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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 7): [Willem van de Velde, Johannes von de Cappelle, Ludolf Bakhuyzen, Aert van der Neer] — Esslingen, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.43141#0193
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Johannes van de Cappelle.

Johannes van de Cappelle wurde 1624 oder 1625 als Sohn eines
Färbers in Amsterdam geboren und am 22. Dezember 1679
ebenda begraben. Er hat sein ganzes Leben hindurch das Geschäft
seines Vaters beibehalten und wahrscheinlich nur in den Mußestun-
den, die ihm dieses ließ, die Malerei betrieben. Er war Autodidakt, wie
aus einem Gedichtchen, das Gebr. van den Eeckhout zu einer Zeichnung
von ihm verfaßte, hervorgeht. Trotzdem war er, wenn auch nicht
Schüler im eigentlichen Sinn, doch Nachahmer des Simon de Vlieger.
Dies beweisen seine Werke und wird durch sein Nachlaßinventar
bestätigt, in dem sich nicht nur eine Kopie von ihm nach de Vlieger,
sondern auch neun Gemälde und über 1350 Zeichnungen die-
ses Künstlers befanden. Auch von dem Haupt der älteren Generation
von Seemalern, Johannes Porcellis, der bereits 1632 gestorben war,
besaß van de Cappelle bei seinem Tode zahlreiche — sechs-
zehn — Werke. Desgleichen von Jan van Goyen (zehn Gemälde
und über vierhundert Zeichnungen) und Hendrik Avercamp (fast neun-
hundert Zeichnungen).
Van de Cappelle besaß bei seinem Tode eine Jacht, womit er
wahrscheinlich seine Ausflüge auf den breiten holländischen Flüssen
machte, die er immer und immer wieder dargestellt hat. Denn obwohl
seine Gemälde „Seebilder“ oder „Marinen“ genannt zu werden pflegen,
sind es fast ohne Ausnahme Ansichten der breiten Binnenge-
gewässern und ihrer allmählich ins Meer übergehenden Mündungen.
Dies beweisen die Landungsbrücken im Vordergrund der meisten
Bilder und die jenseitigen Ufer, die man in den meisten Fällen am
Horizont bemerkt. Wenn er in einigen wenigen Fällen die breiten
Maas- und Schelde-Mündungen verläßt, so ist es fast nur um den
holländischen Strand mit seinen Dünen darzustellen. Auf die hohe
See selbst hat er sich wohl kaum gewagt, wenigstens nicht in seinen
malerischen Erzeugnissen.
Nach dem, was wir ferner von seinem Leben wissen, steht van de
Cappelle vor uns als ein ehrbarer, wohlhabender Fabrikant mit
einem blühenden Geschäft und mit geordneten finanziellen und
häuslichen Verhältnissen, der nicht nur mit feinem Sinn die
Kunst Anderer sammelt, sondern auch mit großem, für einen Mann
in seinen Verhältnissen sogar außerordentlichem Erfolg selber die
Malerei pflegt.
Was er selbst malte, muß er regelmäßig veräußert haben. Bei
seinem Tode fanden sich nur ein unvollendetes Gemälde, eine Skizze
(model) und fünf Bilder von ihm vor, eine sehr geringe Anzahl im
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Hofstede de Groot VII.
 
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