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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 7): [Willem van de Velde, Johannes von de Cappelle, Ludolf Bakhuyzen, Aert van der Neer] — Esslingen, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.43141#0253
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Ludolf Bakhuyzen wurde am 18. Dezember 1631 (alten Stils) zu
Emden in Ostfriesland geboren und starb am 7. November
1708 (neuen Stils) in Amsterdam, wo er am 12. desselben
Monats in der Westerkerk beerdigt wurde (Oud Holland III. S. 60).
Er war 1649 als Kommis nach Amsterdam gekommen und hat
sein ganzes Leben dort zugebracht. Zunächst arbeitete er im Geschäft
eines gleichfalls in Emden geborenen Kaufmannes Bartolotti. Er war
ein ausgezeichneter Buchhalter und hatte eine schöne Handschrift, gab
auch Unterricht in der Kalligraphie, die damals — man denke an
Lieven Coppenol — in Amsterdam wie eine der schönen Künste
geschätzt wurde. Allmählich wandte er sich der Zeichenkunst zu und
übte sich besonders im Zeichnen der Schiffe. Er hatte damit auch
pekuniär Erfolg und bekam bis zu hundert Gulden für eine Darstel-
lung. Diese Zeichnungen mögen wie die Schiffszeichnungen des alten
Willem van de Velde ausgesehen haben. Eine davon wird im
Amsterdamer Rijksmuseum aufbewahrt (Nr. 417: die Amsterdamer
Admiralitätswerft, Eichenholz 38X69). 1656 wird Bakhuyzen noch
Schreiblehrer genannt und bei seinen Verlobungen in den Jahren 1657
und 1660 wird er noch als Zeichner, erst bei der dritten im Jahre 1664 als
Maler bezeichnet. Dennoch muß er schon früher angefangen haben
Malunterricht zu nehmen, da wir von ihm datierte Bilder von 1658
ab besitzen. Seine Lehrer waren Allaert van Everdingen, der ihm
die Vorliebe für stark bewegtes Wasser beigebracht haben mag, und
Hendrik Dubbels, dem er das klare Kolorit seiner Jugendwerke, die
Vorliebe für Reflexe und für architektonisch aufgebaute Wolkenmassen
zu verdanken scheint. Nach Houbraken war jedoch seine größte
Lehrerin die Natur. Er begab sich immer und immer wieder, besonders
bei starkem Wind, ans Ufer des Y und der Zuiderzee und scheute
sich nicht, sich in kleinen Booten selbst aufs Wasser zu begeben, um
dort Eindrücke zu sammeln, die er, zu Hause angekommen, sofort
auf die Leinwand zu bringen versuchte. Dazu sperrte er sich in
seiner Werkstatt ein und ließ sich von niemandem stören. Seine Zeit-
genossen schätzten ihn sehr. Nach dem Wegzug Willem van de
Velde des jüngeren nach England war er bis zu seinem Tode un-
bestritten der erste Seemaler Amsterdams und ganz Hollands. Bereits
1665 bekam er einen großen Auftrag der Stadt Amsterdam für ein
Bild, das für ein Geschenk an den französischen Minister Marquis
de Lionne bestimmt war (vergl. Moes in Oud Holland XI S. 30 und ff.).
Später suchten ausländische Fürsten wie Czar Peter von Russland,
Friedrich I. von Preußen, Cosimo III. von Toskana*) und der
Kurfürst (Friedrich August?) von Sachsen, die nach Amsterdam kamen
ihn in seiner Werkstatt auf und kauften von ihm Bilder. Die letzten
•) Die von Geisenheimer veröffentlichten Notizen über den Aufenthalt dieses Fürsten
in Holland nennen den Namen unseres Künstlers nicht (Beiheft zum Jahrb. der königl.
Preuß. Kunsts. 1911).
 
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