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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 7): [Willem van de Velde, Johannes von de Cappelle, Ludolf Bakhuyzen, Aert van der Neer] — Esslingen, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.43141#0195
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Johannes van de Cappelle. 179
so, daß zwischen ihnen reizvolle Durchblicke nach dem Horizont
entstehen, wodurch die Idee der unendlichen Wasserfläche bewahrt
bleibt Das jenseitige Ufer deutet er deshalb nur ganz bescheiden
an einer der beiden Seiten des Bildes an. In seiner Vorliebe für
Spiegelungen der Schiffe im Wasser geht er weiter als van de Velde
und nähert er sich Dubbels. Seine Horizonte liegen im Allgemeinen
niedriger als bei van de Velde; der Raum der den Himmel einnimmt
wird dadurch größer. Dieser ist immer mit schön geformten,
von der Sonne beleuchteten Wolken bedeckt Blaue Stellen, durch
die W. van de Velde einen wirksamen Gegensatz erreicht, sind bei
van de Cappelle selten. Diese Wolkenbildungen und die dadurch
erzeugten Effekte bilden einen Hauptreitz seiner Gemälde. Auf einigen
wenigen Bildern malt er die Sonne selbst, wie sie noch gerade durch
die dunstige Atmosphäre durchblickt, ein Wagstück, das zu seiner
Zeit nur Claude Lorrain und in der modernen Kunst zuerst Daubigny
mit Erfolg versucht hat. Er erreicht den Effekt, daß der Beschauer
der sich in die Betrachtung eines solchen Bildes vertieft hat, beim
Umsehen zu seinem Erstaunen bemerkt, daß es draußen regnet.
Alle diese Eigenschaften machen unseren Künstler zu einem der
größten Meister der staffierten Seemalerei und zu einem der größten
Maler der holländischen Schule überhaupt. Es ist kein geringes
Lob für ihn, daß einige seiner Bilder, zu einer Zeit, wo man ihn
noch nicht kannte und schätzte, durch Änderung der Bezeichnung
zu Werken Rembrandts und A. Cuyps umgestempelt worden sind.
Van de Cappelle hat einige wenige kleine Blätter radiert, die
zu den größten Seltenheiten gehören (v. d. Kellen, Peintre-Graveur).
Auch seine Zeichnungen sind heutzutage ziemlich selten geworden,
obwohl in seinem eigenen Nachlaß deren über achthundert vorkamen.

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