn, und nicht mehr als sechzehn und
einen halben Zoll, die Breite derselben nicht mehr als drittehalb, und nicht minder als zwey
Fufs betragen." Nun pflegten zwischen d«n Sitzstufen von Weite zu Weite Treppen hinauf-
und herabzulaufen, und zwar (wie wir noch allgemein aus den auf uns gekommenen Ueber-
resten dieser Art wahrnehmen) war die Einrichtung so, dafs die Sitzstufe gerade die Höhe
und Breite von zwey Treppenstufen einnahm. Dergestalt hatte die Stufe der Theatertreppe
nach Vitruv in der Höhe nicht minder als achtehalb, und nicht mehr als acht und ein vier-
tel Zoll: die Breite des Auftrittes der Stufe aber betrug nicht minder als einen Fufs, und
nicht mehr als einen Fufs und drey Zoll, -
Diese abweichenden Verhältnisse der Stufenhöhe zur Breite des Auftrittes, welche sich.
aus Vitruv ergeben, finden wir auch in den mancherley Ueberresten antiker Treppen. Es
giebt deren, wo die Stufen über zehn Zoll, und andere, wo sie nur vier bis fünf Zoll hoch
sind. Einige dieser Treppen steigen sich sehr gelinde, andere dagegen sind unbequem und
ermüdend. Wir ersehen also weder aus Vitruv, noch aus den Monumenten, dafs die Alten
irgend eine feste Norm für den Treppenbau befolgten.
Auch ist mir nicht bekannt, dafs bey den Neuern etwas Festes und Gesetzliches darüber
angenommen wäre. Indessen trift man selten auf eine Stufenhöhe von neun, zehn, und noch
mehr Zoll, wie dies der Fall oft bey den Alten war. Die Neuern nehmen gern für die Stei-
gung, oder die Höhe der Stufe sechs Zoll, und für die wagerechte Breite des Auftrittes zwölf
Zoll an. Dies Verhältnifs ist wie eins zu zwey; und in gegenwärtigem Falle giebt es auch
wirklich bequeme Treppen; allein als Norm für die Treppenanlage kann ein solches Ver-
hältnifs nicht angenommen werden.
Es giebt Treppen zum Beyspiel, wo die Höhe der Stufe kaum vier und fünf Zoll be-
trägt, und wieder andere, wo die Stufenhöhe auf sieben und acht Zoll steigt. Indessen sind
Treppen mit niedrigen Stufen von vier und fünf Zoll nicht immer bequem, und dagegen
mit hohen Stufen von sieben und acht Zoll nicht geradezu unbequem. Hieraus ersieht man,
dafs es bey dem Treppenbau nicht blofs auf die Stufenhöhe, sondern hauptsächlich auf ein
richtiges Verhältnifs der Breite des Auftrittes zur Stufenhöhe ankommt. Je geringer die Stu-
fenhöhe, desto stärker rnufs die Breite des Auftrittes seyn, und umgekehrt: je höher die Stu-
fen, desto geringer die Breite des Auftrittes. Das richtige Verhältnifs, scheint es, mufs hier*
über von dem Mechanismus unseres Körpers selbst entnommen werden, das ist: von dem
menschlichen Schritt. Da aber nach dem Alter, dem Geschlechte, der Gröfse und der Ge-
wohnheit das Schreiten verschieden ist, so kann hiebey nur der mittlere Schritt als Normal-
maafs dienen, und dieser wird bey dem Fortschreiten auf einer wagerechten Ebene, wo der
Körper weder getragen, noch gehalten zu werden bedarf, auf 24 Zoll oder zwey Fufs ange-
nommen. Da nun bey dem Steigen einer Treppe der Körper nicht nur fortbewegt, sondern
zugleich auch gehoben werden mufs, so giebt die Erfahrung, dafs, wenn man seinen Schritt
beym Treppensteigen nicht über das Gewöhnliche anstrengen will, man von dem Maafse der
24 Zoll so viel abziehen mufs, als die Höhe der Stufe Zolle beträgt; und der Ueberrest der
Zolle wird dann zur Breite des wagerechten Auftrittes genommen. Nach dieser Norm sey
z. B. die Höhe der Stufe 6 Zoll, und 6 Zoll der Abzug; so bleibt von der Totalsumme der
24 Zoll noch 12 Zoll für die Breite des Auftrittes. Hieraus erfolgt, dafs je höher die Stuf eil
sind, desto geringer die Breite ihres Auftrittes und umgekehrt. Zur gröfsern Anschaulich-
keit setzen wir folgende Tabelle her:
Stufenhöhe wagerechter Auftritt
6 Zoll 12 Zoll
61 — n —
7 — 10 —
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Die Höhe der Sitzstufen soll nicht minder als Fünfzehn, und nicht mehr als sechzehn und
einen halben Zoll, die Breite derselben nicht mehr als drittehalb, und nicht minder als zwey
Fufs betragen." Nun pflegten zwischen d«n Sitzstufen von Weite zu Weite Treppen hinauf-
und herabzulaufen, und zwar (wie wir noch allgemein aus den auf uns gekommenen Ueber-
resten dieser Art wahrnehmen) war die Einrichtung so, dafs die Sitzstufe gerade die Höhe
und Breite von zwey Treppenstufen einnahm. Dergestalt hatte die Stufe der Theatertreppe
nach Vitruv in der Höhe nicht minder als achtehalb, und nicht mehr als acht und ein vier-
tel Zoll: die Breite des Auftrittes der Stufe aber betrug nicht minder als einen Fufs, und
nicht mehr als einen Fufs und drey Zoll, -
Diese abweichenden Verhältnisse der Stufenhöhe zur Breite des Auftrittes, welche sich.
aus Vitruv ergeben, finden wir auch in den mancherley Ueberresten antiker Treppen. Es
giebt deren, wo die Stufen über zehn Zoll, und andere, wo sie nur vier bis fünf Zoll hoch
sind. Einige dieser Treppen steigen sich sehr gelinde, andere dagegen sind unbequem und
ermüdend. Wir ersehen also weder aus Vitruv, noch aus den Monumenten, dafs die Alten
irgend eine feste Norm für den Treppenbau befolgten.
Auch ist mir nicht bekannt, dafs bey den Neuern etwas Festes und Gesetzliches darüber
angenommen wäre. Indessen trift man selten auf eine Stufenhöhe von neun, zehn, und noch
mehr Zoll, wie dies der Fall oft bey den Alten war. Die Neuern nehmen gern für die Stei-
gung, oder die Höhe der Stufe sechs Zoll, und für die wagerechte Breite des Auftrittes zwölf
Zoll an. Dies Verhältnifs ist wie eins zu zwey; und in gegenwärtigem Falle giebt es auch
wirklich bequeme Treppen; allein als Norm für die Treppenanlage kann ein solches Ver-
hältnifs nicht angenommen werden.
Es giebt Treppen zum Beyspiel, wo die Höhe der Stufe kaum vier und fünf Zoll be-
trägt, und wieder andere, wo die Stufenhöhe auf sieben und acht Zoll steigt. Indessen sind
Treppen mit niedrigen Stufen von vier und fünf Zoll nicht immer bequem, und dagegen
mit hohen Stufen von sieben und acht Zoll nicht geradezu unbequem. Hieraus ersieht man,
dafs es bey dem Treppenbau nicht blofs auf die Stufenhöhe, sondern hauptsächlich auf ein
richtiges Verhältnifs der Breite des Auftrittes zur Stufenhöhe ankommt. Je geringer die Stu-
fenhöhe, desto stärker rnufs die Breite des Auftrittes seyn, und umgekehrt: je höher die Stu-
fen, desto geringer die Breite des Auftrittes. Das richtige Verhältnifs, scheint es, mufs hier*
über von dem Mechanismus unseres Körpers selbst entnommen werden, das ist: von dem
menschlichen Schritt. Da aber nach dem Alter, dem Geschlechte, der Gröfse und der Ge-
wohnheit das Schreiten verschieden ist, so kann hiebey nur der mittlere Schritt als Normal-
maafs dienen, und dieser wird bey dem Fortschreiten auf einer wagerechten Ebene, wo der
Körper weder getragen, noch gehalten zu werden bedarf, auf 24 Zoll oder zwey Fufs ange-
nommen. Da nun bey dem Steigen einer Treppe der Körper nicht nur fortbewegt, sondern
zugleich auch gehoben werden mufs, so giebt die Erfahrung, dafs, wenn man seinen Schritt
beym Treppensteigen nicht über das Gewöhnliche anstrengen will, man von dem Maafse der
24 Zoll so viel abziehen mufs, als die Höhe der Stufe Zolle beträgt; und der Ueberrest der
Zolle wird dann zur Breite des wagerechten Auftrittes genommen. Nach dieser Norm sey
z. B. die Höhe der Stufe 6 Zoll, und 6 Zoll der Abzug; so bleibt von der Totalsumme der
24 Zoll noch 12 Zoll für die Breite des Auftrittes. Hieraus erfolgt, dafs je höher die Stuf eil
sind, desto geringer die Breite ihres Auftrittes und umgekehrt. Zur gröfsern Anschaulich-
keit setzen wir folgende Tabelle her:
Stufenhöhe wagerechter Auftritt
6 Zoll 12 Zoll
61 — n —
7 — 10 —