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Das Grabdenkmal des Königs Chephren.


Abb. 62. Senkrechter Schnitt durch ein
Versatzloch im Unterpflaster unter der
Kante eines Granitquaders.

ausgeschlossen war.

3. Das Versetzen von Werksteinen mit Hilfe von Zangen. Das Unterpflaster
des Tempels ist, wie ein Blick auf den Grundriß (Blatt XVIII) lehrt, übersäet mit Löchern,
die sich besonders zahlreich längs der Kanten der ehemaligen Granitbekleidung, und zwar

sowohl an den Vorderkanten wie an den Hinterkanten finden.
Die Mehrzahl dieser Löcher war, als wir sie fanden, sorg-
fältig mit Steinstücken in Gipsmörtel ausgeflickt (Abb. 62).
Das beweist, daß die Löcher nicht von der Zerstörung, son-
dern vom Bau des Tempels herrühren. Sie müssen also zum
Versetzen der Quader gedient haben.

Zuerst nahmen wir an, daß dies die Stellen seien, wo
man mit Hebebäumen oder Brechstangen unter die Quader
untergefaßt habe, um sie zurechtzurücken. Ein genaueres
Studium zeigte aber, daß Fälle Vorkommen, wo infolge des
beschränkten Platzes der Gebrauch einer längeren Stange
So z. B. der in Abb. 63 (e, 9) skizzierte Fall, wo zwischen dem Granit-
quader und dem zweifellos früher versetzten, aus ge-
waltigen Kalksteinquadern bestehenden Kernmauerwerk
nur 80 cm Zwischenraum bleiben. In solchen Fällen
müssen also die Versatzlöcher dazu gedient haben, daß
Zangen unter die Kanten der Steine untergreifen konnten.

Die alten Ägypter haben also die schweren
Granitblöcke mit Hilfe von Zangen versetzt, und,
das ist ein weiterer Schluß, müssen sich dazu ein-
facher Krahnkonstruktionen bedient haben. Nur
so war es möglich, die Steine genau in die beabsichtigte
Lage und mit so engem Fugenschluß gegen die Nach-
barsteine zu versetzen, daß auch kaum ein Papierblatt in

die Fuge zu schieben möglich ist.

Die Schwierigkeit bei der Verwendung von Zangen beruht natürlich darauf, die dazu er-
forderlichen Angriffspunkte zu schaffen. Man mußte also bei Zangen, die um die Kanten herum-
greifen, entweder in dem Unterpflaster entsprechende Ausarbeitungen
für die Schuhe oder Klauen der Zangen herstellen, oder an dem
Quader selber Löcher einarbeiten, beziehungsweise Bossen stehen
lassen, wo die Klauen unterfassen konnten.

Soweit genaue Beobachtungen noch möglich sind, konnten
wir drei verschiedene Gruppierungen von Versatzlöchern im Pflaster
unterscheiden.

a) Die Löcher finden sich paarweise einander gegenüber an
der Vorder- und Hinterkante des Quaders (Abb. 65 bei a).

b) Die Löcher stehen an der Vorder- und Hinterkante
Quaders, jedoch gegeneinander versetzt angeordnet (Abb. ,65

Abb. 63. Granitquader mit seinen Versatz
löchern vor dem Kernmauerwerk.

Abb. 64. Granitquader in der
Zange.

des
bei b).

c) Die Löcher finden sich nur an der Vorderkante.
 
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