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Hölscher, Uvo
Das Grabdenkmal des Königs Chephren — Leipzig, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.26793#0101
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68

Das Grabdenkmal des Königs Chephren.

Bei der Ausgrabung fanden wir die Nebenpyramide vollständig abgetragen. Nur
Reste von der Sockelschicht mit den Standspuren der Pyramide darauf waren erhalten. Dar-
nach sprang der Sockel 35 cm vor und war 26 cm hoch. Seine Oberseite hatte ein schwaches

Gefälle, die Vorderseite eine Böschung
von 78° (d. h. rd. 2:7 oder 1:4).

Die Grundkante der Pyramide war
20,10 m lang, also 40 Ellen. Von den
Bekleidungssteinen fanden wir noch 3
Stücke, an denen wir eine Pyramiden-
böschung von 530 bis 540 messen konnten,
also etwa denselben Winkel wie bei der
Chephrenpyramide 530 8 '.

Das Innere. Die Gang- und Kam-
meranlage ist besser erhalten, da sie zum
größten Teile unterirdisch im Felsen ausgehauen ist. Der Gang ist genau in der Nord-
südachse der Pyramide angelegt, begann in 1,7 m Höhe über dem Pflaster, senkte sich von
da aus hinab in einer Neigung, die etwas steiler ist als 1:2, und tauchte bald unter das

Pflasterniveau unter. Von hier an ist er er-
halten. Er hat einen quadratischen Querschnitt
von 2 Ellen Seitenlänge (105 cm). Auch die
Kammer ist in genauem Ellenmaß angelegt,

hoch. Die Wände sind ganz schmucklos,
genau so wie in der unteren Kammer der
Chephrenpyramide behandelt. Die rohe
Felsenwand ist vielfach mit einem dünnen
Putz überzogen. Nivellementslinien und Mittel-
achsen sind zahlreich zu sehen. Inschriftliches
konnten wir nicht mehr entdecken.

Im Gang steckt noch ein Kalksteinblock,
den man hineingestoßen hatte, um den Zu-
gang zu verrammeln. Die Grabräuber haben,
als sie eindrangen, nur eine Ecke von ihm
abgesprengt und sich dann durchgezwängt.
Die Kammer lag, als wir sie fanden,

Abb. 56. Sockelplatte der Nebenpyramide mit Standspur der ca j m hoch yoll Sand und Schutt. Sie muß
Pyramidenkante.

also wohl lange Zeit hindurch zugängig ge-
wesen sein. Ein Steinsarkophag stand nicht darin. Wenn jemals einer dagewesen wäre, so
hätten wir noch Trümmer davon finden müssen, denn er kann nicht durch die schmale Öff-
nung im Gang herausgebracht worden sein. Man wird die Königin also wohl nur in einem
Holzsarge beigesetzt haben. Unkenntliche Holzreste, die herum lagen, könnten davon stammen.
Vielleicht haben auch Fragmente von Rinderknochen, die sich dabei fanden, zu den Beigaben

nämlich 15 Ellen (= 7,86 m) lang, 5 Ellen
(= 2,63 m) breit und 4 Ellen (= 2,10 m)


Abb. 55. Sockelplatte der Nebenpyramide. Senkrechter Schnitt.
 
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