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Hölscher, Uvo
Das Grabdenkmal des Königs Chephren — Leipzig, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.26793#0127
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VI. Einzelfunde.

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angehörigen Kopfe1 und der merkwürdige Bart mit spitzer Seitenansicht war für die von 1907
an gefundenen Mykerinosbilder typisch.

Somit sind heute fast alle damaligen Bedenken erledigt, und die wenigen, die noch
ausstehen, werden sich sicher in Zukunft noch erledigen, denn durch die Ausgrabung der
v. Sieglin-Expedition ist eine neue Tatsache aufgedeckt worden, die es unmöglich macht, die
Chephrenstatuen für Werke einer späten Epoche zu halten.

Die Ausgrabung hat nämlich außer den Standspuren der Statuen im alten Pflaster1 2 * * * * * —
die für Skeptiker noch nicht entscheidend zu sein brauchen — ergeben, daß der Torbau
bereits sehr frühzeitig seiner Granitfassade beraubt, und die so zerstörte Front bereits vor
dem neuen Reich vermauert worden ist, und daß davor hoch über dem alten Niveau Häuser
errichtet waren. Der Torbau war also in der Zeit, die für die Erneuerung der Statuen nur
in Frage kommen konnte, unzugänglich, jedenfalls von der Ostfront her, wo die beiden Haupt-
eingänge liegen. Auch der hintere, zum Aufgange zum eigentlichen Totentempel führende
Ausgang war damals nicht praktikabel; er zeigt nämlich dieselbe Zerstörung wie die Ost-
fassade und ist dem Versanden und Verschüttetwerden noch viel mehr ausgesetzt als diese.
Wäre dieser Ausgang zu irgendeiner Zeit einmal Haupteingang des Torbaues gewesen,
wie er es zwischen der Marietteschen und v. Sieglinschen Grabung war, so hätte man
hier zuerst restauriert. Es ist aber von irgendwelcher Wiederherstellungsarbeit dort nicht
die geringste Spur gefunden. Wir können also getrost sagen, daß der Torbau von einer
vor dem neuen Reiche liegenden Zeit an bis in Mariettes Tage nicht zugänglich, vermut-
lich sogar nicht einmal sichtbar gewesen ist. Es ist also ausgeschlossen, daß die bei der
ersten Ausgrabung dort gefundenen Statuen jünger sind als das neue Reich. Erneuerungen
in altem Stil sind aber vor dem neuen Reiche nicht bekannt, also sind die Statuen Werke
der Erbauer des Totentempels.

Mein damaliger Aufsatz war demnach verfehlt, aber nicht erfolglos. Hat er doch
manchen Fachgenossen gezwungen, sich Skulpturen genauer anzusehen, als es bis dahin Stil war.

Mariettes Leute hatten Reste von 9 mehr oder weniger vollständigen Statuen des
Chephren im Torbau seines Totentempels gefunden. Die v. Sieglin-Expedition wies die Standorte
für 23 Statuen und 4 Sphinxe im und am Torbau nach und machte die Plätze für mindestens
weitere 14 Statuen im eigentlichen Totentempel so gut wie sicher. Diese 41 Standbilder können
aber nur einen kleinen Teil der hier aufgestellt gewesenen Statuenmenge ausgemacht haben,
denn die Ausgrabung hat Hunderte von Fragmenten von Statuen herausgebracht, in allen
Dimensionen und in den verschiedensten Materialien, vom weichen Alabaster, härteren meta-
morphischen Schiefer bis zum Diorit, ja selbst XXasalt. Der Tempel muß bis zur Geschmack-
losigkeit voll von Statuen gewesen sein.

1) S. ÄZ. 41, 62.

2) Für den, der versuchen will, nach diesen Standspuren den Statuen wieder ihre alten Stellen zuzuweisen, werden

hier die Maße der Standflächen der im Kairener Museum befindlichen Stücke gegeben:

Nr. 9: 0,48 m breit, 0,70-)-x m lang Nr. 14: 0,51 m breit, 0.95 m lang

„ 10:0,44 „ „ o,72 „ „, vom abgerundet, „ 15:0,37,5,, „ 0,79 „ „

„ 11: 0,60 + x „ „ 0,40+ x „ „ „ 16:0,45 „ „ 0,50 + x,, „

„ 13: 0,45 „ „ 0,48 + x „ „ „ 17: 0,36 „ „ 0,65 +x „ „ .

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