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AristliAer Gestalten läßt vermuten, daß dieses verlorene Szepter im 14.
oder 15. Jahrhundert entstanden sein muß. Sie ist typisch scholastisch, genau
wie die hinter ihr stehende Denkweise. EntspreAendc Kombinationen sind
charakteristisch für Gemälde- und Skulpturenzyklen dieser Jahrhunderte,
die den Aufbau der Wissenschaften unter AristliAen Aspekten darstellen;
Julius von SAlosser hat die wichtigsten italienisAen Zyklen dieser Art in
einem berühmten Aufsatz untersuAt und ihre literarischen Quellen naA-
gewiesen*°o. Mit dem Pariser Szepter ist höchstwahrscheinlich eine Wider-
spiegelung solcher monumentalen scholastischen Darstellungsprogrammc in
der Kleinkunst der Goldschmiede verloren gegangen.
Professoren kommen meines Wissens an Szeptern nur zweimal vor:
zuerst auf den Emails an den „nodi" des Heidelberger Artisten-Szepters von
1454; die Halbfiguren in sAwarzer mit weißem Bäffchen und
schwarzer Kappe dürfen als Universitäts-Professoren weltgeistlichcn Stan-
des angesproAen werden (Abb. 14); Heidelberger Professoren waren Stifls-
herren der KirAe Heiliggeist. Am Ingolstädter Artisten-Szepter von 1642
(MünAen) kniet in der Bekrönung vor der Muttergottes, der Wappenfigur
der Universität, ein Professor in geistlicher Tracht, wohl der Dekan der
Fakultät oder der derzeitige Rektor.
Weltliche Figuren finden sich an den Szeptern sehr viel seltener
als Figuren der diristlichen Vorstellungswelt. Den Übergang vom sakralen
Bereich zum weltlidten vermitteln die beiden spätgotisAen Szepter der Ar-
tisten in RostoA; auf der Bekrönung des einen steht ein Lautenspie-
ler, der wie ein Engel aussieht (Abb. 31), auf der Bekrönung des anderen
ein Violinspieler (wohl auch ein Engel); diese Gestalten haben hier
wohl nur eine dekorative Funktion; Musikerdarstellungen waren in der
profanen und in der AristliAen Kunst der Spätgotik gleich beliebt. Aber
der Rosto&er Fall bleibt eine Ausnahme. In der Regel haben auch die welt-
liAen Figuren an den Szeptern, genau wie die AristliAen, eine tiefere
Bedeutung. Auf den Sinngehalt, der den Szeptern als Rechtsdenkmälern
eignet, beziehen sich die Fürsten-Dar Stellungen. Bei der Be-
sprechung der Embleme ist darüber bereits das WesentliAe gesagt worden*^.
Diese bildlichen Darstellungen haben denselben Sinn wie die Embleme. Es
genügt deshalb, hier einfach noA einmal die einzelnen Fälle zu erwähnen.
Am Freiburger Artisten-Szepter von 1512 erscheinen drei Statuetten von
Mitgliedern des landesfürstliAen Hauses Habsburg: wahrscheinliA König/

1"" „Giusto's Fresken in Padua und die Vorläufer der Stanza della Segnatura"
(JahrbuA des AllerhöAsten Kaiserhauses, Wien, VII, 1896, 53 ff). — Uber die
beiden wiAtigsten Zyklen des 14. Jahrhunderts, den Reliefzyklus Giotto's am
Campanile des Florentiner Domes (1336 ff) und den Freskenzyklus des Andrea
Bonaiuti in der SpanisAen Kapelle zu Florenz (1365 ff) vgl. auA WALTER und
ELISABETH PAATZ, Die KirAen von Florenz, III, 1952, 387 f und 721 f.
Vgl. oben S. 18/19 ff.
 
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