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37

Fünftes Kapitel
("Jen Medizinern gewidmet)
Morphologie: Gestalt der Szepter

Nun soll am Universitäts-Szepter dessen Gestalt Aarakterisiert werden.
Will man erfahren, was sich vom Standpunkt des Morphologen aus darüber
bisher ergeben hat, so sind diese Ergebnisse schnell aufgezählt. In dem
Sammelwerk Dns DeMfscMnnd untersAeidet Joseph Weiß
drei Typen: 1. den Heidelberger, mit architektonischer Bekrönung; 2. den
Greifswalder, bekrönt „mit einem von einer Krone umzogenen Kapitell",
d. h. ornamental, „mehr an englisches Vorbild angelehnt"; 3. den Frei-
burger, „gesAaffen durch Fortbildung der alten virga in der Gestalt des
HerrsAerszepters"?*. Hubert Graven erwähnt (ohne auf Weiß Be-
zug zu nehmen) den Weißs&en Typus 1 — mit architektonisAer Bekrö-
nung — als für Frankreich und Köln bezeugt und in Heidelberg erhalten?^;
außerdem einen kolbenförmigen Typus, der meines Erachtens mit den
Weißschen Typen 2 und 3 zu identifizieren ist?6; schließliA einem dritten,
von Weiß nicht berüAsichtigten Typus, die hölzerne virga??. — Die Ord-
nungsversuche von Weiß und von Graven bedeuten nicht mehr als bloß
ein erstes Abtasten des Forschungsfeldes. Eine systematische Auf-
gliederung des ganzen Stoffes bleibt noA zu leisten.
Man möAte dabei gern von den urkundlich bezeugten Be-
griffen ausgehen. Aber das erweist siA als untunlich. Denn die Begriffe
und werden in den Urkunden als Synonyme
gebrauAt. Nur der Begriff enthält einen präzisen Hinweis auf die
Szeptergestalt. DoA die Kolbenform können auA die anderen drei Begriffe
mitmeinen; Rute und Stab können sehr wohl einen verdi&ten oberen Ab-
sAluß gehabt haben, einen Knopf etwa, oder ein vegetabilisches Gebilde,
oder eine arAitektonische Bekrönung; das gilt erst recht von den scepfr%.
58 und Abb. 12 auf S. 27: Hellebarde, 240 cm lang; „an einer einfachen Holz-
stange, deren 52 cm lange, leider etwas besAädigte Eisenspitze seitlich einem
Beile ähnliA verbreitert ist, sind am oberen SAaffteile 10 Holzstäbe wie ein
Rutenbündel befestigt, von denen noA dreierlei versAiedene Geißeln herab-
hängen. Das seltene ReAtssymbol, das vermutliA bei feierliAen Aufzügen Ver-
wendung fand, wird naA unten durA eine Spitze, die zum Aufpflanzen der
Hellebarde dienen moAte, abgeschlossen". PÖLLNiTZ bezieht die Hellebarde auf
die Polizeigewalt des Rektors über Universitäts-Angehörige, die von den staat-
liAen und städtisAen Behörden wiederholt angefochten wurde.
?4 A. a. O., Band I, Berlin 1930, 715.
?s A. a. O., 1938, 392—94, 397, 399, 400.
?" Vgl. oben S. 37.
??A.a.O., 1938, 391/92, 393.
 
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