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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 7): [Willem van de Velde, Johannes von de Cappelle, Ludolf Bakhuyzen, Aert van der Neer] — Esslingen, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.43141#0375
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Aert van der Neer wurde in Amsterdam nach seinen eigenen
Angaben 1603 oder 1604 geboren. In seiner Jugend stand
er im Dienst der Herren von Arkel in Gorinchen (Gorkum),
wo die Maler Rafael und Joachim Camphuysen, von deren Stil unser
Künstler beeinflußt wurde, wohnten. Vielleicht war er durch seine
Frau, Elisabeth Goverts, sogar mit ihnen verwandt, denn Qovert
war ein in der Familie Camphuysen wiederholt, sonst jedoch nicht
häufig vorkommender Vorname.
Van der Neer soll sich, wie Houbraken im Abschnitt über
dessen Sohn erzählt (III S. 172), zuerst nur als Dilettant in der Mal-
kunst geübt und erst später, als er sich in Amsterdam niederließ,
sich ganz ihr zugewandt haben...
Wir wissen nicht, ob die Übersiedelung nach Amsterdam der
Grund dazu war, oder ob er sich dorthin begab, weil er in Gorin-
chem nicht von der Malerei leben konnte. Ebensowenig wissen wir,
wann der Umzug erfolgte. Vermutlich war es um 1630 oder kurz
danach. Fest steht, daß sein Sohn Eglon Hendrik dort 1634 geboren
wurde1)- Diesen folgten in den Jahren 1638, 1640, 1642, 1648 und
1650 noch andere Kinder, von denen nur drei ihren Vater überlebten.
Van der Neer blieb bis zu seinem am 9. Nov. 1677 erfolgten
Tod in Amsterdam wohnhaft. Materiell ging es ihm schlecht. Von
dem Ertrag seiner Bilder konnte er offenbar nicht leben. In den
Jahren 1658 bis Ende 1662 hielt er eine Weinkneipe in der Kalver-
straat, für die er die für damals sehr hohe Jahresmiete von 1100
Gulden zahlen mußte und in der er im Dezember 1662 bankerott
machte. 1663 wurde er rehabilitiert. Später hören wir nichts mehr
von ihm bis zu seinem Tod. Er bewohnte einige Zimmer in einem
Haus in der Kerkstraat, und sein ärmlicher Nachlaß, im Gesamtwert
von 281 Gulden brutto, wurde von den Kindern nur unter dem
Benefiz der vorherigen Inventarisierung übernommen2).
Bei dieser Gelegenheit wurde van der Neer wieder Kunstmaler,
nicht etwa Wirt genannt. Er scheint daher nach seinen unglücklichen
Versuchen in den Jahren 1658—1662 zur Malerei zurückgekehrt zu sein.
Zu diesem Schluß kommen wir auch, wenn wir den Umfang
des von ihm hinterlassenen Lebenswerkes in Betracht ziehen. Seine
Jugendperiode beginnt für uns mit dem 1635 datierten Bild im Will-
stach Museum in Philadelphia. Mit dem 1646 datierten Bild der
Sammlung Max Fiersheim (früher Sammlung Schubart) hat er seine
volle Reife erreicht. Aus der jetzt folgenden Blütezeit stammt fast
unser ganzer Bilderbesitz, der viel zu umfangreich ist, um in den

S. 567.

’) Vergl. den betr. Abschnitt im fünften Band dieses Werkes.
*) Die Dokumente bei Bredius in Oud Holland XVIII 1900 S. 71 und ff., XXVIII 1910
 
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