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Holtzinger, Heinrich
Timgad und die römische Provinzialarchitektur in Nordafrika — Berlin, Stuttgart, [circa 1906]

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https://doi.org/10.11588/diglit.16948#0024
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Teilung durch Treppenstufen, mit den Zwischen- Grossartiger als alle Theaterruinen präsen-

gängen, den Stufen für die Ehrensessel an der tiert sich in Nordafrika das Amphitheater

Orchestra, der oberen abschliessenden Säulen- in El Djem, dem alten Thysdrus, im südlichen

reihe etc. ist vielfach, z. B. in Timgad, wo das Tunesien (Fig. 14). An Grösse wird es nur

Theater sich südlich vom Forum erhebt, noch wohl vom Kolosseum in Rom und dem Amphitheater

erkennbar (Fig. 13). Man hat hier die Zahl der in Pozzuoli übertroffen; in bezug auf Erhaltung

Plätze auf annähernd 4000 berechnet, bei einem und Macht des Eindrucks steht es dem Kolos-

Durchmesser der Cavea von reichlich 63 rri. seum wenig nach. Der wohl aus der Blüte-

Die Rückwand der Bühne ist in Timgad ver- zeit von Thysdrus, dem 3. Jahrhundert stam-

schwunden, wir haben sie uns wohl wie in mende Bau hat eine Längenachse von 150 und

Djemila, Khamissa und sonst durch Nischen eine Querachse von 125 m; die Arena misst

belebt zu denken. Wohl aber können wir in 65:52 m. In 60 Pfeilerarkaden ist der Bau

Timgad noch die Ausbildung des Hyposkenion, geöffnet; den drei noch stehenden Geschossen

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Fig. 14. Amphitheater zu El Djem
(n. Phol. v. Neurdein freres, Paris).

eines mit Nischen und Säulchen geschmückten,
inkrustierten Ziegelbaues studieren. Drei Reihen
von je vierzehn 75 cm hohen Pfeilern trugen
den hölzernen Boden der Bühne. Viereckige
Vertiefungen hinter der Vordermauer hat man
mit den Vorrichtungen zum Versenken des
Vorhangs in Verbindung gebracht. Jenseits
der zerstörten Bühnenwand erheben sich noch
die Reste einer Säulenhalle von 40 m Länge
und 3 m Tiefe. Aus der fragmentierten In-
schrift derselben hat Cagnat das Erbauungs-
jahr 167 n. Chr. ermittelt. Der Zweck der
Halle ist dunkel; sie öffnet sich auf hohem
Unterbau gegen einen länglichen Hof.

mit kompositen und korinthischen Halbsäulen
folgte ursprünglich noch ein viertes mit Pilaster-
schmuck, womit der Bau ein Höhe von 35 m
erreichte. Erst gegen Ende des 17. Jahrhun-
derts hat die Zerstörung begonnen; das Innere
wurde gänzlich ausgeraubt für den Bau des
arabischen Ortes, über dessen weissen, flachen
Häusern die noch immer imponierende, un-
geheure Masse heute thront.

6. Markthallen.

Ein besonderes Interesse erwecken in Tim-
gad die in der afrikanischen Architektur ver-
einzelt dastehenden, sonst namentlich aus Pom-

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